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Die Mohns - Vom Provinzbuchhändler zum Weltkonzern: Die Familie hinter Bertelsmann

Thomas Schuler

 

Verlag Campus Verlag, 2004

ISBN 9783593403731 , 372 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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13,99 EUR

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Prolog Eines Tages stand ein Vertreter des Buchclubs am Gartenzaun. Der Herr trug einen Anzug und hielt eine Mappe unterm Arm. Was er sagte, machte mich stolz. Er beglückwünschte mich zu einem Malwettbewerb meiner Schulklasse. Ich hätte einen Preis gewonnen: ein Malheft - und die Mitgliedschaft im Buchclub von Bertelsmann. Ich war baff. Ich war damals ein Knirps im Grundschulalter und es war das erste Mal, dass ich etwas gewonnen hatte. Dass der Vertreter eine Masche anwandte, störte mich nicht. Ich hatte gewonnen - und wollte meinen Gewinn in Empfang nehmen. Meine Eltern durchschauten den Trick, aber ich setzte mich durch. Ein Jahr lang bestellten meine Eltern Abenteuerbücher und Romane, ein Gesundheitslexikon und Gartenratgeber. Nach einem Jahr hatten wir alle wichtigen Garten- und Gesundheitsbücher im Schrank - und meine Eltern traten wieder aus. Meine Sympathie für Bertelsmann war dennoch groß damals. Später, als Journalist, empfand ich eine Mischung aus Respekt und distanzierter Bewunderung für Bertelsmann und den Eigentümer des Konzerns: Reinhard Mohn. Er hatte aus einem Familienunternehmen ein Weltunternehmen gemacht und ist der letzte noch lebende Vertreter einer ganzen Generation von Nachkriegsgründern in Deutschland. Die Geschichte seiner Aufbauleistung und Medienmacht ist ein Stück Nachkriegsgeschichte. Reinhard Mohn hat immer wieder Grenzen überschritten. Er griff Trends auf und setzte sie um, ehe andere nur daran dachten. Als 'aufgeklärter Kapitalist' wurde er bezeichnet. Er belohnte Mitarbeiter besser als die Konkurrenz, erklärte Betriebsräte zu Partnern und nahm damit den Gewerkschaften im eigenen Unternehmen Macht. Noch nie gab es einen Streik bei Bertelsmann. Früher als andere hob er die Trennung zwischen Arbeitern und Angestellten auf. Er motivierte seine Mitarbeiter, indem er sie zu Unternehmern machte, und er profitierte davon. Bertelsmann wächst jedes Jahr etwa um die Größe des Burda-Verlags. Seine Gründungen und Übernahmen haben die Verlagswelt revolutioniert und die Medienlandschaft kommerzialisiert. Den 'erfolgreichsten Unternehmer der Bundesrepublik' nannte ihn der Publizist Günter Gaus 1986. Die Wochenzeitung Die Zeit erklärte ihn wegen seiner Art der Unternehmensführung 1998 zum 'Unternehmer des Jahrhunderts'. Er wäre der reichste Deutsche, hätte er seinen Konzern nicht seiner Stiftung überschrieben. So belegt er 'nur' die Nummer fünf der Rangliste. Doch anders als Berlusconi, Kirch oder Murdoch ist er einer breiten Öffentlichkeit unbekannt geblieben. 'Der stille Mensch aus Gütersloh' nannte der NDR eine Dokumentation über ihn. Seine Bekanntheit ist ihm allerdings nicht sonderlich wichtig, solange seine Produkte konsumiert werden. Mit dem Unternehmen Bertelsmann verhält es sich kaum anders. Hinter dem Namen vermuten viele noch immer den Buchclub. Dabei ist Bertelsmann längst zu einem Medienhaus der Superlative gewachsen, mit einer Vielzahl eigener Medientöchter: Random House ist der größte Buchverlag der Welt, der John Grisham, Toni Morrison, Daniel Goldhagen, Richard von Weizsäcker, Michael Gorbatschow und Bill Clinton, aber auch Boris Becker, Dieter Bohlen und Daniel Küblböck verlegt. RTL ist der größte Fernsehkonzern Europas und hat in Deutschland Verona Feldbusch und Günter Jauch unter Vertrag und sendet 'Big Brother' und 'Deutschland sucht den Superstar'. BMG ist einer der größten Musikproduzenten der Welt, der Musik von Udo Jürgens, Luciano Pavarotti und Britney Spears verkauft. Gruner + Jahr ist das größte Zeitschriftenhaus Europas mit dem Magazin Stern als Flaggschiff; seit dem Tod von Rudolf Augstein hat Gruner + Jahr aber auch ein Veto bei wichtigen Entscheidungen beim Konkurrenten Der Spiegel. Arvato ist das größte Druckhaus Europas, das in Deutschland die meisten Bücher und fast jedes Handy ausliefert, die Bahncard und das Vielfliegerprogramm der Lufthansa betreut. Die Bertelsmann Stiftung schließlich ist die größte operative Stiftung Deutschlands, die Einfluss nimmt auf viele Felder der Politik. Mehr noch als die Größe bewunderte ich die offene Gesprächskultur. Journalisten bekommen stets das Gefühl, es gebe keine Tabus. Doch enden Gespräche regelmäßig, sobald man Fragen über die Familie Mohn stellt. Die Mohns sprechen gerne über Bertelsmann, aber was sie selbst betrifft, sind sie weit weniger offen. Liz und Reinhard Mohn lancieren sehr einseitige Selbstdarstellungen, auch wenn es Dinge betrifft, die mit der Kultur, der Glaubwürdigkeit und dem Erbe ihres Unternehmens oder ihrer gemeinnützigen Stiftung zu tun haben. Beide haben über ihr Leben schreiben lassen. 2001 legte Liz Mohn ihre Autobiografie vor; Reinhard Mohn gab unter anderem für das Firmenjubiläum 1985 sowie einer von Bertelsmann auf öffentlichen Druck hin eingesetzten Historikerkommission 1999 und 2000 Auskunft über sein Leben. Beide Darstellungen werfen etwa so viele Fragen auf, wie sie beantworten. [...]