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Gefangen

Sira Rabe

 

Verlag SALAX, 2008

ISBN 9783866085626 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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3,99 EUR

  • Justine - oder Vom Missgeschick der Tugend
    Die Werwölfe - Roman
    Hochzeit der Sklavin - Der Sklavin schwerste Prügun
    Die Dornen der Sklavin - Die Unterwerfung einer Hochmütigen
    Demütig

     

     

     

     

 

 

Kapitel 1

Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet und entleerte seine vollen Stauseen. Ein ausgesprochenes Sauwetter! Überall standen tiefe Pfützen auf den Wegen und Delia fragte sich, welcher Teufel sie dazu verführt hatte, ausgerechnet heute einen Einkaufsbummel zu machen. Eigentlich überstiegen diese Ausgaben sowieso ihr Budget und sie wusste, dass es die pure Frustbekämpfung war.

Gerade eben sprangen flackernd die Straßenlaternen an und warfen Re-flexionen auf die Wasserflächen, auf denen die herabfallenden Regentropfen dichte Kringel bildeten. Zögernd betrachtete Delia die Leuchtreklame des Ladens gegenüber. Lovetoys for girls. Sollte sie oder sollte sie nicht? Nun, wenn sie ein wenig Spaß haben wollte, dann musste sie wohl! Sie gab sich einen Ruck, tänzelte geschickt um die Pfützen herum und schüttelte unter dem Vordach stehend gründlich ihren pitschnassen Regenschirm aus, ehe sie eintrat.

Ein helles Glockenspiel, das durch den Luftzug beim Öffnen der Tür in Schwung gebracht wurde, kündigte ihren Besuch an. Sabrina hatte das richtige Feingefühl bewiesen, als sie ihr diesen Laden empfohlen hatte. Er wirkte übersichtlich, unaufdringlich, mit einer persönlichen Note. Überall hingen bunte Lichterketten und Girlanden an den Regalen und zauberten eine stimmungsvolle Atmosphäre. Die Decke war teilweise mit Spiegelkacheln verkleidet, teils dunkelblau gestrichen, und die darin eingelassenen Spots wirkten wie übergroße Sterne.

Delia stellte den Regenschirm in dem bereitstehenden Schirmständer neben der Tür ab und ließ ihren Blick schweifen. Schade, dass ihre beste Freundin ausgerechnet heute keine Zeit hatte. Da gab es einmal im Vierteljahr diese coole Einkaufsnacht, in der selbst die kleineren Geschäfte bis vierundzwanzig Uhr geöffnet hatten, und sie war nicht dabei.

Sabrina arbeitete als Stewardess. Der absolute Traumjob, den Delia auch gerne gelernt hätte. Aber ein paar kleine Mängel verhinderten, dass sie die Aufnahmeprüfung schaffte. Sabrina kam viel herum, hatte meistens zwischen Hin- und Rückflug genügend Zeit für eine ausgedehnte Stadttour und wusste inzwischen in allen ausländischen Flughafenstädten, wo es die interessantesten Geschäfte gab. Delia hatte ihr anfangs voller Neid zugehört, wenn sie davon erzählte. Davon und von ihren verschiedenen Liebhabern. Sabrina kannte keine Scham. Sie nannte zügellos Details und amüsierte sich königlich, wenn Delia dabei errötete und sich in spielerischem Entsetzen die Ohren zuhielt. Auf jeden Fall war Sabrina auf derartige Ausnahmeregelungen der Einkaufszeiten nicht angewiesen. Ihr boten sich genügend Gelegenheiten. Aber Delia hätte sie trotzdem gerne beratend dabeigehabt.

Im Gegensatz zu ihr kaufte Sabrina schon seit langer Zeit immer wieder mal Sexspielzeug, benutzte es als zusätzlichen Spaßfaktor beim gemeinsamen Sex mit ihrem Lover, hatte aber bislang erfolglos versucht, Delia davon zu überzeugen. Aber jetzt, da Delias Freund sie nach dreieinhalb Jahren wegen einer anderen sitzen gelassen hatte, hatte sie ihre Meinung geändert.

Ein neuer Mann? Nein. Jedenfalls vorläufig nicht. Sie musste erst mal wieder zu sich selbst finden. Aber die dauernde sexuelle Abstinenz machte sie unzufrieden. Sie brauchte mehr als simple Selbstbefriedigung. Also musste ein brauchbarer Ersatz her.

«Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?» Eine rothaarige Mittvierzigerin, perfekt geschminkt, in einem hautengen Kleid mit tiefem Dekolleté, tauchte neben Delia auf.

«Ja, ich glaube schon.»

Sabrinas Beschreibung der Geschäftsinhaberin war absolut zutreffend. Sie war sehr attraktiv, wirkte vertrauenswürdig, hatte eine warme, samtige Stimme.

«Ich möchte einen Vibrator kaufen, aber ich weiß noch nicht genau welchen. Eine Freundin von mir hat einen, der wie ein Delfin aussieht. Den finde ich echt schön …»

Ihr Gegenüber zeigte Verständnis. «Sie suchen also etwas Besonderes. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen ein paar Modelle, die echt lustig aussehen und über ganz wunderbare Extras verfügen.»

Sie lächelte unaufdringlich und Delia entspannte sich ein wenig. «Ja, danke, das wäre nett von Ihnen.»

«Hm, hier, da hätten wir zum Beispiel Fritzchen. Es gibt ihn in zwei Ausführungen. Die einfachere Version vibriert in fünf Stufen, die exklusivere in acht und außerdem rotiert der Kopf. Es gibt ihn in quietschgrün, knallrot und kobaltblau.» Sie schaltete das Ansichtsexemplar ein und drückte es Delia in die Hand. «Spüren Sie, wie schön er vibriert, und streicheln Sie ruhig mal drüber. Fühlt sich die Oberfläche nicht unglaublich angenehm an?»

Delia nickte. Sie schloss ihre Finger um die gerundete Spitze, die sich weich in ihre Handfläche schmiegte. Die Vielfalt der Vibratoren, die zumeist kräftigen Farben, das teilweise sehr spaßige Design mit Dino- oder Delfinköpfen, das nichts mit einem natürlichen Penis gemeinsam hatte, mit oder ohne separaten Klitorisanimator, sowie die vielen anderen Raffinessen verwirrten sie – abgesehen von den Preisen, die ihr Konto in diesem Monat endgültig sprengen würden.

Das Glockenspiel signalisierte, dass jemand das Geschäft betreten hatte. Die Verkäuferin schaute prüfend um die Ecke des Regals Richtung Tür und sagte dann zu Delia: «Ah, es ist mein Schwager, er will etwas bei mir abholen. Ich hoffe, Sie kommen einen Augenblick alleine zurecht? Es wird nicht lange dauern.»

«Ja, natürlich. Danke für Ihre umfassende Beratung», erwiderte Delia freundlich. «Gehen Sie ruhig. Eigentlich bin ich im Moment knapp bei Kasse, deswegen muss ich noch ein wenig nachdenken, was ich nehme – aber ich will auf jeden Fall eins von diesen Dingern!»

Die Rothaarige nickte. «Melden Sie sich bitte, wenn Sie noch eine Frage haben. Ich führe Ihnen auch gerne noch etwas vor.» Dann ließ sie Delia alleine.

Wenig später hörte Delia sie leise mit einem Mann sprechen. Die Stimmen klangen angespannt, sie diskutierten irgendetwas, aber sie redeten zu leise, als dass Delia konkret verstand, um was es ging. Lediglich ein paar Wortfetzen drangen bis zu ihr vor.

Ärgerlich … ausgerechnet heute … nein … nicht gut … keine spontane Lösung … schlecht fürs Image …

Die Verkäuferin deutete auf die Deckenspiegel. Aufmerksam beobachtete der Mann, wie Delia sich vor dem Regal bewegte. Sie wiegte sich zur Musik aus den Lautsprechern in einer sanften, natürlichen Bewegung, völlig im Rhythmus, summte dabei vor sich hin. Sie war wohl ganz in Gedanken versunken und fühlte sich scheinbar unbeobachtet. Er schaute die Frau zustimmend an.

Schließlich entschied Delia sich für das Design mit dem blauen Delfinkopf, ein stromlinienförmiges, elegantes und zugleich lustiges Modell. Mit dem würde sie sicherlich Spaß haben und die Tristesse der einsamen Nächte vertreiben. Als sie um die Ecke des dicht gefüllten Regals bog, um zur Kasse zu gehen, bemerkte sie, dass die Inhaberin, die jetzt hinter dem Tresen stand, sich immer noch mit dem Mann unterhielt. Beide musterten sie derart penetrant, dass Delia sofort den Eindruck gewann, sie hätten von ihr gesprochen. Delia runzelte die Stirn. Sie legte die Schachtel mit dem Vibrator auf den Ladentisch.

Der Kleiderschrank-Typ räusperte sich. Er maß ungefähr einen Meter neunzig und war kräftig, muskulös, durchtrainiert und gut gekleidet. Sein Anzug war aus gutem Tuch und saß wie gegossen. Eine zarte Wolke von Sandelholz umgab ihn, die sein Eau de Toilette verströmte. Auf Delia wirkte er dennoch nicht wie ein ganz normaler Geschäftsmann, und so ganz falsch lag sie bei ihrer Annahme nicht, wie sich bald herausstellte.

«Entschuldigen Sie», sagte er mit einer leicht rauchigen, tiefen Stimme, «ich würde Sie gerne etwas fragen.»

Delia hob die Augenbrauen. «Ja, bitte?» Wahrscheinlich kam jetzt diese Haben-wir-uns-nicht-schon-mal-irgendwo-gesehen-Nummer? Darauf stand sie aber absolut nicht!

«Ich stecke gerade in einem Schlamassel – bitte erschrecken Sie nicht über meinen Vorschlag! Mir sind mehrere meiner Mitarbeiterinnen ausgefallen. Aufgrund des miesen Regenwetters greift wohl eine Grippewelle um sich. Jedenfalls liegen ein paar meiner Damen mit Fieber im Bett. Ich wollte Sie fragen, ob Sie sich vorstellen könnten, auszuhelfen. Ich habe Sie ein wenig beobachtet. Sie bewegen sich sehr gut zur Musik und Sie sind sehr attraktiv. Natürlich gegen eine gute Bezahlung.»

Vorsicht und Misstrauen rührten sich bei Delia. «Worum geht es? Soll ich etwa tanzen?»

«Nun, nicht direkt. Das ist es ja gerade. Erschrecken Sie bitte nicht. Der Job ist ein wenig anders, also hören Sie es sich bitte erst mal an. Vielleicht reizt es Sie aber, denn meine Schwägerin erzählte mir gerade, dass Sie unter Geldmangel leiden und einen Nebenverdienst gebrauchen könnten?» Nun, so ließ sich ihre Geldknappheit auch interpretieren. Delia wurde neugierig.

«Mein Name ist Max Koos. Ich führe in der Nähe ein Edelbordell und …»

«Nein», unterbrach ihn Delia entrüstet. «Kommt gar nicht in Frage!»

«Warten Sie, lassen Sie ihn doch bitte ausreden. Es ist nicht so, wie Sie denken!», bat die Rothaarige.

Delia schnaubte ablehnend.

«Sehen Sie, unser Bordell heißt Sultan’s und diesem Namen werden wir unter anderem dadurch gerecht, dass eine unserer Damen in Haremskleidung auf einem Podest angebunden wird, sozusagen als Sklavin. Manche Männer mögen das. Ein bisschen schauen und necken, die Hilflosigkeit der Sklavin ausnutzen, ohne dass jedoch wirklich etwas passiert! Heute am Freitag ist natürlich besonders viel los und...