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Pussyterror - Aus dem Leben einer Straßendiva

Carolin Kebekus

 

Verlag Heyne, 2011

ISBN 9783641065317 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR


 

Einmal erschrocken bitte! (S. 82-83)

Für viele junge Frauen ist es mittlerweile wichtiger, sich auf ihr Äußeres reduzieren zu lassen, als dass sie ihr Inneres vermehren. Denn, na klar, eine Frau, die ihre Meinung sagt, ist schwierig, zickig, arrogant. Kurz: Unfuckable. Dann bleibt also nur noch das Ziel, so zu werden wie die Modelmädchen in den Magazinen. Werbekampagnen mit dürren, verschreckt dreinblickenden Mädchen, die man, obwohl sie halb nackt sind, für einen Jungen halten könnte, gibt es mittlerweile überall zu sehen. Wobei ich mich immer frage, warum das Werbeanzeigen für Klamotten sind, wenn ich nur ganz links in der Ecke ein Schnipsel einer zerknautschten Bluse erkennen kann. Diese Mädels sind garantiert nicht schwierig, die sind einfach nur … dünn und … verschreckt und …

Warum zur Hölle sollte jemand so etwas ficken wollen, bei dem man Angst haben muss, das es kaputtgeht? Jedenfalls werden diese Mädels nicht nach ihrer Meinung gefragt, vielleicht ist es ja das, was es so nachahmenswert macht. Aber wie ich finde, absolut unfuckable. 90 Prozent der Zeit in der Pubertät gehen, nicht wie viele Jungs denken, dafür drauf, dass man sich völlig fasziniert beim Wachsen der eigenen Titten zuguckt, sondern dafür, dass man sich Gedanken darüber macht, was am eigenen Körper zu verbessern wäre. Sobald das erste Scham- oder Achselhaar sprießt, wird es rasiert, sobald erste Anzeichen von Cellulite zu sehen sind, wird zum Pilates gerannt und am Powerhouse gearbeitet, wechselgeduscht und wechselgecremt, bis man die Cellulite zumindest nicht mehr spüren kann.

Es gibt nur 10 Prozent Frauen, die keine Cellulite haben. Warum wird uns restlichen 90 Prozent also bitte weisgemacht, wir wären die bemitleidenswerte Ausnahme und müssten ja wohl dringend etwas »für uns tun«. Es gehört einfach mittlerweile zum guten Ton, »etwas für sich zu tun«. Wenn man keine Problemzone an seinem Körper hat, dann kann das nicht sein. Dann »tut man nichts für sich«. Warum also ist es nicht okay, einen weiblichen Körper zu haben, denn Männer haben dagegen gar nichts einzuwenden. Ist es nicht immer der Mann, der einem ganz hilflos versichert, man wäre wunderschön, während man selbst zu Tode betrübt seine Maße mit denen von Germany’s next Topmodel vergleicht?

Man ist als junges Mädchen viel zu sehr damit beschäftigt, sich Hosen zu suchen, die einen schlanken Hintern machen, anstatt zu merken, dass Jungs auf dicke Hintern stehen! Was gibt es Weiblicheres als einen dicken, weichen Hintern? Es gibt keinen Mann (bis auf einige Ausnahmen, die jetzt bitte alle die Fresse halten!), der nicht auf weibliche Rundungen steht. Die Einzigen, die Interesse daran haben, dass wir uns auf immer und ewig zu fett und faltig finden, sind doch die Leute, die genau die Kosmetik verkaufen, mit der wir uns die Cellulite wegcremen sollen. Wenn wir also selbst dafür sorgen würden, dass Cellulite salonfähig und sogar neues Schönheitsideal werden würde, dann könnte diese ganze Industrie einpacken. Yeah! Was für eine geile Idee!

Dann würde es bei McDonald’s bestimmt die Cellulite-Wochen geben … Jedenfalls hat mich in meinem Kampf gegen die Dellen der Satz eines Freundes sehr beruhigt, der sagte: Ach, Cellulite ist doch eh nur eine Frage der Beleuchtung. Danke, diesen Satz lass ich mir auf den Hintern tätowieren. Botox ist der absolute Verkaufsschlager in der Schönheitschirurgie. Man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, was da genau vor sich geht. Frauen lassen sich Nervengift ins Gesicht spritzen, damit die Gesichtszüge gelähmt sind. Warum? Nicht weil der Arzt in Wirklichkeit ein Geheimagent ist, der mit dieser Folter die Wahrheit aus den Frauen herauspressen will. Nein, es geht darum, dass gelähmte Haut keine Falten mehr werfen kann. So einfach ist das.