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Die Einflüsterer - Angst vor Sozialabbau, Sorge um die Zukunft - es wird immer stiller im Land. Politik und Wirtschaft haben leichtes Spiel: Wir sind auf direktem Weg in den Maulkorb-Staat. Wird Ruhe zur ersten Bürgerpflicht? -

Klaus Norbert

 

Verlag Heyne, 2010

ISBN 9783641041281 , 320 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn werden, im Innern wie nach außen. Die Bundesregierung wird sich von der Erkenntnis leiten lassen, dass der zentrale Auftrag des Grundgesetzes, allen Bürgern gleiche Chancen zu geben, noch nicht annähernd erfüllt wurde. Wir wollen mehr Demokratie wagen.
WILLY BRANDT bei seinem Amtsantritt als Bundeskanzler, 1969

Diese Stille - wieso schallt und gellt es nicht längst aus allen Ecken der Republik vor Wut und Protest? Wie ist es möglich, dass die Mächtigen uns Tag für Tag zukleistern mit ihrer Propaganda, mal im weichgespülten Wohlfühl-Sound, mal im höchsten Alarmstufe-Rot-Diskant? Warum hören wir nur noch entweder von komplettem Nonsens oder von immer neuen Katastrophen und Gefahren, warum gibt es nichts mehr dazwischen? Es gibt doch Wichtigeres als die ewig gleichen Statements von Politikern, Top-Managern, Interessenverbändlern, Experten, Beratern, Kommentatoren, Ideologen, Eiferern, Intriganten, Strippenziehern - von Einflüsterern eben.
Wichtigere Dinge - zum Beispiel die Fragen: Was ist Liebe? Oder: Was ist Glück? Wer sind wir, und wenn ja, warum nicht sehr viel mehr?
Die obersten Ränge der Bestsellerlisten zeigen, womit wir uns am liebsten beschäftigen würden, wenn wir nicht ständig im Ausnahmezustand lebten. »Unordentliche Gefühle« würden wir gern untersuchen, vielleicht sogar auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt vor die Tür gehen.
Würden, denn für Liebe und Glück und alles andere ist immer weniger Zeit. Weil nämlich im Irrenhaus, wie wir schon lange vermuteten, nur die Falschen behandelt werden, während »die Richtigen« frei herumlaufen. Sie sorgen mit aller Kraft dafür, dass Liebe und Glück in den Hintergrund gedrängt werden, dass uns nicht mehr richtig langweilig werden will. Dort, im Hintergrund, lagern bereits die Eigenschaften Optimismus und Idealismus, die wir schon so lange vermissen. Denn dass wir unaufhörlich hibbelig sind, uns mit tausend Problemen gleichzeitig herumplagen, das ist ja kein Zufall. Wir leben weder in Seicht- noch Feuchtgebieten, sondern in einem einzigen Krisengebiet: Die Politik hat sich und uns an die Wirtschaft verkauft, Wahnsinn!

Nicht, dass es jemals wirklich super für uns gelaufen wäre auf dem Planeten. Kriege, Katastrophen, Mord und Totschlag waren immer aktuell. Aber seit ein paar Jahren ist der Wurm drin. Wir kommen einfach nicht mehr aus den Krisen heraus. Da können die Kollegen Precht und von Hirschhausen und all die anderen noch so sehr charten, wir sind nicht auf jeder ihrer Buchseiten mit voller Konzentration dabei. Wir spüren, dass sich das Land gerade massiv verändert, dazu Europa und die Welt, wie wir sie kannten oder uns einmal erhofft haben. Schlimmer noch: Wir verändern uns auch, aber in eine Richtung, in die wir partout nicht wollen.

Wahrhaftigkeit in den Zeiten von Analogkäse und Mogelschinken

Anders gefragt: Was ist das noch dieser Tage, Freiheit? Was ist das noch, Gerechtigkeit? Was gelten noch Wahrhaftigkeit, Ehrenhaftigkeit, Aufrichtigkeit in Politik und Wirtschaft? Wer ruft da ständig, unsere Sicherheit sei in Gefahr? Hör mal, wer da flüstert - Liebling, sie haben die Demokratie geschrumpft!
Halten wir uns nicht mit weiteren Vorreden auf: Für viele ist dieses Buch natürlich völliger Quatsch. Wer will uns denn etwas einflüstern, sagen sie, wer will uns denn einen Maulkorb verpassen? Wir leben in einer Demokratie! Und wir sind alt genug, uns eine eigene Meinung zu bilden: Den Klimawandel kriegen wir schon noch gewuppt, mit moderner Technik und drastischen Einsparungsmaßnahmen. Die Weltwirtschaftskrise - klar, die Banker waren es. Oder doch eher die Politiker? Vielleicht ja auch wir gierigen Anleger, die vielen kleinen Sparer? Na ja, seltsam ist es schon, dass auch im Jahre zwei nach der Beinahe-Kernschmelze unseres Finanzsystems noch immer niemand belangt worden ist. Wenn schon nicht strafrechtlich, zivilrechtlich, auf Schadenersatzebene, müsste den Vorständen und Aufsichtsräten der Banken doch beizukommen sein. Aber selbst wenn - würden »die da oben« nicht doch wieder alles unter sich regeln, sich notfalls mit ein bisschen Bargeld freikaufen?
Es wird so viel geredet und noch mehr geflüstert, der Kopf schwirrt einem: Die neuen Kolonialkriege spielen sich weitab von unserer Haustür ab, in Afghanistan, im Irak. Nächste mögliche Stationen: der Jemen, Pakistan, Iran. Aber in den Medien stellt sich das Ganze eher als Posse munter wechselnder Verteidigungsminister dar. Ja, sind wir jetzt im Krieg oder sind wir es nicht? Ist der Baron zu Guttenberg nun ein Lügenbaron oder ist er es nicht?
Zu viele Stimmen.
Erst war der Euro kein Teuro, dann waren wir selber schuld an der Finanzkrise, und der Krieg, der seit Jahren wieder von deutschem Boden ausgeht, soll und soll keiner sein. Jede Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass wir die Bundeswehr nicht schießen sehen wollen. Trotzdem verlängert der Bundestag seit acht Jahren die einschlägigen Mandate immer wieder aufs Neue. Wir verklagen den Staat vor dem Bundesverfassungsgericht, weil er unsere sämtlichen Verbindungsdaten auf Vorrat speichert, unsere Fingerabdrücke in Pässen und Ausweisen festhält, jederzeit in jedes unserer Konten gucken kann und auch noch im fließenden Verkehr unser Kennzeichen scannt - ein bisschen viel zurechtrückendes Karlsruhe für ein ziemlich bürgerrechtsfeindlich gewordenes Berlin. Gut, die Manieren der Politiker sind etwas »robust« geworden, wie man neuerdings sagt. Aber, Herr Autor, läuft deshalb schon irgendwer mit einem Maulkorb herum?

Die Würde des Menschen ist antastbar

Von wegen Einflüsterer! Die Bürger in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich, in der Schweiz, überall in Europa, sind doch irgendwie noch immer ziemlich frei. Jeder kann doch reden und seine Meinung kundtun, wie er will; der Autor dieses Buches tut es auch, just an dieser Stelle. Gerade weil in unserer Gesellschaft die Demokratie verwirklicht ist wie aus dem Lehrbuch, kann man tun und lassen, was man will. Man kann sogar Unsinn reden oder schreiben, denn: Eine Zensur findet nicht statt.
So steht es, neben vielen anderen unsere Freiheit sichernden Paragraphen, etwa im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, abgekürzt GG, in Kraft getreten am 23. Mai 1948, null Uhr. Wie könnte da ernsthaft die Rede sein von Meinungsbeeinflussung und Meinungsverhinderung, gar von einem Rückzug der Demokratie?

Die Einflüsterer: Der Autor dieses Buches muss ein Linker sein. Macht sich über die Medien her, nennt sie Wasserträger der Mächtigen und betrachtet sie als Lautsprechersystem der großen Einflüsterer im Hintergrund.