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Hexenherz. Eisiger Zorn

Monika Loerchner

 

Verlag acabus Verlag, 2017

ISBN 9783862824588 , 431 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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5,99 EUR


 

Kapitel 3 Missmutig schaue ich auf. Ich bin gerade dabei gewesen, mir eine Karte der westlichen Region des Großen Moldawischen Reiches einzuprägen, als jemand meinen Namen gerufen und mich aus meiner Konzentration gerissen hat. Ich bin sowieso in gereizter Stimmung: Da die Woche meiner Magieerneuerung begonnen hat, kann ich nicht mit auf Patrouille gehen. Nicht mal so einfache Dinge wie Schutzzauber über Uniformen sprechen oder Heiltränke zubereiten ist mir möglich. Wie ich es hasse, hier untätig herumzusitzen, während meine Schwestern ihr Leben riskieren! Aber so ist es nun mal und den anderen Frauen geht es nicht anders: In dieser Zeit ohne Magie wäre ich den aufständischen Männern mit ihren Waffen schutzlos ausgeliefert oder schlimmer noch, würde die anderen Frauen der Garde in Gefahr bringen. Also verbringe ich meine Abende in dem Einzelzelt, das mir als Gardenzweite zusteht, und vertreibe mir die Zeit mit dem Studieren von Landkarten. Tagsüber drille ich junge Anwärterinnen im körperlichen Kampf. So kann ich wenigstens einen kleinen Beitrag leisten, während sich meine Magie erneuert. 'Herein', rufe ich unwillig. Die Zeltplane wird auseinander geschoben und herein tritt Richard, Rickie, mein kleiner Bruder. Überrascht schaue ich ihn an. 'Was willst du denn hier?' 'Welch warmherzige Begrüßung, Schwesterchen', grummelt er gutmütig und schenkt mir sein schiefes Lächeln. 'Willst du mich denn nicht umarmen?' Er schließt die Tür und kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Ich zucke mit den Schultern, stehe auf und lasse es zu, dass er mich an sich drückt. Ich fühle mich seltsam spröde dabei. Zärtliche Gefühlsbekundungen sind nicht mein Ding. Ich bewege mich keinen Millimeter, lasse die Berührung nur kurz zu und winde mich dann heraus. Erleichtert lasse ich mich wieder auf den Boden sinken. Mit einer Geste fordere ich Richard auf, es mir gleich zu tun. Als Tisch dient mir eine kleine Truhe mit Platz für meine persönlichen Sachen: Uniform, Notfallwaffen, falls es während meiner Tage der Erneuerung zu einem Angriff kommt, ein paar Heiltränke. Jede hohe Gardistin hat solch eine Truhe in ihrem Zelt, die einfachen Kriegerinnen müssen sich mit einem Rucksack und Zweier- oder Viererzelten zufrieden geben. In einer Ecke liegt meine Schlafdecke, in der anderen ist eine kleine Feuerstelle, das war's. Richard scheint sich ähnliche Gedanken zu machen: Er sieht sich in meiner schlichten Behausung um und verzieht das Gesicht. 'Himmel, ein bisschen mehr Luxus hatte ich schon erwartet!', lächelt er und setzt sich mir gegenüber auf den Zeltboden. Ich zucke mit den Schultern. Irgendetwas an der Art, wie er das sagt, geht mir auf die Nerven. 'Was denn? Dachtest du, dass die Frauen, die das Reich und auch all die ach so armen Männer beschützen, es sich hier gut gehen lassen und ein Leben in Luxus führen?', fauche ich. Richard zuckt zusammen. Kein guter Start. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns seit vier Jahren nicht mehr gesehen haben. Mir war allerdings noch nie groß daran gelegen, über Belanglosigkeiten zu plaudern, lieber komme ich direkt zur Sache. 'Was willst du hier?' 'Du hast dich kein bisschen verändert', seufzt Richard und mustert mich aus seinen dunklen, schönen Augen. 'Warum sollte ich auch?' Ich habe nicht vor, mich vor meinem kleinen Bruder für irgendwas zu rechtfertigen. Und, es tut fast weh es zuzugeben, seine Worte verletzen mich; in allem, was er sagt, klingt ein Vorwurf durch. Richard schüttelt den Kopf, schließt für einen Moment die Augen, holt tief Luft. Atmet bedächtig wieder aus. Als er die Augen wieder öffnet, ist sein Blick mild. 'Ich bin kaum eine Minute hier und schon fangen wir an zu streiten', sagt er leise. 'Dabei freue ich mich so, dich endlich wiederzusehen, Schwesterchen! Zu viel Zeit ist vergangen, seit du das letzte Mal Heimaturlaub hattest!