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Plötzlich verheiratet - mit einem Millionär

Robyn Grady

 

Verlag CORA Verlag, 2008

ISBN 9783863499310 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

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1. KAPITEL

Immer wieder musste Tamara Kendle zu dem attraktiven dunkelhaarigen Mann hinübersehen, der da allein in der vordersten Bank der Kapelle saß – reglos wie ein Fels, den Blick starr geradeaus gerichtet.

Jedes Mal, wenn ihre Aufmerksamkeit nicht ganz dem Pfarrer auf der Kanzel galt, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Schließlich war sie hier, um sich von jemand Besonderem zu verabschieden. Einem Menschen, den sie so sehr vermisste, dass es fast körperlich schmerzte. Sie fühlte sich wie betäubt, gefangen irgendwo zwischen der Wirklichkeit und der Hölle.

Und doch wurde ihr Blick weiterhin wie magisch von dem breitschultrigen Mann links neben dem Rosenholzsarg und den duftenden Lilien angezogen. Obwohl sie sich nie persönlich begegnet waren, kannte Tamara ihn nicht nur vom Hörensagen.

Armand De Luca, Multimillionär und der Stahlmagnat Australiens, der letzte Nachkomme seiner Familie.

Zumindest dachte er das.

Tamara hatte bereits Platz genommen, als De Luca in die Aussegnungskapelle gekommen war. Die ganze Trauerfeier über strahlte sein klassisches Profil die Zuversicht aus, die Männer bewunderten und Frauen sich sofort verlieben ließ. Kantiges Kinn, wohlproportionierte Nase und Lippen, und Augen … strahlend blau, leicht melancholisch und doch allwissend.

„Danke Ihnen allen, dass Sie gekommen sind.“ Tamaras Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Pfarrer. „Nebenan ist ein Imbiss für diejenigen vorbereitet, die sich gemeinsam an Marc Earle erinnern möchten.“

Tamara bekreuzigte sich, sprach still ein Gebet, dann seufzte sie traurig auf. Marc war ihr liebster Freund gewesen. Sie hatten zusammen gelacht, einander alles anvertraut. Und vor ein paar Monaten, als eine Serie unglücklicher Ereignisse sie beinahe in die Knie gezwungen hätte …

Ihr stiegen Tränen in die Augen.

Sie war eine Kämpferin. Das hatte sie bereits als Kind sein müssen. Aber in jener Nacht hatte sie jemanden gebraucht, und, wie immer, war Marc da gewesen.

Als Tamara aufstand, fröstelte sie. Während die anderen Trauergäste langsam die Kapelle verließen, ging Armand De Luca zum Sarg. Mit versteinerter Miene neigte er den Kopf, dann streckte er die Hand aus und berührte das glänzende Holz.

Tamara wurde übel. Sie strich sich das lange dunkle Haar aus dem Gesicht und presste, die Augen geschlossen, eine Hand auf ihren Bauch. Sie atmete tief ein, dann langsam wieder aus. Als sich ihre morgendliche Übelkeit legte, ging ihr Blick erneut zum Sarg hinüber. De Luca war weg.

Sie schlang die Arme um sich, weil ihr plötzlich kalt war, und folgte den anderen nach draußen.

Zwei Freundinnen von Marc gesellten sich zu ihr. Bis auf ihr Haar glichen sich die Zwillinge Kristin und Melanie wie ein Ei dem anderen. Sie hatten ihren netten Nachbarn oft besucht, damit er alles Mögliche für sie erledigte oder ihre Streitereien schlichtete. Jetzt wirkten die beiden ganz verloren.

Langsam schüttelte die blonde Kristin den Kopf. „Ich bin immer noch geschockt. Dabei habe ich ihm noch gesagt, er soll sich bloß nicht dieses blöde Motorrad kaufen.“

Melanie, die rotbraune Locken hatte, putzte sich die Nase. „Das hätte nie jemandem passieren dürfen, der so gut war wie Marc.“ Seufzend sah sie Tamara an. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du klarkommst. Erst geht dein Geschäft unter, dann das Feuer, jetzt das hier.“

Während Tamara noch nach einer passenden Antwort suchte, fuhr Kristin ihre Schwester an: „Großartig, Mel. Dass du sie daran erinnerst, war wirklich nicht nötig.“

„Ich habe doch nur gemeint, dass drei Schicksalsschläge in Folge …“ Melanie sah verlegen drein. „Na ja, das muss hart sein.“

Drei Schicksalsschläge?

Tamara schwankte leicht.

Wohl eher vier.

Andere Trauergäste traten zu ihnen. Während Tamara mit halbem Ohr der Unterhaltung zuhörte, starrte sie auf das Panorama von Sydney, auf das man von der auf einer Anhöhe gelegenen Trauerhalle einen schönen Blick hatte. Normalerweise war sie begeistert vom Anblick der Gebäude rund um den Hafen. Doch heute hatte sie keinen Sinn dafür.

Als ihr Unwohlsein schlimmer wurde und die Trauergäste sich in den Raum begaben, in dem Sandwiches und Tee bereitstanden, suchte sie die nächste Toilette auf. Einen Augenblick später klammerte sie sich an ein Waschbecken.

Himmel, sie würde sich übergeben müssen. Aber wenigstens war sie allein. Vornübergebeugt, die Stirn gegen den Unterarm gelehnt, überließ sie sich ihrer Übelkeit und dem Bild, das ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte – Marcs Gesicht, als er erfuhr, dass er bald Vater werden würde. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebe, sie heiraten wolle. Wie hätte sie da gestehen können, dass sie ihn auch liebte – nur eben nicht so.

Der Geruch eines herb-frischen Desinfektionsmittels half ihr, die Übelkeit zu bezwingen. Einen Moment später spitzte sie die Ohren und richtete sich auf. Hatte sie etwas gehört – ein Klopfen?

Sie sank wieder in sich zusammen. Nein, nur blank liegende Nerven und reine Einbildung. Aufstöhnend drehte sie den Wasserhahn auf. Sich das Gesicht zu benetzen konnte ihr nur guttun.

„Entschuldigung, Ms. Kendle?“

Beim Klang der dunklen, angenehmen Stimme fuhr Tamara zusammen. Sie wirbelte zur einzigen Tür, die der Waschraum hatte, herum und sah sich einer maskulinen Silhouette gegenüber. Weil ihr Herz so heftig klopfte, presste sie eine Hand auf das Oberteil ihres schwarzen Kleides, schluckte und fand endlich die Sprache wieder. „Gütiger Himmel, Sie haben mich fast zu Tode erschreckt!“

Er hob eine dunkle Braue und zog schmunzelnd einen Mundwinkel hoch. „Ich bitte um Verzeihung. Als Sie hier im Waschraum verschwanden und so lange blieben, fürchtete ich schon, Sie verpasst zu haben.“ Er holte tief Luft, und sein perfekt sitzendes Jackett spannte sich leicht über seiner ansehnlichen Brust. „Ich bin Armand De Luca. Marcos Bruder.“

Lange verschollener Bruder, ergänzte Tamara im Stillen, obwohl offensichtlich war, dass sie nichts gemein hatten, weder im Aussehen noch im Benehmen. Marc hatte zwar auch blaue Augen, doch sein Blick war vertrauensvoll gewesen, während dieser Mann einen fast lauernd ansah. Vielleicht gar nicht so erstaunlich, wenn sie bedachte, was sie über ihn wusste. Eine strenge Kindheit, dominiert von einem übermäßig ehrgeizigen Vater, keine Mutter im Haus. Man könnte ihn bedauern, aber De Luca war kein Mann, der Mitleid brauchte. Das bewiesen sein skrupelloser Intellekt und sein legendärer Charme, den er auch jetzt verströmte, hinreichend.

Tamara atmete tief durch, und während sie das Wasser abdrehte, gelang ihr ein höfliches Lächeln. „Marc hat von Ihnen gesprochen.“

Er lächelte ebenfalls. „Das freut mich. Ich hatte gehofft, Sie und ich könnten jetzt miteinander reden.“

Er suchte ihren Blick, und aus einem unerfindlichen Impuls heraus nickte sie zustimmend. Aber eine längere Unterhaltung kam nicht infrage. Jedenfalls nicht heute. Nicht, wenn sie drauf und dran war umzukippen. Und ihre Welt bereits eingestürzt war.

Sie riss Papier aus dem Spender, um sich die Hände abzutrocknen. „Es war ein anstrengender Tag, aber ich bin sicher, andere würden sich gern mit Ihnen über Marc unterhalten.“

„Ich habe nicht allzu viel Zeit, Ms. Kendle. Ich möchte nur mit Ihnen reden.“

Sie warf das Papiertuch in den Abfallbehälter. „Das klingt ziemlich unheilvoll.“

„Marco sagte mir, dass Sie schlau seien.“

Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, nicht nur wegen des Kompliments, sondern auch, weil er sie so eindringlich ansah, so forschend, als würde er gleich hinter ihr kostbarstes Geheimnis kommen. Als vermute er irgendwie die Neuigkeiten, die sie noch nicht bereit war mit jemandem zu teilen.

Tamara nahm ihre Tasche und hängte sie sich über die Schulter. Er verunsicherte sie, um ehrlich zu sein. Aber sie würde es sich auf keinen Fall anmerken lassen.

Sie blickte ihm geradewegs in die Augen. „Sie sehen mir nicht aus wie ein Mann, der Spielchen spielt. Also sagen Sie mir, was soll das alles?“

Er bedachte sie mit einem langen Blick, ehe er seinen Platz an der Tür verließ und ganz in den hell erleuchteten Waschraum kam. Er hatte eine hohe Stirn, ein kräftiges, eigensinniges Kinn, einen männlich herben, doch ausgesprochen sinnlichen Mund. Armand De Luca war nicht nur attraktiv, er besaß eine fast animalische Ausstrahlung. Zudem war er sehr elegant und gepflegt. Die Wirkung, die alles zusammen auf Tamara hatte, war mehr als atemberaubend. Sie war geradezu gefährlich.

„Sie sind schwanger“, erklärte er knapp. „Von Marco.“

Diese Eröffnung war für sie wie ein Schlag in die Magengrube. Ihr wurden die Knie weich, während ihr tausend Fragen durch den Kopf schossen. Zwar machte ihr morgendliche Übelkeit zu schaffen, aber sie hatte noch keinen Babybauch. War De Luca Hellseher?

„Wie können Sie das wissen? Ich habe es Marc erst eine Stunde vor dem Unfall gesagt.“

Er blieb gelassen. „Er hat mich angerufen, um mir die Neuigkeit mitzuteilen. Seit wir wieder Kontakt haben, hat sich mein kleiner Bruder gelegentlich gemeldet.“

Tamara wusste nicht viel über die Geschichte der Brüder, außer dass sich ihre Eltern getrennt hatten, als die beiden Jungen noch ziemlich klein waren. Marc hatte nie erzählt, warum seine Mutter ihn und nicht Armand mitgenommen hatte, als sie ging. Oder warum...