dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Oper für Dummies

David Pogue, Scott Speck

 

Verlag Wiley-VCH, 2016

ISBN 9783527806263 , 318 Seiten

3. Auflage

Format ePUB

Kopierschutz DRM

Geräte

10,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

Kapitel 1

Vorhang auf!


In diesem Kapitel

Ihr erstes Zusammentreffen mit der Oper

Oper: Die Pop-Musik des 19. Jahrhunderts

Sieben Sachen, die die Oper effektvoll machen

So viel schon vorab: Oper ist seltsam.

Jeder trägt Make-up. Alle singen zur gleichen Zeit. Sogar wenn es eine Oper in Ihrer Sprache ist, lieber Leser, können Sie manchmal die Worte nicht verstehen. Hier spielen Frauen Männer und Männer Frauen und 45-jährige spielen Teenager. Alle Hauptdarsteller sterben anscheinend irgendwann. Und wenn hier jemand stirbt, muss er vorher zehn Minuten darüber singen.

Wirklich, es ist die tollste Unterhaltung der Welt!

All diese seltsamen Vorgänge tragen jedoch dazu bei, unglaublich viele Menschen einzuschüchtern, und uns, Ihren Autoren, erging es genauso, als wir jung waren.

Wie beim Skifahren, Tanzen oder beim Autokauf neigen Menschen dazu, alles zu vermeiden, was ein Risiko birgt. Ganz tief im Innern sagt ihnen eine kleine Stimme, dass die eingefleischten Opernkenner sie ganz schnell entlarven und aus dem Opernhaus regelrecht »rauslachen« würden, sobald sie dort völlig unwissend auftauchten.

Aber wir verraten Ihnen nun ein Geheimnis: Niemand weiß hier etwas ohne eine kleine Hilfe – sogar nicht die ganz großen Opernkenner.

Und diese Hilfe halten Sie nun in Händen.

Oper kurz definiert


Eine Oper ist nichts anderes als ein Theaterstück. Nur, dass die Darsteller hier singen, statt zu sprechen. Sogar Musicals, in denen die Musik auch nie aufhört wie etwa Les Misérables, Evita oder Cats, sind eigentlich Opern.

Opern wurden erfunden, um die schönsten Dinge auf dieser Welt miteinander zu verbinden: ehrfurchterregendes Singen, volltönende Orchester, fesselndes Drama, tolle Tänze, aufwändige Bühnenbilder, üppige Kostüme, ausgefallene Beleuchtung und die sogenannten Special Effects. Die Gründerväter der Oper haben es tatsächlich durch die Verbindung dieser verschiedenen Künste geschafft, eine Kunstform zu kreieren, die gewaltiger ist als irgendeine andere.

Über die Jahrhunderte ist die Oper sogar noch lustiger geworden als sie es jemals war, weil

  • wir inzwischen alles über die teils schockierenden und erstaunlichen Lebensgeschichten der großen Komponisten wissen (s. Teil II),
  • allein die Tatsache, in die Oper zu gehen, uns heute auch in unserem modernen Leben die Augen öffnen kann (s. Kapitel 10),
  • die geheimnisvolle Aura um einen Opernstar ziemlich unterhaltsam sein kann (s. Kap. 4),
  • die Welt inzwischen noch viel mehr Opern hat als früher! (s. Kapitel 11 und 12)

Der Mythos »Pop versus Klassik«


Abgesehen von ihrer Unsicherheit vermeiden es viele Leute auch deswegen, in die Oper zu gehen, weil sie denken, dass es sich hierbei um eine alte, verstaubte Kunstform von Intellektuellen handelt, die vor allem für Leute reserviert ist, die Smoking und Abendkleid tragen und sich über das Menuett-Tanzen unterhalten. Die meisten Menschen gehen deswegen lieber ins Kino.

Das Lustige daran ist, dass noch bis vor kurzem (zumindest nach geologischer Zeitrechnung) in die Oper gehen genau das Gleiche war wie ins Kino gehen. Die Menschen gingen damals in die Oper, wie Sie heute vielleicht in ein Rock-Konzert gehen: Einfach um Spaß zu haben! Dort sahen sie ihre Lieblingsstars und hörten ihre liebsten Melodien. Sie trugen dabei ganz normale Kleidung; sie brachten sogar zu essen und zu trinken mit, sie jubelten, wenn ihnen etwas gefiel (oder buhten oder warfen Blumen oder schmissen Tomaten), und das alles während der Aufführung, wenn ihnen gerade danach war. Klassische Musik war Pop-Musik.

Und so war es auch, als Verdi seine Oper Othello geschrieben hatte und zur Aufführung brachte: Die Zuschauer wurden förmlich verrückt, riefen ihn immer wieder auf die Bühne, brachten ihm stehende Ovationen dar und trugen ihn schließlich auf ihren Schultern nach Hause, um ihm noch unter seinem Fenster Ständchen zu singen.

Oper ist immer noch so unterhaltsam wie früher. Nur ist man heutzutage an diese Unterhaltungsform weniger gewöhnt. Das ist alles. Wenn Sie sich einmal an diese Kunst gewöhnt haben, werden Sie erstaunt sein, wie unterhaltsam das alles ist.

Sie wissen mehr, als Sie meinen


Sie werden erstaunt sein, was Sie über die Oper bereits alles wissen. Der Werbe-Spot mit der Sopranistin, die in ihrem Luxusauto sitzt und aus vollem Halse singt, ist Oper. Ein anderer Fernseh-Spot, in dem der Held seinen Schlüssel auf dem Weg zur Oper verliert, ist ebenfalls Oper. Sogar der Bugs-Bunny-Klassiker »The Rabbit of Seville« mit Elmer Fudd, der »Kill the wabbit, kill the wabbit« zu der Melodie des Walkürenritts singt, ist Oper. In all diesen Beispielen sind die Melodien, die Sie hören, 100 % reine Opernmusik.

Das heißt also, dass die beliebtesten Opernmelodien bereits in Ihrem Kopf rumgeistern. Um sich in dieser seltsamen Welt aber wirklich wohl zu fühlen, sollten Sie ein paar mehr Dinge erkunden: ein bisschen Geschichte, ein paar Konventionen und ein paar der besten Opern überhaupt kennen. Dafür haben Sie nun dieses Buch.

Wie es euch gefällt


Nicht jede Oper wird Sie gleich so richtig antörnen, und das ist auch völlig in Ordnung.

Einige Opern sind, wie wir das im klassischen Musikgeschäft beschönigend bezeichnen, leichter

»verständlich« als andere. Das heißt einfach, dass manche Opern wunderschöne Melodien besitzen, die sie ständig summen könnten, wohingegen andere, zumindest beim ersten Hören, mehr so klingen wie Nachbars Katze bei Mondenschein …

Außerdem werden Sie, genauso wie Sie in der Pop-Musik Ihre Lieblingsgruppen haben, auch in der Opernwelt Ihre Lieblingskomponisten haben. Vielleicht spricht Sie ja ein bestimmter Stil zunächst mehr an als alle anderen.

Sieben Sachen, die Oper effektvoll machen


Obwohl es eine unglaubliche Stilvielfalt innerhalb der Musikwelt gibt, machen gerade immer ganz bestimmte Qualitäten eine Oper zum Erfolg. Von den 25.000 Opern, die in der Library of Congress in den USA aufgelistet sind, werden heutzutage weniger als 100 regelmäßig aufgeführt. Und hier sind die sieben Gründe dafür.

Von Herzen (… mit Schmerzen)


In den besten Opern, die wir kennen, waren die Komponisten selbst zutiefst von dem Thema bewegt. Sie suchten sich als Thema etwas, zu dem sie persönlich einen starken Bezug hatten. Beethovens Fidelio zum Beispiel handelt von einem Menschen, der darum kämpft, sich aus den Zwängen von Tyrannei und Unterdrückung zu befreien – so wie Beethoven selbst gegen die schwere Bürde seiner Taubheit ankämpfte. Die Fledermaus wiederum ist die populärste Operette von Johann Strauß (der mit der schönen blauen Donau, Sie wissen schon) und das ist auch kein Wunder: Die Oper ist voll mit schunkelnden Walzermelodien und jauchzenden Polkas, ganz besondere Qualitäten, die Strauß zum Superstar gemacht haben. Giacomo Puccini lebte jahrelang als junger Komponist am Rande der Armut und brachte all seine Lebenserfahrung in La Bohème ein, seinen größten Hit.

Giuseppe Verdi, einer der größten Opernkomponisten, hielt sich für einen ganz normalen Menschen. Dadurch fühlte er sich zu Geschichten hingezogen, die von ganz normalen Menschen in außergewöhnlichen Situationen handelten. Ein Komponistenkollege hatte das Libretto zu Nabucco nach Durchsicht abgelehnt, Verdi jedoch nahm die Geschichte der hebräischen Sklaven, die um ihre Freiheit kämpfen, sofort gefangen. Diese Oper wurde sein erster großer Erfolg.

In jedem oben beschriebenen Fall war der Komponist fähig, die Geschichte in Musik umzusetzen, weil er sie gut verstand. Das Ergebnis ist dann völlig überzeugend.

Menschliches, allzu Menschliches


Alle guten Opern – und auch alle guten Filme und Musicals – drücken tief verwurzelte menschliche Gefühle aus (außer Cats, hier handelt es sich um tief verwurzelte Katzengefühle).

Wir sprechen jetzt nicht von alltäglichen kleinen Ärgernissen wie der Frustration darüber, dass der Zugang zum Internet mal wieder besetzt ist oder dem Ekel darüber, dass auf Ihrer Pizza eine Küchenschabe hockt. Nein, wir reden über die ganz großen Gefühle wie Liebe, Wut, Stolz, Lust, Gier und Neid. In den besten Opern werden diese Gefühle zu dem Motor, der die Handlung vorantreibt.

Der Grund dafür ist ganz einfach: Diese Gefühle sind universal. Ganz egal, worum es geht, egal auch, an welchem Ort oder zu welcher Zeit die Oper spielt, die Gefühle bleiben die gleichen.

Und genau deswegen singen die Leute auch in den Opern. Gefühle in Musik auszudrücken macht sie irgendwie...