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Arnulf. Kampf um Bayern - Historischer Roman

Robert Focken

 

Verlag acabus Verlag, 2019

ISBN 9783862827169 , 321 Seiten

Format PDF

Kopierschutz frei

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9,99 EUR


 

Kapitel VII Augsburg, Juni 787 Herolde unter Leitung eines weißhaarigen Grafen kündigten den Herzog der Bayern an. Im Lech, auf der Furtinsel, wollte Tassilo dem großen Karl gegenübertreten. Hofleute und Knechte des Burggrafen begannen, einen Platz auf der etwa hundert Schritt langen und fünfzig Schritt breiten Insel herzurichten. Als Tassilo schließlich einen Tag später die Insel erreichte, wehte dort bereits das Banner von Karl mit dem Adlerkopf und dem Kreuz. Tassilo trug unter einem schweren blauen Mantel einen silbrig glänzenden Kettenpanzer, auf der massiven Brust prangte die Herzogskette aus Gold. Unruhig musterten seine dunklen Augen die Reihen um den König und die Königin, während seine Leute das Herzogsbanner aufpflanzten: Ein schwarzer Steinbock mit gebogenen Hörnern prangte auf der ockerfarbenen Fahne. Arnulf stand mit verschränkten Armen hinter der Stuhlreihe der fränkischen Edlen, zusammen mit anderen Offizieren, Edelleuten und einigen Priestern. Während Tassilos Hofkanzler und der Hofkapellan Geschenke austauschten, musterte Arnulf Leutberga, die Herzogin. Ihr Prunk jedoch, was sollte der bedeuten? Eine aufwendige Kette mit mehreren waagerechten Strängen schmückte ihre Brust, Perlen und Juwelen in Hülle und Fülle waren auf diesen Strängen verteilt. Hier saß offensichtlich die Tochter eines Königs, des Langobardenkönigs Desiderius! Die Königin Fastrada wiederum zeigte dieser Königstochter nur ein tiefgefrorenes Lächeln: Es gibt nur eine Königin, und das bin ich! Fulrad begann mit japsender Stimme die großen Taten von Karls Vater, König Pippin, und dem Großvater Karl Martell zu erzählen. Über Karls Bekehrung der Sachsen arbeitete er sich schließlich zu dem »unerhörten Ereignis« vor: dem Mordanschlag. »Schändlicheres hat sich niemals bei uns ereignet!« Die Bayern stimmten dem mit Nicken und Raunen zu. Dann stand der kahlköpfige Hofkanzler Tassilos auf, ein Mann, der die Würde und Getragenheit eines Priesters ausstrahlte. Er pries das Herzogsgeschlecht, die Abkömmlinge des legendären Herzogs Agilo, die älter waren als die Stammväter Karls. Natürlich erwähnte der Kanzler die Blutsbande, die sie einten: König Pippin war der Bruder von Hiltrud gewesen, Tassilos Mutter. Hier saßen sich Vettern gegenüber! »Wir wissen um die Blutsbande«, unterbrach der König schließlich den Bayern. »Für Euch wird im neuen Gottesreich folglich auch ein wichtiger Platz an meiner Seite sein!« Arnulf hatte Zeit, das Mienenspiel der Bayern zu betrachten. Immer wieder blieb sein Blick dabei an einem Kerl hängen, der zwei Plätze rechts von Tassilo saß: ein sehnig wirkender Mann mit bronzefarbenem Gesicht, hohen Wangenknochen und einer bis über die Brauen reichenden Fellmütze. Der Kaghan der Awaren, so war er vom Hofkanzler genannt worden, musterte die Franken vor ihm auf eine selbstbewusste, fast unverschämte Weise. Arnulfs Nackenhaare richteten sich auf, als seine Blicke die des Awarenfürsten kreuzten. Tassilo tat mit robustem Selbstbewusstsein sein Interesse an den mainfränkischen Gauen kund. Wer die Stirnfalten des Herrschers kannte, wusste, dass die Zeit der Höflichkeiten abgelaufen war. »Bevor wir über dergleichen sprechen können, Herzog«, sagte Karl laut und vernehmlich, »brauche ich Euren Treueschwur. Hier und jetzt, vor Gott und unseren Edlen!« Leutbergas Lächeln erstarb. Verlegenheit hing wie eine übelriechende Wolke zwischen den Parteien. Mit jovialem Lächeln verkündete Fulrad, dass es Zeit für eine Unterbrechung sei. Fast konnte man das Aufseufzen der Herren hören ... Arnulf versuchte zu schätzen, wie groß Tassilos Lager auf dem östlichen Ufer war. Eine Vielzahl achteckiger Zelte war nahe dem Wasser emporgewachsen. Eine Horde Awaren tauchte in diesem Moment ein Stück weiter flussabwärts auf. Sie tränkten ihre Gäule im flachen Wasser ohne abzusteigen. Diese Menschen seien mit ihren Tieren verwachsen, sagte man. Er spürte ein Pochen hinter dem Ohr.