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Unpolitische Jugend? - Eine Studie zum Verhältnis von Schule, Anerkennung und Politik

Werner Helsper, Heinz-Hermann Krüger, Sylke Fritzsche, Sabine Sandring, Christine Wiezorek, Oliver B

 

Verlag VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2008

ISBN 9783531901039 , 377 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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54,99 EUR


 

7 Schulische Anerkennungsbeziehungen an Schulen in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen (S. 145-146)

7.1 Einleitung

In unserer Studie nehmen wir das Wechselverhaltnis von Schule, Bildung, Fremdenfeindlichkeit und den politischen Haltungen von Schulem in den Blick. Mittlerweile gibt es mehrere empirische Befunde dafur, dass fremdenfeindliche und rechte Haltungen - wenn auch nicht sehr stark - mit Schulkultur, Schulklima und den Lehrer-Schuler-Beziehungen in einem Zusammenhang stehen. Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass rechte und fremdenfeindliche Haltungen bei Schiilern mit restriktivem oder autoritarem Lehrerverhalten oder der Erfahrung geringer Partizipationsmoglichkeiten von Schulem einhergehen (vgl. Fend 1994, Kriiger/Grundmann/Pfaff 2000, Kniger/Pfaff 2001). Anknüpfend an diese Ergebnisse steht besonders in der qualitativen Teilstudie die Rekonstruktion des Verhaltnisses von politischen Orientierungen von Jugendlichen und den schulischen Mikroprozessen der Anerkennung im Mittelpunkt. Sie geht der Frage nach, welche Bedeutung den schulischen Anerkennungsbeziehungen fur politische Haltungen bei Jugendlichen zukommt.

In der quantitativen Teilstudie unternehmen wir den Versuch, schulische Beziehungen zwischen Lehrem und Schulem als Anerkennungsbeziehungen zu reformulieren. Hierbei beziehen wir uns auf die Theorie der Anerkennung von Honneth (1992), die, wie er ausfiihrt, in der Lage ist, als umfassende Gesellschaftstheorie die Entwicklungen in postmodemen kapitalistischen Gesellschaften auf der Grundlage von Anerkennungsbeziehungen zu erklaren. Dabei ist die reziproke Bezugnahme der Subjekte untereinander Voraussetzung fur gelingende Selbstverwirklichung. Honneth nimmt eine analytische Dreiteilung der Stmktur sozialer Anerkeimungsverhaltnisse vor (Honneth 1992, S. 211), in denen jeweils nach einem bestimmten Modus der Anerkennung die Mitglieder einer Gesellschaft sich aufeinander beziehen und dabei durch die Anerkennungsweisen der emotionalen Zuwendung, der kognitiven Achtung und sozialen Wertschatzung „zu jeweils neuen Formen der positiven Selbstbeziehung gelangen konnen" (Honneth 1992, S. 277).

Jeweils voll soziaUsierte Individuen der Gesellschaft iibemehmen die Einsozialisation der noch nicht voU sozialisierten Mitglieder der Gesellschaft durch den gemeinsamen Modus der reziproken Anerkennung nach bestimmten in der Gesellschaft institutionalisierten Anerkennungsregeln, so dass die individuelle Identitatsbildung iiber Stufen der Verinnerlichung sozial stan dardisierter Anerkemiungsreaktionen verlauft. Nach den drei Anerkennungsprinzipien der Dimensionen Liebe, Recht und sozialer Wertschatzung wird in der Gesellschaft geregelt, welche legitimen Erwartungen auf Anerkennung durch andere Gesellschaftsmitglieder bestehen konnen. Die drei Anerkennungsdimensionen sind dadurch in einer je spezifischen Gesellschaft miteinander verflochten (vgl. auch Helsper/Sandring/Wiezorek 2005, S.189ff.).