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Erfahrene Unternehmensgründer
Christin Merz
Verlag Gabler Verlag, 2009
ISBN 9783834981592 , 192 Seiten
Format PDF, OL
Kopierschutz Wasserzeichen
3 Ein Forschungsmodell zum Zusammenhang von Erfahrung und Gründungserfolg (S. 35-37)
3.1 Vorüberlegungen
In diesem Abschnitt werden zunächst die grundsätzlichen Aspekte, die bei der Entwicklung eines Forschungsmodells zum Zusammenhang zwischen der Erfahrung der Unternehmensgründer und Gründungserfolg bedacht werden sollten, darstellt. Auf das Zusammenspiel von Unternehmen und Unternehmer wird in Abschnitt 3.1.1 eingegangen. Weitere möglicherweise den Erfolg einer Gründung bestimmende Faktoren werden in Abschnitt 3.1.2 thematisiert. Abschnitt 3.1.3 hat die Spezifika von Gründungsunternehmen zum Gegenstand.
3.1.1 Unternehmens- vs. Unternehmersicht
Zur Entwicklung eines Modells, das ein mögliches Zusammenspiel der Erfahrung eines Gründers mit dem Erfolg der Gründung bzw. des Gründungsunternehmens aufgreifen soll, stellt sich zunächst unmittelbar die Frage, wie stark der Erfolg des Gründungsunternehmens überhaupt von den Gründerpersonen abhängt. Diese Frage wurde analog auch für reifere, d.h. ältere und größere, Unternehmen und die zugehörige(n) Unternehmerperson(en) aufgeworfen.66 Ein historischer Rückblick und eine daraus entwickelte Systematisierung von Perspektiven auf die Rolle des Unternehmers zeigen, dass dem Unternehmer drei Arten von Funktionen zugesprochen werden können: Bestandsorientierte Unternehmerfunktionen (z.B. Eigentümer, Kapitalgeber), Ergebnisorientierte Unternehmerfunktionen (z.B. Arbitrageur, Risikoträger), Prozessorientierte Unternehmerfunktionen (z.B. Innovator, Entscheider).
Die dem Unternehmer in der klassischen und neoklassischen wirtschaftswissenschaftlichen Theorie vereinzelt noch beigemessene Bedeutung wurde ihm in moderneren mikroökonomischen Theorien aus verschiedenen Gründen nicht mehr zuerkannt. Jedoch rückt der Unternehmer (bzw. der Gründer) gerade in jüngerer Zeit, auch durch die Entrepreneurship-Forschung, wieder stärker in den Fokus.70 Wenn auch klar ist, dass nicht ausschließlich die Unternehmerperson zum Gelingen des Unternehmens beiträgt, ist dennoch von einem gewissen Einfluss von unternehmerpersonenbezogenen Erfolgsfaktoren auszugehen.
Dies wird durch eine Vielzahl von empirischen Studien bestätigt. Weiter ist zu beachten, dass ein großer Anteil aller Gründungen sog. Teamgründungen sind, d.h. vergleichsweise viele Gründungsideen anstatt durch einzelne Gründer durch mehrere Gründer zusammen umgesetzt werden. Wenn auch von einem gleich starken Einfluss jedes einzelnen Mitglieds des Gründerteams auf den Erfolg der Gründung nicht zwingend ausgegangen werden kann, gibt es doch Belege dafür, dass die im gesamten Gründungsteam vertretenen Kompetenzen einen höheren Erklärungswert für den Erfolg der Gründung aufweisen als die Kompetenz eines einzelnen Gründers aus dem Gründerteam.
Dieser Aspekt sollte in dem zu entwickelnden Modell Berücksichtigung finden. Ab einer gewissen Unternehmensgröße fällt es den Gründern zunehmend schwerer, alle Prozesse im Unternehmen selbst zu koordinieren, so dass, ein gewisses Wachstum unterstellt, der Erfolg in späteren Unternehmensphasen zunehmend auch von anderen Personen als den Unternehmern abhängt. Somit dürfte gerade bei Gründungsunternehmen der Einfluss der Unternehmerpersonen auf den Erfolg schon alleine aufgrund der (noch) geringen Unternehmensgröße besonders ausgeprägt sein. Zudem zeigten sich in empirischen Studien auch bei größeren Unternehmen die Fähigkeiten der Führungskräfte als Erfolgsfaktor. Deswegen sollte ein entsprechendes Forschungsmodell von einem, wenn auch begrenzten, diesbezüglichen Einfluss der Gründer-/ Unternehmerperson ausgehen.