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Perry Rhodan 3035: Graue Materie - Perry Rhodan-Zyklus 'Mythos'

Uwe Anton

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2019

ISBN 9783845360355 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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1,99 EUR


 

1.

Ein Raumschiff für die Quantam

27. September 2046 NGZ

 

»Ich schlage euch einen Handel vor«, sagte Perry Rhodan zu Moquert, jenem Quantam, der nach einem zerstörerischen Beginn als Erster den friedlichen Kontakt zu den Galaktikern gesucht hatte. Die Quantam waren Quasi-Schiffbrüchige auf dem Weg von ihrer Heimat, die von den Phersunen heimgesucht worden war, zu einem Ziel, das ihnen die Laddhuna gewiesen hatten ... und das ... wo genau lag?

»Hangle dich vor!«, forderte Moquert ihn freundlich auf.

»Verrätst du mir den Bestimmungsort eures Schiffes?«

Das fremdartige Wesen betrachtete ihn, offenbar interessiert. Seine Gliedmaßen trippelten auf dem Boden. Das Geflecht aus Pflanzen, Pilzen und Algen, das in Symbiose mit ihm auf seinem Kopf wuchs, bewegte sich leicht, wie ein Büschel Tang im Meer, das von einer Strömung erfasst wurde. »Du weißt, dass sich unsere Hoffnung, in nur zwei Jahren eine sichere Zuflucht zu erreichen, nicht erfüllt hat. Am liebsten wären wir weit weg, in Puquard.«

Perry Rhodan lehnte sich nachdenklich in seinem Sessel zurück. Er hatte sich mit seinem Gast in einen Konferenzraum in der Nähe der Zentrale der RAS TSCHUBAI zurückgezogen. Dank der Einrichtung eignete sich dieser Ort vorzüglich dafür, auch den fremdartigsten Wesen an Bord ein wenig Bequemlichkeit zu bieten.

Puquard, wiederholte der Terraner in Gedanken. Ein kleiner Kugelsternhaufen, der Galaxis Ancaisin vorgelagert.

»Dieses Ziel befindet sich fast außerhalb der Reichweite eurer Triebwerke«, stellte er fest. »Außerdem wird die Reise dorthin mit eurer Technik mindestens ein Jahrtausend dauern, wenn nicht sogar länger.«

»Du weißt über unsere Möglichkeiten gut Bescheid«, sagte Moquert. »Aber der Weg ist das Ziel. Wir sehen ihm gelassen entgegen. Auf dem Weg nach Puquard wird die Besatzung gedeihen und sich vermehren.«

»Oder von feindlichen Mächten, denen ihr begegnet, vernichtet werden.«

Der Quantam schwieg kurz, womöglich dachte er an seine Begegnung mit den Phersunen auf dem ehemaligen Mond seiner Heimat zurück.

»Was für einen Handel schlägst du uns vor?«, fragte er nach einer geraumen Weile.

»Unsere Leistung soll darin bestehen, euch sicher und schnell nach Puquard zu bringen. Mein Schiff benötigt für diese Reise keine Jahrtausende, sondern kann sie in ein paar Tagen bewältigen.«

»Ich weiß, dass ihr das könnt. Und dass ihr es tun würdet. Ihr seid ein sehr freundliches Volk und uns wohlgesinnt.«

Rhodan schwankte kurz, ob sein Gast diese Worte ernst oder ironisch meinte. »Ihr wollt die Galaxis Ancaisin verlassen, und das für immer. Und ihr strebt keine Rückkehr an. Wir helfen euch gerne.«

»Aber so wohlgesinnt, dass du diese Hilfe ohne Gegenleistung anbietest, ist dein Volk wiederum nicht, richtig?«

Der Terraner lächelte schwach. »Ich habe ein Angebot, das ihr nicht ablehnen könnt.«

»Wir fürchten die Phersunen, auch wenn sie Versprechungen machen.«

Die Phersunen, dachte Rhodan. Eine weitere nach wie vor unbekannte Größe in der Gleichung Ancaisin. Ihnen wurde die Zerstörung der Mächtigkeitsballung zugeschrieben, wenn die Erinnerungen der Thesanit zutreffend waren.

An Bord der RAS TSCHUBAI wusste man so gut wie nichts über dieses Volk – einige Schiffssichtungen und die Begegnung mit Robotern lagen hinter ihnen, mehr nicht.

»Welche Erfahrungen auch immer ihr gesammelt habt, wir sind weder Laddhuna noch Phersunen«, stellte der Terraner klar. Er musste seine Gedanken ordnen, versuchen, seinen Besucher genauer einzuschätzen. Moquert sprach sehr weitschweifig. Entsprach das seinem Charakter, oder versuchte er absichtlich, Rhodan zu verwirren und aus dem Konzept zu bringen? »Wir sind Terraner. Und wir transportieren euch gerne nach Puquard.«

»Und was leisten wir im Gegenzug?«

»Ihr überlasst uns dafür euer Raumschiff. Die QUIQUI.«

»Das ist nicht akzeptabel«, lehnte Moquert ab.

»Ich war noch nicht fertig«, fuhr Rhodan fort. »Sobald wir den vorgelagerten Sternhaufen erreicht und einen geeigneten Planeten eurer Wahl gefunden haben, auf dem ihr euch niederlassen könnt, erhaltet ihr von uns ein Beiboot der RAS TSCHUBAI. Eine Korvette. Das ist ein modernes, sechzig Meter durchmessendes Kugelschiff. Und wir geben genaue Instruktionen, wie ihr mit dem Schiff umgehen müsst. Also eine grundlegende Einarbeitung in die Technologie.«

»Da solltest du nach einer anderen Liane greifen.« Moquert betrachtete den Terraner ausdruckslos. Er war ein alter Quantam, der noch die Heimatwelt gekannt hatte. Sein Leihsohn Taquav hingegen, der neben ihm saß, bislang aber noch keinen Ton gesagt hatte, war erst im Generationenschiff geboren worden. »Ich kann auf diesen Handel nicht eingehen. Mein Volk könnte mir das niemals verzeihen.«

Seine Gäste schienen nicht in diesen Konferenzraum zu passen, der für Rhodan immer mehr zur zweiten Heimat wurde. Die Pflanzen, die büschelweise auf den Köpfen der beiden wuchsen, bildeten einen eigenartigen Kontrast zu der kalten, technischen Umgebung des Raums.

Noch gab es also keine Einigkeit – aber miteinander zu reden war besser, als aufeinander zu schießen. So gesehen befand er sich auf einem guten Weg.

Rhodan zog die Brauen hoch. Seiner Meinung nach hatte er einen fairen Handel vorgeschlagen. Ein gutes gegen ein schlechtes Raumschiff. Er wollte diese sympathischen Büschelköpfe keineswegs übervorteilen oder gar übers Ohr hauen.

Die QUIQUI wies eine eigenartige Besonderheit auf. Die Pflanzen, die aus den Köpfen dieser Wesen sprossen, waren eng mit der Horchhaut verwandt, einer verhornten Schicht, die auf der Hülle des Schiffes wucherte. Darüber konnten die Quantam in begrenztem Maß mit dem Raumer kommunizieren.

Die Besatzung der RAS TSCHUBAI benötigte dringend Koordinaten, um zielstrebiger in der Heimatgalaxis der Cairaner operieren zu können. Ancaisin gehörte zum Galaxien-Geviert und bildete einen Eckpfeiler der hiesigen Gemeinschaftszivilisation der Vecuia. Viel mehr wussten sie jedoch noch nicht – sie kannten lediglich die Namen einiger vor Urzeiten wichtiger Planeten und Systeme. Allerdings nur die Namen, nicht die genauen Positionen. In dieser Hinsicht konnten die Quantam womöglich weiterhelfen.

Rhodan drehte den Spieß um und fragte seinen Gast: »Was stellt ihr euch denn als Gegenleistung vor?«

»Ein einzelnes Schiff kann schnell beschädigt werden«, erwiderte Moquert nachdenklich. »Vor allem, solange wir uns allein in einem unbekannten Kugelsternhaufen befinden, ohne Kontakt zu unserer Heimat.«

Der Terraner ahnte, worauf sein Gast abzielte. »Du weißt, wir benötigen Koordinaten und weitere Daten. Aber diese Informationen könnten wir auch in den Positroniken anderer einheimischer Raumschiffe finden.«

Die Quantam wussten nichts von Cairanern oder sonstigen Bewohnern dieser Galaxis. Sie kannten lediglich ein Volk, das sie Laddhuna nannten und das wohl mit den Ladhonen identisch war. Diese hatten ihnen geholfen, sich vor den Phersunen zu retten.

Moquerts Pflanzenbüschel bewegten sich stärker. »Ich wünsche viel Erfolg bei der Suche. Glaubt ihr wirklich, dass ausgerechnet die Laddhuna euch helfen werden? Sie sind uns freundschaftlich verbunden. Es wird ihnen nicht gefallen, dass du uns ...«

Rhodan ließ ihn nicht aussprechen. »Nötigenfalls wenden wir uns an ein Schiff der Phersunen.«

Ein keckernder Laut folgte – konnte es sein, dass sich der Quantam über diese Aussage amüsierte? »Du willst die Mörder der Materie um Hilfe bitten? Viel Glück!«

Der Terraner begriff, dass Moquert nicht von seiner Position abweichen würde. Warum sollte er auch? Er hielt alle Trümpfe in der Hand.

Die RAS TSCHUBAI brauchte dringend Daten und Koordinaten, die ihr die Astrogation im Galaxien-Geviert erleichterten. Die Mannschaft ortete zwar unablässig und lauschte in den Raum, doch bislang ohne brauchbares Ergebnis. Die Galaxis Ancaisin blieb hyperkommunikativ weiterhin auffällig still.

Geradezu geisterhaft still.

»Also gut«, gab Rhodan nach. »Wie viele Schiffe verlangt ihr im Tausch gegen das eure?«

»In solch einem fernen Sternhaufen werden wir schon fünf Einheiten brauchen, um einigermaßen überleben zu können.«

Der Terraner lächelte schwach. Er wollte den Quantam entgegenkommen, aber auch seine Freundlichkeit kannte Grenzen. Wenn er auf diesen Handel einging, entblößte er die Beiboot-Flotte der RAS TSCHUBAI auf unverantwortliche Weise.

»Drei«, sagte er.

»Drei?«

»Wir werden euch drei Korvetten im Austausch gegen eure QUIQUI überlassen. Dazu noch ein umfassendes Ersatzteillager und alles Weitere, was ihr für einen reibungslosen Betrieb braucht.«

Die Büschel auf Moquerts Kopf neigten sich zur Seite.

Taquav verfolgte das Gespräch weiterhin ohne ein eigenes Wort, aber auch seine Kopfbüschel gerieten in Bewegung – zögerlicher, doch immerhin deutlich wahrnehmbar. Nun brach er sein Schweigen.

»Spiel mit offenen Haarbüscheln!«, verlangte er. »Du willst unser Schiff unbedingt haben. Wieso?«

Rhodan schwieg kurz. Um auf Datenjagd zu gehen. Sollte er so direkt die Antwort geben? Ein hiesiger Raumer, zumal wenn er einem eher unbedeutenden Volk gehörte, konnte in Ancaisin unauffälliger operieren als die RAS TSCHUBAI und ihre Beiboote. Die QUIQUI würde keinen Argwohn erregen – und im Fall einer Enterung enthielt die Bordpositronik keinerlei Hinweis auf die Galaktiker oder auf die Position ihrer Heimat, der...