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2012 - Schatten der Verdammnis - Roman

Steve Alten

 

Verlag Heyne, 2009

ISBN 9783641035747 , 591 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

PROLOG
Vor 65 Millionen Jahren
In der Milchstraße
 
Eine Spiralgalaxie, eine von hundert Milliarden Sterneninseln, die sich durch die dunkle Substanz des Universums bewegen. Wie ein kosmisches Feuerrad, das sich leuchtend in der Weite des Raumes dreht, zieht die Galaxie mehr als zweihundert Milliarden Sterne und zahllose andere Himmelskörper in ihren gewaltigen Wirbel.
Untersuchen wir diese galaktische Drehscheibe einmal genauer. Wenn wir das Gebilde mit unserer begrenzten dreidimensionalen Wahrnehmung betrachten, fällt unser Blick zuerst auf die dickere Nabe. Sie besteht aus Milliarden roter und orangefarbener Sterne in einem Wirbel aus Wolken galaktischen Staubs und hat einen Durchmesser von etwa fünfzehntausend Lichtjahren. Ein Lichtjahr wiederum erstreckt sich über etwa neuneinhalb Billionen Kilometer. Um diese linsenförmige Region dreht sich die flachere, kreisförmige Scheibe der Galaxis, zweitausend Lichtjahre dick und mit einem Durchmesser von hundertzwanzigtausend Lichtjahren. Sie enthält den größten Teil der galaktischen Masse. Um die Scheibe winden sich spiralförmig die Arme der Galaxis. Sie sind die Heimat heller Sterne und leuchtender Wolken aus Gas und Staub, kosmischer Brutstätten, die neue Sterne hervorbringen. Jenseits der Arme erstreckt sich eine gewaltige Halo, eine spärlich bevölkerte Region mit Kugelsternhaufen, die die älteren Mitglieder der galaktischen Familie enthalten.
Kehren wir ins zentrale Herz der Galaxis zurück, in eine komplexe Region, die von wirbelnden Wolken aus Gas und Staub umgeben ist. In diesem Kern verbirgt sich das wahre Kraftzentrum der Himmelsformation – ein ungeheures Schwarzes Loch, ein dichter, kreisender Strudel aus Gravitationsenergie, drei Millionen Mal schwerer als die Sonne. Diese gefräßige kosmische Maschine saugt alles an, was sich in ihrer fast unermesslichen Reichweite befindet: Sterne, Planeten, Materie, ja sogar Licht, das die Himmelskörper der Spiralgalaxie umwirbelt.
Betrachten wir die Galaxis nun aus einer höheren Perspektive, aus einer vierten Dimension von Zeit und Raum. Wie Arterien, Venen und Kapillaren verzweigen sich unsichtbare Energiekanäle im galaktischen Körper. Manche sind so breit, dass sie einen Stern befördern könnten, andere gleichen zarten, mikroskopisch kleinen Fäden. Alle aber erhalten ihre Energie von der unvorstellbaren Schwerkraft des Schwarzen Lochs, das sich im galaktischen Zentrum befindet. Wäre es möglich, durch eine Luke in einen dieser Kanäle zu gelangen, so hätte man Zugang zu einer Straße in der vierten Dimension gefunden, auf der man die Grenzen von Zeit und Raum überschreiten könnte – vorausgesetzt natürlich, man hätte ein Fahrzeug, das diese Reise überstehen würde.
Wie die Galaxis sich um ihren immensen Mittelpunkt dreht, so bewegen sich auch diese schlangengleichen Energieströme. Beständig kreisend, setzen sie ihre zeitlose Reise über die galaktische Ebene fort wie die bizarren Speichen eines ewig rotierenden kosmischen Rades. Wie ein Sandkorn, das in der mächtigen Strömung eines Gravitationsflusses gefangen ist, rast das Projektil durch die vierdimensionale Röhre. Diese Straße durch Zeit und Raum befindet sich momentan in dem Arm der Spiralgalaxie, in dem auch der Große Nebel im Sternbild Orion liegt. Das ovale Objekt, das sie befördert, hat die Größe eines Asteroiden und einen Durchmesser von gut elf Kilometern. Ein smaragdgrünes Antigravitationsfeld schützt es vor der erdrückenden Umarmung des Zylinders.
Der himmlische Reisende ist nicht allein.
Verborgen im magnetisch aufgeladenen Kielwasser des sphärischen Objekts und damit noch geschützt vom hinteren Ende seines Kraftfelds, befindet sich ein zweites Fahrzeug. Es ist kleiner und schlank; seine flache, dolchförmige Hülle besteht aus leuchtend goldenen Sonnenkollektoren.
Auf ihrer Reise durch die Dimension von Zeit und Raum deponiert die kosmische Straße ihre Passagiere in einer Region der Galaxis, die am inneren Rand des Orion-Armes gelegen ist. Vor den Fahrzeugen taucht ein Sonnensystem mit neun Planeten auf, regiert von einem einzelnen, gelblich-weißen Stern.
Das gewaltige Iridiumfahrzeug rast mitten durch das Gravitationsfeld des Sterns und nähert sich rasch seinem Ziel. Es ist die Venus, der zweite Planet von der Sonne aus gesehen, eine Welt extremer Hitze, umhüllt von einer Schale aus dichten schwefelsauren Wolken und Kohlendioxid.
Das kleinere Fahrzeug verringert seine Distanz zum ersten und zeigt sich dadurch seinem Feind.
Sofort ändert der Iridiumfrachter seinen Kurs und steigert sein Tempo, indem er die Schwerkraft des dritten Planeten des Systems anzapft, einer wässrigen blauen Welt mit einer giftigen Atmosphäre aus Sauerstoff.
Aus einer langen, flossenähnlichen Antenne, die sich hinter seinem Bug erhebt, stößt das kleinere Raumschiff einen weiß glühenden Energiestrahl aus. Er rast durch den Ionenstrom um das elektromagnetische Heck des Frachters wie ein Blitz durch einen Blitzableiter.
Die elektrische Ladung flackert in den Farben des Nordlichts um die Iridiumhülle und verursacht einen Kurzschluss im Antriebssystem des Fahrzeugs. Wie von einem Faustschlag getroffen, kommt die gewaltige Kugel von ihrem Kurs ab. Innerhalb weniger Augenblicke wird das defekte Fahrzeug von der tödlichen Umarmung der Schwerkraft gepackt, die die blaue Welt ausstrahlt.
Außer Kontrolle rast das riesige Projektil auf die Erde zu.
Mit einem Überschallknall tritt die Iridiumkugel in die gefährliche Atmosphäre ein. Die spiegelnde Auβenhülle bekommt Risse und Löcher, dann flammt das Fahrzeug kurz zu einer blendenden Feuerkugel auf, bevor es in ein seichtes tropisches Meer stürzt. Durch die Wasserschicht nur minimal gebremst, trifft es in einem Sekundenbruchteil auf dem Boden auf. Einen surrealen Augenblick lang entsteht mitten im Meer ein gewaltiges rundes Loch.
Eine Nanosekunde später detoniert das fremde Fahrzeug mit einem leuchtend weißen Blitz, der eine Energie von hundert Millionen Megatonnen freisetzt.
Die gewaltige Explosion erschüttert den gesamten Planeten und erzeugt Temperaturen von über siebzehntausend Grad Celsius, heißer als die Oberfläche der Sonne. Sofort entzünden sich zwei von Gasen gespeiste Feuerbälle. Der erste ist eine Staubwolke aus heißem, pulverisiertem Gestein und Iridiumpartikeln, die von der zerborstenen Außenhülle des Fahrzeugs stammen; ihr folgen aufquellende Wolken aus unter starkem Druck stehendem Dampf und Kohlendioxid. Die Gase bilden sich, während das Meer und sein Kalksteinbett verdampfen.
Trümmer und extrem heiße Gase schießen in die verwüstete Atmosphäre hoch, emporgezogen von dem Vakuum, das der Absturz des Objekts geschaffen hat. Gewaltige Druckwellen durchzucken das Meer und lassen monströse Flutwellen entstehen, die eine Höhe von hundert oder mehr Metern erreichen, wenn sie auf seichtes Wasser treffen und aufs Land zurasen.

An der Südküste von Nordamerika


Mit tödlichem Schweigen umzingelt das Rudel Velociraptoren seine Beute, einen neuneinhalb Meter langen weiblichen Corythosaurus. Das Pflanzen fressende Reptil spürt die Gefahr, stellt seinen gewaltigen, fächerförmigen Kamm auf, hebt den Kopf mit dem Entenschnabel und saugt die feuchte Luft ein. Sofort nimmt es den Geruch des Rudels wahr, trompetet dem Rest seiner Herde einen warnenden Schrei zu, bricht durch den Wald und galoppiert zum Meer hinüber.
Unvermutet blendet ein gleißender Blitz das flüchtende Reptil. Taumelnd schüttelt es den dicken Kopf, um sich wieder orientieren zu können. Kaum hat es sein Sehvermögen wiedererlangt, als schon zwei seiner Verfolger aus dem Gebüsch springen und sich kreischend vor ihm aufbauen. Sie schneiden dem Corythosaurus den Fluchtweg ab, während der Rest des Rudels sich auf seinen Rücken stürzt und ihm mit den tödlichen, sichelförmigen Klauen der Füße das Fleisch zerfetzt. Einer der ersten Jäger schnappt nach dem Hals seines Opfers und verbeißt sich in seiner Kehle, während er die Klauen in das weiche Fleisch unter dem Brustbein schlägt. Das verwundete Reptil stößt einen erstickten Schrei aus und würgt an seinem eigenen Blut; schon schlägt ein zweiter Räuber die Zähne in seine flache Schnauze und gräbt die Krallen der Vorderglieder in seine Augen. Ächzend sinkt das schwere Tier zu Boden.
Nach wenigen Momenten ist es vorbei. Mit wütendem Knurren schnappen die Räuber nacheinander, während sie große Fleischfetzen aus ihrer noch zitternden Beute reißen. Mit ihrer Mahlzeit beschäftigt, achten die Velociraptoren nicht auf den bebenden Boden unter ihren Füβen und auf den heranrollenden Donner.
Ein Schatten verdunkelt den Himmel. Gleichzeitig heben die Dinosaurier die Köpfe. Blut tropft von ihren Lefzen, während sie die gewaltige Wasserwand anknurren.
Die riesige Flutwelle bricht und stürzt in sich zusammen, prasselt direkt auf die erschrockenen Jäger nieder. Mit einem donnernden Knall werden ihre Leiber in den Sand gepresst. Dann schäumt die Welle nordwärts und vernichtet mit ihrer Wucht alles, was ihr im Weg steht.
Die Welle überschwemmt die ganze Region, reißt Pflanzen, Sedimente und Tiere donnernd mit sich. Über Hunderte von Kilometern versinkt die tropische Küste in den Fluten. Die wenigen Waldstücke, die dem Pfad der Verwüstung entkommen, gehen in Flammen auf, als Schockwellen die Luft in einen Glutofen verwandeln. Ein Pteranodon-Paar versucht vergeblich, der Hölle zu entkommen. Als es sich über die Bäume erhebt, fangen seine Schwingen Feuer und verglühen im heißen Wind.
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