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Der Kuss des Apollo - Roman

Utta Danella

 

Verlag Heyne, 2006

ISBN 9783894809829 , 299 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

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    Die Reise nach Trulala
    Bei den drei Eichen - Roman
    Mein deutsches Dschungelbuch
    Militärmusik - Roman

     

     

     

 

 

Die Sache mit dem Geld

Irgendwoher wird das Geld schon kommen.
Eine Weile blieb der Satz im Raum stehen, klang seltsam. Jana, die damit beschäftigt war, die Weingläser aus dem Schrank zu nehmen, warf einen Blick auf ihren Mann, der am Fenster stand und in den Garten hinaussah, wo die Herbstblätter von den Bäumen sanken.
Sie konnte ihm von hinten ansehen, wie schlecht gelaunt er war, außerdem hörte man es seiner Stimme an.
»Das ist ja ein schreckliches Wort«, sagte sie.
»Was?«, knurrte er.
»Irgendwoher.« Sie sprach das Wort gedehnt aus und versuchte das R dramatisch zu rollen, was ihr nicht so gut gelang wie ihm mit seiner baltischen Herkunft.
Er drehte sich um.
»So! Das Wort gefällt dir nicht. Was würdest du denn sagen?« »Geld kommt nicht von irgendwoher oder von irgendwo, man muss es beschaffen.«
»Darum geht es ja. Wie immer.«
Er sah ihr zu, wie sie die hellen Gläser neben die Gedecke stellte und dann die rötlich getönten Rotweingläser aus dem Schrank nahm und leicht versetzt hinter die Weißweingläser auf dem Tisch platzierte. Sie hatte eine Vorliebe für hübsche Gläser.
»Ich habe dich gar nicht gefragt«, sagte er, um bessere Stimmung bemüht, »was du gekocht hast.«
»Das wirst du dann schon sehen. Außerdem weiß ich ja, was Will gern isst.«
»Wie er immer sagt, am liebsten das, was du gekocht hast.«
»So ist es. Und deinem Genie wird es sowieso egal sein, was es isst.«
»Ich habe nie behauptet, dass er ein Genie ist. Ein begabter Junge, das ist meine Meinung. Leider hat er seinen letzten Film in den Sand gesetzt.«
»Was dich nicht daran hindern kann, Geld für ihn aufzutreiben. Irgendwoher.«
»Verdammt, hör auf mit dem Irgendwoher. Ich möchte diesen Film gern produzieren. Wir werden Will den verrückten Plan erläutern. Ob er mir finanziell beispringen wird, das ist die Frage.«
»Du kannst dieses Projekt jedenfalls nicht finanzieren. Und Fördermittel wirst du dafür nicht bekommen. Richtig«
»Gewiss nicht. Und ich gebe zu ...« Dr. Herbert Frobenius nahm sich eine Olive aus der Schale und steckte sie in den Mund.
»Dass dir die Geschichte anfangs recht gut gefallen hat .«
»Stimmt. Der Stoff und was Sebastian daraus machen will. Mittlerweile habe ich allerhand Bedenken.«
»Das gehört zu deinem Job als Produzent. Anfangs Begeisterung, dann Bedenken.«
»Immerhin habe ich in diesem Jahr zwei gute Filme abgeliefert.«
»Nicht von Sebastian. Und außerdem vom Fernsehen finanziert.«
»Ich habe genug von dem Fernsehmist. Ich möchte wieder mal einen richtigen Film machen.«
Jana seufzte. »Das wünsche ich mir auch. Aber deutsche Filme sind ein Risiko und selten ein Erfolg. Auch hierzulande beherrschen die Amerikaner den Markt. Und mit den alten Griechen wirst du kaum Gewinn erwirtschaften.«
»Du bringst mich in die richtige Stimmung.«
Jana lachte, trat zu ihrem Mann und legte ihm den Arm um die Schulter.
»Warten wir ab, und essen wir erst mal. Ich habe ein Tässchen Hühnerbrühe, eine kleine Scheibe Lachs für jeden und dann ein Viertel Ente pro Person, weil ich eben weiß, was Will am liebsten mag.«
Er legte beide Arme um seine Frau und küsste sie auf die Wange.
»Das gab es auch, die Ente, meine ich, als Will das letzte Mal hier war.«
»Das ist über ein Jahr her und war zu deinem Geburtstag. Wenn er wirklich das am liebsten isst, was ich koche, dann hat er lange darauf warten müssen.«
»Seine Frau mag ja nicht kochen.«
»Tja, das bedauert er immer. Dafür ist sie eine erfolgreiche Anwältin. Alles kann der Mensch nicht haben.«
»Du hast dir wieder einmal viel Arbeit gemacht.«
»Kaum der Rede wert. Mir macht das Kochen ja Spaß. Außerdem hat Evi mir geholfen. Und sie freut sich besonders, dass wir für Will gekocht haben.«
»Gutes Trinkgeld?«
»Das ist es nicht allein. Er gefällt ihr. Sie sagt, es ist doch prima, wenn ein Mann so reich ist und trotzdem so viel lachen kann.«
»Gar nicht so dumm. Siehst du, das könnte man in einem Film unterbringen. Wo gibt es das denn? Ein Mann ist vielfacher Millionär, macht auch kein Hehl daraus, freut sich über das Geld und lacht dazu noch.«
»Und wer schreibt dir so ein Drehbuch?«
»Keiner«, erwiderte Dr. Frobenius grimmig.
»Außerdem weiß ich, was dich ärgert.«
»Dass das dämliche Frauenzimmer dabei ist.«
»Womit wir beim Thema wären. Das Genie hat dich angerufen und gefragt, ob er sie mitbringen darf. Bitte, warum hast du nicht Nein gesagt?«
»Das ist meine Dämlichkeit. Wenn jemand anruft und fragt, ob er diesen oder jenen mitbringen darf, ist es schwierig, einfach abzulehnen.«
»Wenn ich am Telefon gewesen wäre, hätte ich es getan.«
»Du machst es dir leicht. Wie hättest du es denn formuliert?«
»Du denkst doch nicht, dass mir das schwergefallen wäre? Ich hätte gesagt, ich will mit meinem Freund ein Gespräch über die Finanzierung dieses Films führen, und Sie als Drehbuchautor und Regisseur müssen dabei sein, um alles zu erklären. Vom Fernsehen können wir für dieses Projekt nichts erwarten. Aber Ihre Freundin können wir bei diesem Gespräch nicht brauchen.«
»Ja, du hast recht. Vom Fernsehen können wir nichts erwarten.«
»Warum eigentlich nicht? Du hast es gar nicht versucht. Irgendwie könnten die doch auch wieder einmal zur Bildung der Menschheit beitragen. Jeden Abend, den Gott werden lässt, erleben wir Schwachsinn auf dem Bildschirm. Sind die Menschen wirklich so blöd, wie die meinen? Die alten Griechen sind doch immer noch aktuell. Ich habe erst neulich eine Dokumentation über Schliemanns Ausgrabungen gesehen. Im Fernsehen. Fand ich ungemein spannend.«
»Ja, eine Dokumentation. Keinen Spielfilm.«
»Überleg doch mal, wie viele Filme und Theaterstücke es über Odysseus und Orest und Elektra gegeben hat. Die Amerikaner waren da ganz groß. Wie hieß damals das Stück? Mourning Becomes Electra, nicht? Trauer muss Elektra tragen. Und dann, das war doch ganz toll: Der Trojanische Krieg findet nicht statt, so ähnlich hieß das doch? Das war Giraudoux.«
»Das ist eine ganze Weile her.«
»Damals gab es eben noch gutes Theater, nicht so ein selbstverliebtes Regietheater wie heute. Und Richard Strauss, er hat auch eine Elektra geschrieben, die gehört bis heute in jedes bessere Repertoire.