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Auf der Walz. Die abenteuerliche Reise des Hannes - Historischer Roman

Julian Letsche

 

Verlag Gmeiner-Verlag, 2011

ISBN 9783839236406 , 464 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

Kapitel 11 (S. 229-230)

In seiner grenzenlosen Wut wollte Heinrich den eingeschüchterten Meister am Wams packen, besann sich aber in letzter Sekunde eines Besseren. »Richte deinen Zunftkollegen aus«, der aufgebrachte Mann rang sichtlich um Fassung, »dass Heinrich Klingner nicht so schnell aufgibt.« Grußlos, nicht nach rechts oder links schauend, verließ er das altehrwürdige Zunfthaus und rannte, ungeachtet der Kälte, durch die Gassen. Seine Gedanken kreisten unentwegt um die Abfuhr, die er soeben erhalten hatte.

Was war der Grund, warum die strengen Zunftregeln nicht einmal eine Ausnahme gestatteten? Auf der Suche nach einem Ausweg überlegte er hin und her, bis ihm plötzlich ein rettender Gedanke kam. Hatte nicht der alte Neumann gesagt, falls es irgendwelche Probleme gäbe, könne Heinrich sich vertrauensvoll an ihn wenden? Gleich morgen nach der Messe würde er den Kaufmann um eine Unterredung bitten.

Die Kirche war an diesem Tag erneut zum Bersten gefüllt, was vielleicht damit zusammenhing, dass der beliebte Pfarrer Alber mehr und mehr dazu übergegangen war, den Gottesdienst im Sinne Luthers zu zelebrieren. Was dem gottesfürchtigen Mann jedoch nach wie vor große Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass der aufrührerische Wittenberger Mönch seit seiner Heimreise vom Reichstag in Worms nicht mehr gesehen worden war.

Alber stand in regelmäßigem Briefkontakt mit seinem früheren Studienkollegen Melanchton, doch auch dieser enge Gewährsmann Luthers wusste nichts über den Verbleib seines Freundes und rechnete mit dem Schlimmsten, zumal das Wormser Edikt den Kirchenkritiker für vogelfrei erklärt hatte.

Das bedeutete, dass jedermann Luther gefangen nehmen oder sogar erschlagen konnte, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Aber auch Pfarrer Alber hatte mit allerlei Widrigkeiten zu kämpfen. Gewiss war die Zustimmung zu seinen Veränderungen zumindest bei der einfachen Bevölkerung enorm, doch im Rat der Stadt saßen einflussreiche Männer, die ihn lieber heute als morgen brennen sehen würden.

Der Prediger wurde zudem das Gefühl nicht los, auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden, weswegen er mehrfach mit dem Gedanken gespielt hatte, als reuiger Sünder in den Schoß der Mutter Kirche zurückzukehren. Stand er jedoch, wie an diesem Sonntag, vor seiner in Scharen versammelten Gemeinde, fiel jeglicher Wankelmut von ihm ab.