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Krankenstands- und Arbeitslosenquote in Deutschland

Gunnar Pietzner

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2007

ISBN 9783866181380 , 216 Seiten

Format PDF, OL

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1 Einleitung ( S. 1)

1.1 Motivation der Arbeit

Die Entwicklung des Krankenstandes deutscher Arbeitnehmer nimmt in der öffentlichen Diskussion eine prominente Stellung ein. Vorangetrieben wird die Diskussion regelmäßig im Zuge neuer Gesetzesinitiativen, deren Ziel es ist, das in Deutschland vorherrschende generöse Entgeltfortzahlungsgesetz zu modifizieren. Dabei ist Bewegung, abhängig vom politischen Lager, in beide Richtungen zu diagnostizieren.

Die in der 13. Legislaturperiode, von 1994 bis 1998, herrschende Koalition aus CDU und FDP verabschiedete ein geändertes Entgeltfortzahlungsgesetz, das die finanzielle Absicherung der Arbeitnehmer im Krankheitsfall von ehemals 100 auf 80 % reduzierte. Die seit 1998 regierende SPD nahm mit ihrem Koalitionspartner, den BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, diese Änderung zurück.

Die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Änderungen war geprägt durch teils emotionale Debatten. Grundlegend für die Auseinandersetzung war und ist, dass die Politik sowohl die Kosten der Arbeitnehmer als auch die der Arbeitgeber bei Abwesenheit der Beschäftigten in Form von Lohnfortzahlung und anderen gesetzlichen Bestimmungen und damit auch den Umfang an Fehltagen beeinflusst.

Je nach politischer Couleur wurden die Ursachen für einen im internationalen Vergleich immer noch hohen Krankenstand auf Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberseite gesucht. Während die arbeitgeberfreundliche Seite vom „bösen Drittel" sprach, welches die großzügig gestalteten sozialen Sicherungssysteme zum eigenen Vorteil und zum Nachteil der Allgemeinheit auszunutzen pflegt, sahen arbeitnehmerfreundliche Kreise die Gründe im Fehlverhalten der Arbeitgeber.

Die Arbeitgeber, so die Argumente, zeichnen für die Krankheitsanfälligkeit und Motivation der Arbeitnehmer verantwortlich. So seien die Auslöser für den beobachtbaren hohen Krankenstand vornehmlich im Unvermögen von Unternehmenseignern oder -managern zu suchen, auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter einzugehen.

Neuen Aufschwung fand die Kontroverse mit der fortschreitenden Globalisierung. Die in dem damit verbundenen Standortwettbewerb schlechten Voraussetzungen infolge hoher Personalzusatzkosten, die durch hohe Lohnfortzahlungsansprüche beeinflusst werden, ergeben für deutsche Unternehmen einen erheblichen Nachteil.

So passgenau die Argumentation auch immer vorgetragen werden, stellen sich krankheitsbedingte Fehlzeiten als ein komplexes Phänomen dar, das bestimmt wird durch gesellschaftspolitische bzw. makroökonomische Rahmenbedingungen sowie betriebliche und individuelle Einflüsse.

So scheint es nicht verwunderlich, dass sich eine Reihe wissenschaftlicher Disziplinen mit der Thematik Krankenstand beschäftigen. Neben soziologischen, arbeitsmedizinischen, psychologischen und personalwirtschaftlichen Forschungsansätzen finden auch vermehrt personalökonomische Analysen Aufmerksamkeit. Grundlage dieses Forschungszweiges ist eine mikroökonomisch fundierte Auseinandersetzung mit arbeitnehmer- und arbeitgeberseitigem Verhalten.

Ziel dieser Arbeit ist es, die auf gesamtwirtschaftlicher Ebene beobachtete Entwicklung des Krankenstandes einer ökonomischen Analyse zugänglich zu machen. Den Ausgangspunkt der Überlegungen stellt der auf makroökonomischer Ebene beobachtbare inverse Zusammenhang zwischen Krankenstand und Arbeitslosenquote dar.

Aus dieser Beziehung lassen sich zwei gleichermaßen plausible Hypothesen ableiten, die dieses Phänomen zu erklären vermögen. Einerseits wird argumentiert, der mit steigender Arbeitslosigkeit sinkende Krankenstand sei das Ergebnis individueller Arbeitnehmerentscheidungen. Eine zunehmende Arbeitslosenquote wird als Indikator für eine sich verschlechternde gesamtwirtschaftliche Situation gewertet, worauf Arbeitnehmer den Umfang an ungerechtfertigten Fehltagen reduzieren, um für sie negative Folgen – z.B. ein erhöhtes Entlassungsrisiko – zu verringern.

In der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung führt dies zu abnehmenden Krankenständen. Individuelles Fehlzeitenverhalten wird in diesem Ansatz als Indiz für die Motivation bzw. Arbeitsanstrengung behandelt. Thoursie (2004) bspw. zeigt dieses Anpassungsverhalten mit einer quasiexperimentellen Studie und nutzt Sportevents für den Nachweis höherer gemeldeter Fehltage. Mit schwedischen Daten kann er für Männer eine höhere Anzahl an Krankmeldungen zeigen.