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Dollar - Buch 5: Millions - Dark Romance Thriller

Dollar - Buch 5: Millions - Dark Romance Thriller

Pepper Winters

 

Verlag Festa Verlag, 2021

ISBN 9783865529398 , 480 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

4,99 EUR


 

PROLOG

Selix

Das Leben meinte es mit niemandem gut.

An manchen Tagen tat es so, als wäre es freundlich. Es gewährte einem Geschenke, erfüllte Träume und Fantasien. Und am nächsten Tag riss es einem alles wieder weg.

So sah die Realität aus.

Ich wusste es. Elder wusste es.

Wir beide durchschauten die zahlreichen Lügen der Welt und sahen ihre Wahrheit. Ich glaube, ich hatte ihn deshalb gehasst, als wir uns auf den Straßen von New York zum ersten Mal begegnet waren. Er strahlte damals dieselbe Mühsal aus. Dieselbe Verbitterung. Dieselbe schwere Scham wie ich – eine Scham, die wir in Hass und Übellaunigkeit umgemünzt hatten.

Wir hatten uns um Gebiets- und Besitzansprüche gezankt. Und manchmal kämpften wir nur, weil wir es satthatten, von einem Universum verletzt zu werden, das uns völlig aufgegeben hatte.

Es heißt ja, dass es in der Natur des Menschen liegt, eigene Charakterzüge bei anderen zu hassen. Hat jemand das gleiche Temperament wie man selbst, kann man ihn nicht leiden. Bei den gleichen Beinen würde man bei anderen sagen, sie wären zu kurz. Bei der gleichen Nase würde man sich darauf fixieren, wie überdimensioniert sie doch sei. Nicht weil man die andere Person hasst, sondern weil man sich in einem tief verborgenen Teil der Seele selbst hasst.

Unser fataler Fehler bestand darin, auf uns selbst herumzuhacken. Uns selbst in Stücke zu reißen, indem wir andere in Stücke rissen, in denen man sich wiedererkannte.

Seltsam, aber so verdammt wahr.

Elder erinnerte mich an mich selbst. Deshalb konnte ich ihn nicht ausstehen.

Ich erinnerte ihn an ihn selbst. Deshalb verabscheute er mich.

Wir prügelten gegenseitig die Scheiße aus uns raus. In gewisser Weise prügelten wir sie aus uns selbst raus. Bis eines Tages … dieser Selbsthass, den wir uns nicht eingestanden, einfach aufgab. Da fanden wir uns damit ab, dass der Teil, den wir am meisten an uns hassten, auch der Teil war, den wir am dringendsten zum Überleben brauchten.

Nach dieser Erkenntnis hatte sich ein freundschaftlicher Waffenstillstand gebildet – oder zumindest etwas, das einer Freundschaft ähnelte. Wir hatten den Versuch aufgegeben, uns gegenseitig umzubringen. Wir waren von Feinden zu widerwilligen Bekannten und allmählich zu Vertrauten geworden.

Bis zum heutigen Abend sah ich mich noch immer in Elder. Ich sah meine Vergangenheit in seinen Augen, meinen Kummer. Aber als ich in den Schatten stand und ihn mit Pimlico in Hawksridge Hall tanzen sah, musste ich ihm letztlich zugestehen, dass er sich weiterentwickelt hatte.

Er war nicht mehr wie ich. Und ich verabscheute nichts mehr an ihm, weil nichts mehr übrig war, das mich an mich selbst erinnerte. Er hatte seine Reise der Erlösung und Akzeptanz begonnen. Tauschte letztlich Tragik gegen verschissene wahre Liebe ein.

Mich hatte er zurückgelassen, indem er etwas gefunden hatte, das er niemals kaufen oder stehlen könnte. Einerseits freute ich mich für ihn, zugleich erfüllte mich rasende Eifersucht.

Darauf, dass er gefunden hatte, was mir vor so vielen Jahren abhandengekommen war.

Darauf, dass er sich auf ein Leben mit Verfehlungen und Versöhnungen mit dem einen Menschen freuen konnte, der seine beste Freundin und Partnerin werden würde.

Den Job war ich los.

Ich verkörperte nicht mehr sein Spiegelbild, das ihm seine Fehler vor Augen hielt.

Ich war wieder allein und ertrank schnell in allem, was ich viel zu lange ignoriert hatte.

Dankbar für den leeren Wagen schnaubte ich über den Restgeruch von Sex und Champagner, den Pimlico und Elder zurückgelassen hatten.

Erst vor wenigen Sekunden waren sie ausgestiegen und die Gangway hinaufgegangen, die Körper eng umschlungen, die Herzen widerlich verflochten. Aber die Zeit hatte die merkwürdige Eigenart, es so wirken zu lassen, als wäre ich schon ewig allein.

In gewisser Weise war ich das.

Immerhin war ich bereits seit Jahrzehnten verloren. Und nun, da die beiden ekelhaft ineinander aufgingen, hatte ich niemanden mehr, um die hämisch über mich hereinbrechenden Erinnerungen auszulöschen.

Morgen würde ich von Prest die Wahrheit darüber erfahren, was genau sich geändert hatte. Wie er auf ein elendes Leben gepfiffen und sich mit allem, was er noch hatte, auf die von ihm gerettete Frau eingelassen hatte. Doch für diese Nacht hatte ich die volle Absicht, allein zu sein – so, wie es sein sollte.

Als ich mit dem Wagen den Kai entlangfuhr, sah ich Pim und Elder noch einmal auf dem Deck, wo sie lachend wie liebeskranke Trottel in Richtung ihrer Unterkunft stolperten.

Ich hätte zu wetten gewagt, dass eine Möwe auf sie kacken könnte, und sie würden es nicht einmal merken.

Idioten.

Ich verdrehte die Augen, trat aufs Gas und beschleunigte an der beeindruckend großen Phantom entlang, um das Auto an Bord zu bringen. Die Seite hatte sich bereits klaffend geöffnet. Ich bog auf die Schwerlastrampe und lenkte das Fahrzeug behutsam in den Bauch des Schiffes.

Beim vertrauten Wechsel von Land auf See schlug mein Herz jedes Mal wieder schneller. Im Gegensatz zu Elder – der meiner Meinung nach zur Hälfte von Fischen abstammen musste – konnte ich das Meer nicht ausstehen. Mit dem schwankenden Deck unter meinen Füßen wurde ich einfach nicht warm. Ich bevorzugte einen stabilen Untergrund aus Erde und die solide Härte von Stahl.

Aber in jener schicksalhaften Nacht, in der er einen Lottogewinn gestohlen hatte, wurde ich von ihm eingeladen, eine neue Möglichkeit zu erkunden: freiwillig obdachlos zu bleiben und mich mit einem leeren Leben zu bestrafen, nachdem ich so viel gehabt hatte – oder in einem Krieg, der nicht meiner war, an seiner Seite zu kämpfen.

Manch einer hätte wohl abgelehnt – vor allem als er erwähnt hatte, dass eine gefährliche Gruppierung nach seinem Blut lechzte und so gut wie sicher welches fließen würde, wenn man ihn fände. Aber wozu die Illusion eines Lebens aufrechterhalten, wenn es in Wirklichkeit … nur eine riesige, hohle Seifenblase war?

Ich hatte keine Werte mehr. Keine Ehre. Niemanden, für den es sich zu kämpfen lohnte. Keinen Ort, an den ich gehörte.

Ich war allein und dachte mir, ich könnte genauso gut bei ihm allein sein. Spontan beschloss ich, ihn künftig zu duzen. Das erschien mir in Anbetracht unserer Beziehung richtiger.

Ich parkte auf dem vorgesehenen Stellplatz, schaltete den Motor ab und stieg aus. Durch das Drücken eines Knopfs an der Wand fuhren automatische Keile um alle vier Räder herum aus dem Boden. Sie würden verhindern, dass der Wagen in einem Sturm herumgeschleudert wurde.

Ich hängte den Schlüssel in den Schrank mit den ordentlichen Haken für alle möglichen Spielzeuge an Bord. Dann fuhr ich mir mit beiden Händen durchs Haar und seufzte.

Mein Job als Chauffeur ist erledigt.

Nicht dass Elder je von mir verlangt hätte, solche Aufgaben zu übernehmen. Ich hatte bloß festgestellt, dass mich die Erinnerungen nicht so leicht einholten, wenn ich die Bedürfnisse anderer über meine eigenen stellte und nur daran dachte, was ich für sie statt für mich selbst tun konnte.

Mir flatterte etwas Heu aus den Haaren und erinnerte mich daran, womit ich beschäftigt gewesen war, während Elder Unaussprechliches mit Pim getrieben hatte.

Ich kannte den Namen der Frau nicht. Ihr Gesicht hatte ich nicht gesehen. Ich erinnerte mich nur daran, dass sie eine Maske trug, die aussah wie ein Spinnennetz mit Morgentau, der auf Silberfäden glitzerte. Ihr Kleid ergänzte die Illusion mit Silberschuppen und schimmernden Perlen.

Es kam nicht oft vor, dass ich mich nach Gesellschaft sehnte. Aber nach ein, zwei Tänzen hatte sie mir angeboten, mich herumzuführen – obwohl sie den Ort genauso wenig kannte wie ich.

Wir landeten in den Ställen, wo wir es trieben wie die Karnickel, während uns ein Pferd aus der nächsten Box dabei zusah. Wir zogen uns nicht aus, wir vereinbarten nicht, uns wiederzusehen. Wir wussten beide, dass wir uns gegenseitig für unverfängliche Gesellschaft benutzten. Danach hatten wir uns mit einem dankbaren Kuss getrennt und uns über das Wissen gefreut, dass wir gegenseitig unseren Schmerz etwas gelindert hatten.

Ich sollte in den Aufzug steigen und den Weg zu meiner Unterkunft antreten. Dort sollte ich mir den Sex im Stall vom Körper waschen und anschließend schlafen, damit ich morgen früh gewappnet wäre, Prest in den Arsch zu treten.

Allerdings war ich noch nicht bereit, mich in die Gefangenschaft des Ozeans zu begeben.

Ich wollte noch etwas länger festen Boden unter den Füßen spüren. Ich wollte frei sein, nicht in meinem Inneren gefangen. Dort würden mich die Klauen meiner Vergangenheit finden und wünschen lassen, ich wäre in derselben Nacht wie meine zukünftige Braut gestorben.

Also ging ich auf das offene Garagentor zu und drückte den Knopf, der es schließen und hinter mir verriegeln würde. Dann trat ich von der Jacht auf den Kai.

Am Himmel funkelten Sterne.

In klaren Nächten wie dieser sehnte ich mich nach einer Zigarette. Die Gewohnheit hatte ich vor Jahren abgelegt – teils weil ich es wollte, teils aus Geldmangel. Ich wusste, dass es für mich besser war, nicht zu rauchen. Dennoch sehnte ich mich an diesem Abend nach dem prickelnden Geschmack und dem ungesunden Kick von Nikotin.

Ich hatte keinen Drink, um mich zu beschäftigen, und niemanden,...