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Dicker Hals und kalte Füße - Was Redensarten über Körper und Seele verraten - Eine heitere Einführung in die Psychosomatik

Dicker Hals und kalte Füße - Was Redensarten über Körper und Seele verraten - Eine heitere Einführung in die Psychosomatik

Walter Schmidt

 

Verlag Gütersloher Verlagshaus, 2011

ISBN 9783641059583 , 224 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR

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    Sozialpsychologie, Sozialisation und Schule
  • Psychotherapie der Sucht - Methoden, Komorbidität und klinische Praxis
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7. ÄRGER (S. 120-121)

verbissen durch die Welt


Alois Hingerl, ein Dienstmann mit der Nummer 172 auf dem Münchner Hauptbahnhof, ist ein ziemlich dicker, ziemlich pausbäckiger Gepäckträger. Zu behaupten, er verrichte seine Arbeit hektisch, wäre eine gewisse Übertreibung, aber gesund lebt der oft Übellaunige trotz seiner scheinbaren Gemütsruhe nicht. Alois trinkt gerne seine Maß im Hofbräuhaus, pafft bei der Arbeit Zigarillos und weist derart gerötete Wangen auf, dass man seinen Bluthochdruck schon lange geahnt hat, bevor ihn eines Tages wirklich der Schlag trifft und hinwegrafft.

Im Himmel nerven den nun Aloisius geheißenen Engel aus München die pausenlos frohlockenden Kollegen, und man muss zugeben, dass er es ihnen in ähnlicher Münze heimzahlt, indem er zunehmend genervt Halleluja schreit – oder genauer: »Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – lu-uuu-iah!« Aloisius ist wütend und zornig, er tobt und frohlockt eher ungewöhnlich (»Luja soag I!«) – kein Wunder, dass der liebe Gott ihn auf listige Art aus dem Weg zu räumen weiß. Ludwig Thoma (1867 – 1921) sei auf Knien Dank für diese Satire über den angeblich so typischen Münchner Grantler. Denn: Wir alle sind ja selbst manchmal so. Dann gehen uns die Nerven durch, wir kochen vor Wut und laufen zornesrot an im Gesicht. Wir rasten aus und haben die Schnauze voll; der Ärger nimmt uns schier die Luft.

Doch haben wir in dieser Sekunde noch einen dicken Hals, können wir in der nächsten schon ehrlich zerknirscht sein, weil uns derart übertrieben die Nerven durchgehen konnten. Ärger und Wut sind machtvoll, machen aber nicht krank, sofern sie nicht zum Dauerzustand werden. Im Gegenteil: Seinem Ärger auch mal Luft machen zu können, ist gesund – zumindest für den Verärgerten selbst. Hingegen kann es einem Menschen sehr schaden, wenn er gewohnheitsmäßig seine Wut in sich hineinfrisst. Das nämlich fördert diverse psychosomatische Krankheiten – nicht nur Depressionen, sondern auch zu hohen Blutdruck.

Sie steht ganz schön unter Druck Anders als die Morgenröte kündet die Zornesröte nicht von einem heiteren Sonnentag, sondern von einem drohenden Wutausbruch. Landläufig gelten Menschen, die bei einem Tobsuchtsanfall eine rote Birne tragen, als Choleriker mit zu hohem Blutdruck. Doch erstens ist der typische Hypertoniker gerade kein umhergiftendes Rumpelstilzchen. Und zweitens ist die spontane Zornesröte im Gesicht eine ganz normale vegetative Reaktion, die Umstehende mächtig beeindrucken kann, vielleicht sogar von Natur aus soll: Rot ist schließlich eine alarmierende Signalfarbe.

Man ist deshalb gut beraten, sich mit einem vom Zorn entflammten Gesellen nur im Notfall anzulegen, da seine Aggression oft ungeahnte Kräfte freisetzt. Das verbreitete Missverständnis vom zornesroten Bluthochdruck-Patienten bedarf noch kurz der Aufmerksamkeit. Grundsätzlich steigt der Blutdruck »nachweisbar bei Angst oder Wut an«.94 Im Tierexperiment lässt sich eine seelisch bedingte Hochdruckkrankheit sogar künstlich erzeugen. Dieser Umstand passt gut zu der Redensart, jemand stehe unter Druck. Psychischer Druck von außen drückt innerlich auf die Adern. Und die häufige Folge eines bei Ärger spontan gestiegenen Blutdrucks ist das gerötete Gesicht.