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Europäische Währungsunion für Dummies

Hanno Beck, Aloys Prinz

 

Verlag Wiley-VCH, 2016

ISBN 9783527802470 , 396 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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15,99 EUR

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Kapitel 1

So geht Währungsunion

In diesem Kapitel

Währungsunion in der Theorie

Der Weg in der Praxis

Die Rettungsaktionen

Die Zukunft der Währungsunion

Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Gesamtüberblick über die Idee und Praxis der Währungsunion. Sie erfahren, welche grundsätzlichen Probleme eine Währungsunion mit sich bringt und welche Mittel es gibt, diese Probleme zu vermeiden. Weiterhin erhalten Sie einen Kurzüberblick über die Eurokrise, über die Rettungsaktionen der europäischen Mitgliedstaaten und über mögliche Wege zur Stabilisierung des Euro.

Währungsunion in der Theorie

Warum braucht man überhaupt eine Währungsunion – welche Vorteile bringt es mit sich, eine gemeinsame Währung zu haben? Eigentlich ist es intuitiv einleuchtend, dass nicht alle Staaten gleichermaßen geeignet sind, eine gemeinsame Währung zu haben. Um diese Intuition zu überprüfen, muss man aber zuerst wissen, wie eine Wirtschaft mit einer eigenen Währung funktioniert. Aus der Funktionsweise einer eigenständigen Währung mit einem eigenen Wechselkurs ergeben sich fast schon automatisch die Vor- und Nachteile einer Währungsunion.

Das kann eine Währungsunion

Eine Währungsunion zwischen zwei Staaten ist gleichbedeutend damit, dass der Wechselkurs zwischen ihnen abgeschafft wird. Der Wechselkurs ist eine Art Scharnier zwischen zwei Volkswirtschaften, der sich immer dann ändert, wenn sich die beiden Länder ökonomisch auseinanderentwickeln. Steigen beispielsweise in Land A die Preise, so werden dessen Produkte für das Ausland B teurer, weswegen es weniger Waren in A einkauft. Die Nachfrage nach den Gütern aus A sinkt, weswegen auch die Nachfrage nach der Währung des Landes A sinkt (die man ja braucht, um dessen Waren zu kaufen). Das führt dann in der Regel dazu, dass die Währung dieses Landes abwertet, also billiger wird – und damit auch Einkäufe in Land A.

Die Mechanik der Wechselkurse sowie die Vor- und Nachteile fester sowie flexibler Wechselkurse erläutert Kapitel 3.

Sie sehen, ein Wechselkurs ist eine Art automatischer Schockabsorber, der zum Einsatz kommt, wenn sich zwei Staaten wirtschaftlich auseinanderentwickeln. Verändert sich ein Staat, so verändern sich auch seine Beziehungen zu anderen Staaten – Exporte, Importe, Kapitalflüsse – und wenn sich diese Beziehungen verändern, ändert sich der Wechselkurs.

Ein flexibler Wechselkurs zwischen zwei Staaten ist also eine Art Thermometer, das Auskunft darüber gibt, ob – und wenn ja, wie weit – sich zwei Staaten ökonomisch auseinanderentwickeln. Dabei bestimmt sich der Wechselkurs einer Währung gegenüber dem Ausland durch die Nachfrage des Auslandes nach den Waren und Dienstleistungen des Inlandes und durch die Kapitalströme zwischen den beiden Staaten.

Natürlich wirft so ein Wechselkurs auch Probleme für die heimische Wirtschaft auf:

Schwankt der Wechselkurs zu stark, wird es für Exporteure und Importeure schwieriger, ihre Kosten und Preise zu kalkulieren. Zwar kann man dieses Problem durch Verkauf und Kauf der Währungen im Voraus (sogenannte Devisentermingeschäfte) reduzieren, aber diese Transaktionen kosten etwas.

Für Privatleute macht sich der Wechselkurs vor allem bemerkbar, wenn sie ins Ausland reisen und ihr Geld gegen fremde Währung eintauschen müssen – gegen eine entsprechende Gebühr.

Hält man die Vorteile fester Wechselkurse für stichhaltiger als ihre Nachteile, kann man sich auch fragen, warum man nicht gleich zu einer gemeinsamen Währung übergeht, also eine Währungsunion gründet. Schließlich besteht eine Währungsunion aus Ländern, die eine gemeinsame Währung haben, also eine Währung ohne jedes Änderungsrisiko von Wechselkursen. Das schafft doch Sicherheit für alle Beteiligten. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht – welche Probleme bringt eine Währungsunion mit sich?

Schocks und Konvergenz

Das erste Problem liegt auf der Hand: Wenn der Wechselkurs so etwas wie ein automatischer Schockabsorber ist, dann fällt genau dieser Schockabsorber bei der Gründung einer Währungsunion weg. Das Problem einer Währungsunion sind vor allem Schocks, also Ereignisse, die dazu führen, dass zwei Staaten sich wirtschaftlich auseinanderentwickeln. Das kann plötzlich geschehen, aber auch schleichend; entscheidend ist, dass diese Schocks beide Länder nicht gleichermaßen treffen – genau diese Asymmetrie in der Betroffenheit ist es dann, die dazu führt, dass zwei Staaten sich wirtschaftlich auseinanderentwickeln können.

Kapitel 5 erläutert, welche Arten von Schocks es gibt, welche Folgen sie haben können und welche Gegenmaßnahmen die Politik ergreifen kann.

Die unmittelbare Folge solcher Schocks besteht darin, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Staaten unterschiedlich verläuft, sie bewegen sich sozusagen nicht mehr im Gleichklang. Normalerweise würde jetzt der Wechselkurs dieses Auseinanderdriften der Volkswirtschaften abfedern, aber da in einer Währungsunion kein Wechselkurs existiert, ist das nicht mehr möglich. Gibt es andere Möglichkeiten?

Geld- und Fiskalpolitik in einer Währungsunion

Generell versuchen Staaten bei schlechter gesamtwirtschaftlicher Entwicklung gegenzusteuern – das geschieht zumeist mit Hilfe von Geld- und Fiskalpolitik.

Die Ansatzpunkte und Instrumente der Geld- und Fiskalpolitik, ihre vermuteten Wirkungen und die Kritik daran finden Sie in Kapitel 4.

Bei expansiver Fiskalpolitik erhöht der Staat seine Ausgaben und hofft, dass er auf diesem Weg die gesamtwirtschaftliche Nachfrage beleben kann; man spricht auch davon, die Konjunktur anzuschieben. Im besten Fall kommt es zu einem sich selbst verstärkenden Aufschwung.

Bei expansiver Geldpolitik erhöht die Notenbank die Geldmenge und hofft, dass dadurch die Investitionen und der Konsum steigen – auch das würde dann aus der Krise herausführen.

Bei Existenz eines Wechselkurses ist eine solche inländische Politik grundsätzlich möglich (ob sie in jedem Fall erfolgreich sein wird, ist umstritten; Kapitel 4 zeigt auch die Folgen dieser Politik für den Wechselkurs), aber in einer Währungsunion wird das schwierig. Zumindest eine eigenständige Geldpolitik der jeweiligen Staaten ist nun nicht mehr möglich, da es in einer Währungsunion nur eine Währung gibt und damit auch nur eine Geldpolitik. Wenn nun in einem Land der Währungsunion ein Boom herrscht, im anderen Land hingegen Flaute, so kommt es zu einem Konflikt: Das Boom-Land möchte die Geldmenge lieber knapp halten, um Inflation zu verhindern, das Flaute-Land hingegen möchte die Geldmenge ausweiten, um aus der Flaute zu kommen – beides gleichzeitig ist aber in einer Währungsunion nicht möglich; für mindestens ein Land wird die gemeinsame Geldpolitik der Union immer falsch sein.

Bliebe noch die expansive Fiskalpolitik zur Bekämpfung wirtschaftlicher Flauten, aber auch hier gibt es einen Haken: Für diese Politik verschulden sich Staaten zumeist, was zur Folge haben kann, dass sie sich überschulden. Was aber passiert, wenn ein Mitgliedstaat einer Währungsunion überschuldet ist? Kann man ihn wirklich einfach pleitegehen lassen? Können Sie sich vorstellen, dass die deutsche Regierung nicht eingreifen würde, wenn, sagen wir, das Saarland pleite ist? Unter anderem aus diesem Grund hat man im Fall der europäischen Währungsunion Grenzen für die Staatsverschuldung der Mitgliedstaaten vorgegeben – was es aber erschwert, aktive Fiskalpolitik zur Bekämpfung einer wirtschaftlichen Flaute zu betreiben.

Damit fehlen einem Land in einer Währungsunion gleich drei wichtige wirtschaftspolitische Instrumente, um mögliche Krisen im Inland zu bekämpfen, nämlich

die Geldpolitik als aktives Instrument zur Bekämpfung von asymmetrischen Krisen,

die Fiskalpolitik bei Staatsschuldenproblemen und

der Wechselkurs als automatischer Schockabsorber.

Staaten, die sich zu einer Währungsunion zusammenschließen, fehlen also wichtige Instrumente für die Bekämpfung wirtschaftlicher Fehlentwicklungen. Gerade diese Fehlentwicklungen sind es, die in einer Währungsunion Probleme schaffen können: Wenn sich zwei Mitgliedstaaten einer Währungsunion auseinanderentwickeln, der Wechselkurs dies nicht abfedern kann und die Staaten auch keine Möglichkeit haben, diese Fehlentwicklungen mittels Fiskalpolitik selbst zu korrigieren, entsteht rasch eine Sollbruchstelle für die Währungsunion. Wenn ein Staat in eine Krise rutscht, diese aber nicht auf herkömmliche Art – Wechselkurs, Geld- oder Fiskalpolitik –...