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Handbuch der Neuro- und Biopsychologie

Siegfried Gauggel, Manfred Herrmann

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2007

ISBN 9783840919107 , 808 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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52,99 EUR

  • Strategien für entspanntes Fliegen - Ein Selbsthilfeprogramm zur Bewältigung von Flugangst
    Die soziale Seite des Lernens - Positionsbestimmung von Schulsozialarbeit
    Die Soziale Arbeit und ihr Verhältnis zum Humor - Möglichkeiten humorvoller Intervention im Beratungsgespräch
    Kritik der Angst - Zur Bedeutung von Konzepten der Angst für eine reflexive Soziale Arbeit
    Meine Familie ist arm - Wie Kinder im Grundschulalter Armut erleben und bewältigen
    Biographie, Profession und Migration - Rekonstruktion biographischer Erzählungen von Sozialpädagoginnen in Deutschland und Kanada
    Angststörungen im Alter
    Handbuch Jugendkriminalität - Kriminologie und Sozialpädagogik im Dialog
  • Biographien verhaltensschwieriger Jugendlicher und ihrer Mütter - Mehrgenerationale Fallrekonstruktionen und narrativ-biographische Diagnostik in Forschung und Praxis
    Soziale Arbeit im Kontrolldiskurs - Jugendhilfe und ihre Akteure in postwohlfahrtstaatlichen Gesellschaften
    Handlungskompetenz in der Jugendhilfe - Eine qualitative Studie zum Erfahrungswissen von Fachkräften
    Schwarzbuch Soziale Arbeit
    Zwischen Ausschluss und Anerkennung - Lebenswelten wohnungsloser Mädchen und junger Frauen
    Beteiligt sein - Partizipation aus der Sicht von Jugendlichen
    Klärungsorientierte Psychotherapie der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
    Eltern von sexuell missbrauchten Kindern - Reaktionen, psychosoziale Folgen und Möglichkeiten der Hilfe
 

 

Entwicklung kognitiver Systeme und Entwicklungsneuropsychologie (S. 305-306)
Development of Cognitive Functions and Developmental Neuropsychology
Dietmar Heubrock
1 Aufgaben der Entwicklungsneuropsychologie
Die Entwicklungsneuropsychologie ist eine vergleichsweise junge Fachdisziplin, die sich mit den neurobiologischen Grundlagen der Entwicklung des Menschen über die Lebensspanne hinweg befasst (Spreen, Risser & Edgell, 1995). Im Unterschied zu ihrem Selbstverständnis im angloamerikanischen Raum legt sie hierzulande ihren Schwerpunkt zum einen auf die kindliche Entwicklung und zum anderen auf die Beschreibung, Diagnostik und Therapie von pathologischen Zuständen – sie ist demnach eigentlich eher eine Klinische Kinderneuropsychologie (Heubrock & Petermann, 2000a, vgl. Kasten).

Klinische Kinderneuropsychologie versus Entwicklungsneuropsychologie
Die Klinische Kinderneuropsychologie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Hirnfunktionsstörungen im Kindesalter auf die psychische und soziale Entwicklung. Als Teildisziplin der Klinischen Kinderpsychologie versucht sie, die neuropsychologischen Folgen von Hirnschädigungen zu erfassen und gezielt zu behandeln.

Die Entwicklungsneuropsychologie, die eigentlich die ganze Lebensspanne umfasst, legt eine stärkere Gewichtung auf die neurobiologischen Grundlagen normaler Entwicklung. Fragestellungen der Entwicklungsneuropsychologie beziehen sich bei Kindern und Jugendlichen beispielsweise auf die neuronalen Voraussetzungen von Hochbegabung oder von Synästhesie oder sie beschäftigen sich mit neurobiologischen Korrelaten kognitiver Prozesse (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Raumwahrnehmung) und ihre Veränderung mit zunehmendem Lebensalter.

Ihren rasanten Aufschwung in den zurückliegenden Jahren verdankt die Klinische Kinderneuropsychologie vor allem den Fortschritten der neurobiologischen Forschung, die durch das internationale Jahrzehnt des Gehirns und die damit verbundene Umorientierung zu einer naturwissenschaftlich geprägten Sicht kogniti- ver, emotionaler und sozialer Phänomene entscheidende Impulse geben konnten. Wichtige Meilensteine der Klinischen Kinderneuropsychologie waren

• die Erforschung der neurobiologischen Ursachen von Entwicklungsstörungen des Kindesalters (Gaddes & Edgell, 1994),

• eine dadurch mögliche Differenzierung verschiedener Formen von Lern- und Teil leistungsstörungen, vor allem der → Dyslexie, der Legasthenie und der → Dyskalkulie (Heubrock & Petermann, 2000a),

• das Aufgreifen humangenetischer Erkenntnisse und ihre Umsetzung in eine Neuropsychologie genetischer Syndrome mit der Beschreibung charakteristischer kognitiver und Verhaltensphänotypen bei verschiedenen chromosomalen Aberrationen (Goldstein & Reynolds, 1999, Phelps, 1998, Sarimski, 2003, Tager-Flusberg, 1999) und

• ein neues Verständnis vieler schwerwiegender kinder- und jugendpsychiatrischer Erkrankungen, insbesondere des Autismus, der Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität, des Tourette-Syndroms und der dissozialen und aggressiven Verhaltensstörungen (Banaschewski et al., 2004, Rothenberger & Schmidt, 2000, Santangelo & Folstein, 1999).

Diese und andere neuere Entwicklungen innerhalb der Klinischen Kinderneuropsychologie haben inzwischen traditionelle diagnostische und therapeutische Ansätze erweitert und Eingang in die Ausbildungscurricula der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie gefunden (Jacobs, Heubrock Muth & Petermann, 2005, Heubrock & Petermann, 2003, 2004, 2006, Muth, Heubrock & Petermann, 2001, Lepach, Heubrock, Muth & Petermann, 2003).

2 Grundlagen der Entwicklungsneuropsychologie

2.1 Neurobiologie der Embryonalentwicklung

Um die Folgen spezifischer Einflussfaktoren auf die Entwicklung zuverlässig beurteilen zu können, ist eine genaue Kenntnis der prä- und postnatalen Hirnentwicklung von größter Bedeutung. Die Entwicklung der kognitiven Systeme beginnt nicht erst mit der Geburt eines Menschen, sondern bereits mit der Befruchtung, durch welche die genetische Grundausstattung des sich intrauterin ent - wickelnden Kindes festgelegt ist. Das genetische Programm entscheidet aber nicht nur über den individuellen kognitiven Phänotyp.