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Auf dem Weg zur sozialen Stadt - Abbau benachteiligender Wohnbedingungen als Instrument der Armutsbekämpfung

Martin Lenz

 

Verlag DUV Deutscher Universitäts-Verlag, 2007

ISBN 9783835091641 , 277 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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47,65 EUR


 

Teil II Grundzüge des theoretischen Bezugsrahmens (S. 8)

1 Theoretische Perspektiven zur Analyse benachteiligender Wohnbedingungen

„Ja, mach nur einen Plan Sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ’nen zweiten Plan Geh’ n tun sie beide nicht."

Dieses Zitat aus Bertold Brechts Dreigroschenoper sei zu Beginn der Vorstellung der theoretischen Perspektiven dieser Arbeit vorangestellt. Gleichwohl erfordert die Komplexität der Thematik ein planvolles Vorgehen. Planungsüberlegungen waren zu Beginn anzustellen, als die erste Befragung eines Wohngebietes mit benachteiligenden Effekten für seine Bewohner/innen erarbeitet wurde.

Die Aufwertung und damit Umwertung der ins Auge gefassten Wohngebiete war das grundsätzliche Ziel der sozialplanerischen Intervention. Zielfindung ist in einem idealtypischen Prozess von Sozialplanung das Planungselement, dem Bestandsaufnahme, Bedarfsermittlung, Maßnahmenprogramm, Umsetzung sowie Fortschreibung und Folgenkontrolle folgen (sollten).

Umso wichtiger erschien es von Beginn an, für eine intersubjektiv überprüfbare, objektive Bestimmung der Ausgangslage Sorge zu tragen. Dies war ein wesentlicher Anspruch an die ursprünglichen Befragungen der Bewohner/innen. Um die Wohngebiete vergleichen zu können, war die Datenerhebung mittels Fragebogen notwendig.

So konnte eine verlässliche Basis gescha.en werden, die Wohngebiete angemessen zu charakterisieren. Dies dient auch der Vermeidung von Fehleinschätzungen und Verfestigung von falschen Annahmen und Vorurteilen etwa auf planerischer oder politischer Ebene.

Mithilfe der Befragungen sollte zudem einer angemessenen Bürgerbeteiligung Rechnung getragen werden. Für dieses längerfristig angelegte Unternehmen zu beteiligen bzw. zur aktiven Mitarbeit zu gewinnen, waren aber auch die Sozialpolitik, die Sozialverwaltung und die Sozialarbeit.

Empirische Ergebnisse stellen bei der Implementierung der Thematik „Aufwertung benachteiligender Wohnbedingungen" eine gute Hilfestellung dar. Mit quantitativen Daten - in Zeitreihen erhoben - können Entwicklungen abgebildet werden. Jede Vorstellung der Daten bietet für die Akteure von Sozialpolitik, -verwaltung und -arbeit Gelegenheit zur Intervention - zumindest, was die Interpretation der vorgestellten Ergebnisse anbelangt.

Darüber hinaus stellen in dieser Form erhobene empirische Ergebnisse den Ausgangspunkt eines „Agenda-Setting-Prozesses" (vgl. Nissen 2002) dar, der die nachhaltige Verankerung der Thematik „Benachteiligende Wohnbedingungen" auf kommunalpolitischer Ebene verfolgt.

Im Karlsruher Beispiel werden damit zu Dialogpartner und „Agenda-Setter" für die Bewohner/innen neben ihrem Vermieter Volkswohnung GmbH (= städtische Wohnungsbaugesellschaft):

• die Sozialpolitik in Form von Parteien bzw. deren Fraktionen im Karlsruher Gemeinderat,

• die Wohlfahrtsverbände Diakonisches Werk und Arbeiterwohlfahrt sowie

• unter Federführung der Sozial- und Jugendbehörde verschiedene Ämter der Stadt Karlsruhe.

Amtliche Statistiken in Bezug auf soziale Indikatoren, wie z.B. die Sozialhilfequote, reichen über die Stadtteilebene bis auf Stadtviertelebene. Dies ist für die in dieser Arbeit untersuchten Wohngebiete nicht kleinräumig genug, weshalb eine speziell auf die Wohngebiete zugeschnittene kontinuierliche Datenerhebung notwendig ist.

Da auch Ergebnisse von Bürgerumfragen nicht auf die Bewohner/innen kleinerer Wohngebiete angewendet werden können, sind Befragungen notwendig, um subjektive Einschätzungen der Menschen vor Ort erhalten zu können, geht es doch darum, der sozialräumlichen Lebenswelt der Bewohner/innen in der kommunalen „Planungswelt" von Stadtpolitik Bedeutung zu verleihen.

Der Begriff der Lebenswelt führt zum Ausgangspunkt der theoretischen Überlegungen für diese Arbeit: Das 19. Jahrhundert war am naturwissenschaftlichen Paradigma orientiert, die so genannte „Entdeckung der Lebenswelt" blieb dem 20. Jahrhundert, dem interpretativen Paradigma vorbehalten (vgl. Albersmeyer-Bingen 1986).