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Schwarzwälder Kirschmorde - Isabella und die Tote im Café - Schwarzwaldkrimi

Schwarzwälder Kirschmorde - Isabella und die Tote im Café - Schwarzwaldkrimi

Jana Fallert

 

Verlag beTHRILLED, 2019

ISBN 9783732568901 , 301 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

KAPITEL 1


Diese Frau würde ihr noch Ärger bescheren, so viel stand fest. Doch davon versuchte sie sich nicht entmutigen zu lassen.

Schließlich war es ein wunderschöner Frühlingstag, beinahe perfekt – wenn bloß ihre Mutter ihn mit ihrer Anwesenheit nicht vermasselt hätte.

Isabella saß auf einem unbequemen Stuhl an einem viel zu kleinen runden Tisch und betrachtete gedankenverloren die schwarze Flüssigkeit in ihrer geradezu winzigen Tasse, die sie sich aus dem nicht viel größeren Kännchen eingegossen hatte. Draußen gab es eben nur Kännchen.

Die Stühle waren eine Zumutung, der Kaffee lausig und die Bedienung ruppig. Aber es war Mutters Lieblings-Café.

»Die machen hier wirklich den besten Frankfurter Kranz«, begeisterte sie sich mit vollem Mund, kurz nachdem sie sich eine übervolle Gabel in den selbigen geschoben hatte.

Isabella zuckte schicksalsergeben mit den Schultern. Sie machte sich nichts aus Buttercreme. Die Biskuitrolle, die sie sich bestellt hatte, war zwar nicht gekauft, entsprach aber auch nicht dem, was sich frisch zubereitet schimpfen durfte. Vermutlich war sie vom vorherigen Tag und hatte ihre besten Zeiten damit längst hinter sich.

Wie passend, dachte sie und konnte es kaum erwarten, endlich all dies hinter sich zu lassen. Denn alles hatte seine Zeit, nicht nur die Biskuitrolle.

Tatsächlich fühlte sich jedoch alles weniger nach Aufbruchs- als nach Endzeitstimmung an. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte: Ihr Leben lag in Trümmern, sie blickte auf einen Scherbenhaufen. Fünfzehn Jahre ihres jungen Lebens hatte sie dieser Bank geschenkt. Und der Dank war die sofortige Aufhebung des Arbeitsvertrages. Bloß weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.

Zumindest hatte sie sich ihre Kündigung ordentlich bezahlen lassen. Eigentlich hätte sie sich freuen sollen. Wenn sie es richtig angestellt und das Geld entsprechend angelegt hätte – wie sie es schließlich gelernt hatte, hätte sie die nächsten Jahre keinen Finger mehr rühren müssen. Aber genau das hatte sie nicht getan.

Wozu auch? Sie war zweiunddreißig. Im besten Karrierealter. Vielleicht nicht für Frauen, die einmal Kinder in die Welt setzen wollten – was sie eigentlich wollte. Aber sie hatte sowieso nicht die leiseste Vorstellung davon, mit wem.

Da sie ein zweijähriges Wettbewerbsverbot unterzeichnet hatte, blieben andere Banken und Geldinstitute für sie tabu. Dabei hatte sie ihren Job immer gemocht. Nicht weil er ihre Erfüllung gewesen war. Aber sie war gut darin. Und wenn man in etwas gut ist, kommt der Spaß daran ganz von allein. Das hatte ihre Mutter ihr stets mit auf den Weg gegeben. Neben unzähligen anderen Lebensweisheiten, die nur aus Abreißkalendern stammen konnten.

Ihre Mutter. Renate, wie sie sie ausschließlich nannte.

Isabella blickte von ihrem Puppengeschirr auf und sah in das zwanzig Jahre ältere Abbild ihrer eigenen Augen. Tiefblau und umrahmt von schwarzen Wimpern. Unglaublich, wie ähnlich sie sich sahen. Mit Schrecken erkannte Isabella, dass sie mit den Jahren immer mehr zu ihrer Mutter wurde. Nur optisch. Zum Glück! Dennoch war es immer wieder aufs Neue ein Schock, auf sein Jahrzehnte älteres Ebenbild zu blicken. Der lange Hals mit den hervorstehenden Schlüsselbeinen. Die dunklen Augenränder – die eines Waschbären. Die dünnen Falten um die Mundwinkel. Unweigerlich würde sie in einigen Jahren ebenso aussehen wie ihre Mutter, wie Renate. Zumindest hatte diese eine ansehnliche Figur beibehalten und war nicht aus dem Leim gegangen, was ziemlich sicher an ihrem Beruf als Tanzlehrerin lag und nicht einer ausgeprägten Ernährungsdisziplin. Denn Renate liebte Schokolade und hatte überhaupt kein Problem damit, abends vor dem Schlafengehen eine ganze Tafel zu verputzen. Aber Isabella hoffte, es waren vielleicht auch die guten Gene, die ihrer Mutter zu dieser Figur verholfen hatten.

»An was denkst du?«

»An nichts«, erwiderte Isabella hastig und erntete damit einen ermahnenden Blick.

»Wie soll es denn jetzt weitergehen?«, hakte ihre Mutter nach. »Du kannst ja nicht alleine von Luft und Liebe leben. Und da du nicht verheiratet bist und sowieso keinen Mann an deiner Seite hast, der dich durchbringen kann ...«

»Ich brauche keinen Mann, der mich durchbringt«, fiel ihr Isabella mit rasiermesserscharfer Stimme ins Wort. »Das schaffe ich schon noch allein.«

Mutter nippte an ihrem Erdbeer-Moringa-Tee und schleuderte ihr einen missbilligenden Blick über den dünnen Rand des Glases zu. »Das sieht man ja.«

»Außerdem hast du auch keinen Mann«, erwiderte Isabella trotzig.

»Ich möchte mich eben ungern festketten lassen.« Mit einem verschwörerischen Zwinkern stellte Renate vorsichtig die Tasse ab. »Und es liegt weiß Gott nicht an den fehlenden Möglichkeiten.«

Tatsächlich war ihre Mutter eine Meisterin darin, Männer kennenzulernen, was sie ebenfalls ihrem Job zu verdanken hatte. Ihre glorreiche Idee war es nämlich gewesen, in ihrer eigenen Tanzschule Kurse für alleinstehende Männer anzubieten, um deren Chancen auf dem Single-Markt zu steigern. Dass sie sich dabei die Sahneschnittchen höchstpersönlich abgriff, erklärte sich von selbst.

»Aber du …« Sie schüttelte den Kopf. »Da passiert ja überhaupt nichts mehr. Als ich noch in deinem Alter war! Ach, lassen wir das.« Dem Kopfschütteln folgte ein bedauerndes Seufzen. »Ich werde wohl nie Enkelkinder bekommen.«

Isabella schluckte ihre Wut hinunter. Diese Vorhaltungen waren unfair. Sie konnte doch selbst am wenigstens dafür, dass ihre Situation so war, wie sie nun mal war. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie diese Konversation gar nicht erst geführt, und sie hätte just in dieser Sekunde hinter ihrem Schreibtisch in ihrem hübschen Büro mit Aussicht auf die Main-Brücke geklemmt und sich um Excel-Tabellen und Rendite-Aufstellungen gekümmert, anstatt ihrer Mutter dabei zusehen zu müssen, wie sie mit geschürzten Lippen den Tee hinunterkippte.

»Und was willst du jetzt machen?«

»Wo du es ansprichst, Renate. Das ist der Grund, warum ich mich mit dir treffen wollte.« Sie zwang sich dazu, ihrer Mutter ins Gesicht zu sehen. Auch wenn sie Angst vor ihrer Reaktion hatte. »Ich werde einen Neuanfang wagen«, sagte sie lapidar. Nun war es raus, und tatsächlich weidete sie sich sogar ein wenig am bestürzten Gesichtsausdruck ihrer Mutter.

»Du wirst was?« Es war keine Frage. Vielmehr war es ein schriller Aufschrei, der die Aufmerksamkeit der um sie herum sitzenden Gäste auf sie lenkte. Unter anderen Umständen wäre Isabella vor Scham errötet. Doch das geschah schon lange nicht mehr, wenn sie mit ihrer Mutter unterwegs war. Denn sie schaffte es immer wieder, die ungewollte Aufmerksamkeit anderer Leute auf sich zu ziehen.

Isabella klappte die Hülle ihres auf dem Tisch bereitliegenden Tablets auf und hielt es ihr unter die Nase.

»Was ist das?«, fragte ihre Mutter.

»Ein Tablet!«

»Sehr witzig.«

Isabella tippte mit dem Finger auf das Display. »Lies eben.«

Ihre Mutter gehorchte nicht sofort. Das tat sie nie. Stattdessen durfte sich Isabella über einen skeptischen Augenaufschlag freuen, bis ihre Mutter endlich das spitze Kinn senkte und zu lesen begann. Sie beobachtete ihre Gesichtszüge, die mit jeder verstrichenen Sekunde immer mehr entgleisten.

»Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?«

Mit dieser Reaktion hatte Isabella bereits gerechnet.

»Das kannst du doch nicht machen.«

»Irrtum. Ich habe es bereits getan. Es gehört mir. Seit vorgestern bin ich rechtmäßige Eigentümerin.« Mit einer entschlossenen Geste nahm sie ihr das Tablet aus der Hand und betrachtete selbst noch einmal das PDF ihres Kaufvertrages. Beim Anblick flammte ein flau-freudiges Gefühl in ihr auf. Es kam ihr noch immer so unwirklich vor.

»Du weißt nicht, was du dir damit antust!«

Isabella zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Das weiß man nie.«

Einer inneren Eingebung folgend hatte sie vor gar nicht langer Zeit die Onlineseite eines Immobilienportals aufgerufen und sich durch das Angebot gescrollt. Und da war es ihr ins Auge gesprungen. Sie hatte es sofort wiedererkannt und seitdem nicht mehr aus dem Kopf bekommen.

Sie hatte lange mit dem Gedanken gespielt, mit ihrer Mutter über diesen großen Schritt zu reden. Letztlich hatte sie sich dagegen entschieden, weil sie ihre Reaktion darauf ohnehin bereits kannte.

»Jetzt bist du vollkommen übergeschnappt. Und überhaupt … was willst du denn damit … ich meine, von Frankfurt aus.«

Isabella schüttelte den Kopf. So stark, dass die dunklen Strähnen ihres zu langen Ponys vor ihren Augen umherflogen. »Eben nicht von Frankfurt aus«, sagte sie resolut, schaffte es aber nicht, ihrer Mutter länger in die Augen zu schauen, als sie nicht mehr ganz so energisch hinzufügte: »Ich werde dorthin ziehen.«

Die...