dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Frühprävention von Gewalt und Aggression - Ergebnisse des Zürcher Präventions- und Interventionsprojektes an Schulen

Denis Ribeaud, Ursula Meidert, Rahel Jünger, Manuel Eisner

 

Verlag Verlag Rüegger, 2007

ISBN 9783725308804 , 262 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

28,20 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

2 Warum Frühprävention? (S. 25)
Im Zürcher Präventions- und Interventionsprojekt an Schulen wurden Programme umgesetzt, die man als Frühprävention bezeichnen kann. Es gibt keinen einheitlichen Gebrauch des Begriffs. In der Regel sind damit aber Massnahmen gemeint, die vor Beginn der Adoleszenz ansetzen und die das Ziel haben, jugendspezifische Formen des Fehlverhaltens zu vermindern.Hierzu gehören beispielsweise Gewalt, Delinquenz, Drogen- und Alkoholkonsum,Vandalismus, Rowdytum im Verkehr. Frühprävention schliesst Massnahmen während der Schwangerschaft und dem Säuglingsalter, Elterntrainings, Förderungsprogramme im Vorschulalter sowie Präventionsprogramme für die Grundschule ein (für eine Übersicht vgl. Farrington&,Coid, 2003). Oft ist Frühprävention universelle Prävention, das heisst, sie strebt an, alle Eltern und Kinder einer Generation zu erreichen. Damit soll eine breite Grundlage geschaffen werden, um späteren Fehlentwicklungen vorzubeugen.

In diesem Kapitel diskutieren wir:Was ist Prävention und wie wirkt sie? Welche wissenschaftlichen Argumente sprechen für eine früh im Lebenslauf ansetzende Prävention? Und weshalb erwarten wir, dass Elterntrainings und schulische Sozialkompetenzprogramme sinnvolle Präventionsansätze sind?

2.1 Was ist und wie wirkt Prävention?
Ganz allgemein meint Prävention alle Massnahmen mit dem Ziel, zukünftige unerwünschte oder negative Ereignisse zu verhindern. Der vom Lateinischen abgeleitete Begriff Prävention (von lat. praevenire = zuvorkommen) ist sinngleich mit dem neugriechischen Wort Prophylaxe und dem guten alten deutschen Wort Vorbeugen. Von Prophylaxewird eher bei medizinischen Massnahmen gesprochen (z.B.Kariesprophylaxe durch fluoridhaltige Zahnpasta,Prophylaxe von Schilddrüsenerkrankungen durch Jodzugabe in Speisesalz), Prävention hingegen ist eher bei Massnahmen im aussermedizinischen Bereich gängig (z.B. Gewaltprävention, Prävention von Unfällen, Kriminalitätsprävention).

Seit den frühen 1990er Jahren wird häufig zwischen universeller, selektiver und indizierter Prävention unterschieden (Institute of Medicine (IOM), 1994). Universelle Prävention möchte alle Personen einer Bevölkerungsgruppe erreichen, unabhängig davon, ob besondere Risiken vorliegen.Weil sie alle Personen anspricht,wird niemand als besonders gefährdet oder gefährlich hervorgehoben. So wird beispielsweise vermieden, dass Massnahmen zu einer problematischen Stigmatisierung von einzelnen Gruppen führen. Selektive Prävention richtet sich an Teilgruppen, bei denen wegen biologischen, psychischen oder sozialen Faktoren eine erhöhte Gefährdung für spätere negative Folgen besteht. Sie kann daher gezielter wirken. Allerdings besteht oft das Problem, wie diese Personengruppen ohne ein aufwendiges und ethisch problematisches Screening gefunden werden können. Indizierte Prävention richtet sich an Individuen, bei denen bereits problematisches Verhalten zu beobachten ist und die deswegen meist schon mit Hilfsinstitutionen in Kontakt waren. Zwischen indizierter Prävention und Intervention besteht ein fliessender Übergang. Zwar meint man mit Interventionen eher Eingriffe nach einem schon eingetretenen Ereignis. Oft ist es aber ein wichtiges Ziel von Interventionen, eine zukünftige Wiederholung des Verhaltens zu verhindern.

Um zu verstehen,wie Prävention wirken kann, ist die Unterscheidung von Risikofaktoren, Schutzfaktoren und Mechanismen nützlich (Hawkins et al. 2002).

Mit Risikofaktoren sind Prozesse und Merkmale gemeint, welche zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für ein negatives Ergebnis führen und bei denen man annimmt, dass sie als Ursachen an der Entstehung des Problems beteiligt sind. Kriminalität der Eltern, eine hohe Impulsivität im Kindheitsalter oder das Aufwachsen in sozial benachteiligten Stadtquartieren sind beispielsweise Risikofaktoren für Gewalt im Jugendalter.

Der Begriff Schutzfaktoren wurde eingeführt, weil bei weitem nicht alle Jugendlichen, welche Risikofaktoren ausgesetzt sind, problematische Verhaltensweisen entwickeln. Viele Jugendliche etwa, die als Kinder Aufmerksamkeitsprobleme hatten und in schwierigen familiären Verhältnissen aufgewachsen sind, entwickeln sich völlig normal.