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Heißer als Feuer - Roman

Sandra Brown

 

Verlag Blanvalet, 2009

ISBN 9783641025748 , 256 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

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Kapitel 1
»Von wegen kleines Wochenendhaus im Wald!«, ätzte Shay Morrison leise, als sie ihren Wagen vor dem zweistöckigen Gebäude parkte. Auf einer sanften Anhöhe erbaut und mit Holzpaneelen verkleidet, hatte man eher den Eindruck, vor einer hochherrschaftlichen Villa zu stehen.
Shay öffnete die Autotür, glitt ins Freie und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ihr Blick erfasste gepflegte Rasenflächen, blühende Pflanzen und geschmackvoll angelegte Blumeninseln. Ringsum Wiesen und Wälder, die Bäume sprossen in frischem frühlingshaftem Grün. Die Aussicht war einfach traumhaft. Wenigstens in dem Punkt hatte ihre Mutter nicht geschwindelt.
Bei dem Gedanken an ihre Mutter huschte ein Lächeln über Shays Gesicht. Sie hatten vor zwei Tagen miteinander telefoniert. »Weißt du, Shay, du musst uns unbedingt besuchen kommen. Er brennt darauf, dich kennen zu lernen, Liebes.«
»Und ich kann es kaum erwarten, dem Typen zu begegnen, der es geschafft hat, dich auf der Überholspur zum Altar zu schleifen«, hatte ihre Tochter gekontert. Ihre Mutter hatte heimlich wieder geheiratet und sie somit vor vollendete Tatsachen gestellt. Shay musste diese Spitze einfach loswerden, zumal ihre Mom sieben Jahre lang Witwe gewesen war und sich dann Hals über Kopf in diese Ehe gestürzt hatte. »Wieso hattet ihr es eigentlich so wahnsinnig eilig? Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?«
Sie vernahm das leise vertraute resignierte Schnauben ihrer Mutter in der Leitung. »Schande über dich, Shay. So redet doch keine Dame!«
»Wer sagt denn, dass ich eine bin?«, hatte ihre Tochter gekichert.
»Ich weiß, ich hätte dich vorher informieren sollen, aber … es ging alles so schnell. Wir waren zu Besuch bei seinem Sohn, tranken gemütlich unseren Kaffee, und schon machte John mir einen Antrag.« Ihre Mutter seufzte schwärmerisch bei der Erinnerung. »Danach haben wir nicht lange gefackelt, sondern Nägel mit Köpfen gemacht. Es war sooo schön romantisch.«
»Das war es ganz bestimmt, und ich freue mich für euch«, meinte Shay aufrichtig.
»Komm doch gleich nächstes Wochenende, hmm? John freut sich auf dich.«
Shay spielte nervös mit dem Telefonkabel. Dass ihre Mutter aus heiterem Himmel wieder geheiratet hatte, musste sie erst mental verarbeiten. Nicht dass sie ihr deshalb einen Vorwurf machte. Nein, Celia Morrison war lange genug allein geblieben, nachdem sie siebenundzwanzig Jahre glücklich verheiratet gewesen war. Der plötzliche Tod von Shays Vater hatte sie damals alle schwer getroffen.
Ihr »Neuer«, John Douglas, sei Geschäftsmann, habe sich jedoch inzwischen zur Ruhe gesetzt. Er sei charmant, kultiviert und irrsinnig in sie verliebt, beteuerte ihre Mutter am Telefon. »Und er sieht fantastisch gut aus«, setzte sie hinzu.
»Ich weiß nicht, Mom. Ihr seid praktisch noch in den Flitterwochen, und da platze ich mitten in euer junges Glück hinein.«
»He, red keinen Unsinn. Ich würde dich bestimmt nicht einladen, wenn wir dich nicht hierhaben wollten. Bitte, Shay, tu mir den Gefallen. Es liegt mir sehr am Herzen, meine neue Familie zusammenzubringen.«
Ein Wochenende in einem idyllisch im Wald gelegenen Wochenendhaus klang nicht unbedingt prickelnd, wenn man so lebensbejahend und unternehmungslustig war wie Shay. Sie brauchte Action, liebte das Abenteuer. Andererseits musste sie wohl in den sauren Apfel beißen, da sie ihrer Mutter den Wunsch schwerlich abschlagen konnte.Wahrscheinlich war in der Einöde der Hund begraben, aber immerhin könnte sie ein bisschen abschalten und relaxen. »Okay, okay, überredet. Und wo muss ich da hin?«, wollte sie wissen.
»Oh, du bist ein Schatz!«, rief Celia begeistert. Sie erklärte ihr die Fahrtroute nach Kent Falls im Westen von Connecticut, wo sie inzwischen lebte. Nachdem Shay hartnäckig darauf bestanden hatte, mit dem eigenen Wagen zu kommen. Sie hatte nämlich keine gesteigerte Lust, sich auf Zugfahrpläne zu verlassen. Bevor sie dort draußen vor Langeweile einging wie eine Primel, wollte sie sich wenigstens in ihr Auto schwingen und vorzeitig abdüsen können.
»Die Landschaft ist himmlisch«, schwärmte Celia. »Ich bin schon gespannt darauf, wie dir das Wochenendhaus gefällt.«
Nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr stellte Shay fest, dass sie sich beeilen musste. Sie hatte noch einen Termin zu einem Posing. »Ich trudel irgendwann am frühen Freitagabend bei euch ein, wenn ich mir den Samstag freinehmen kann. Samstags ist in der Galerie erfahrungsgemäß ziemlich viel los.«
»Mr.Vandiveer gibt dir bestimmt frei, wenn du ihm die Sachlage schilderst. Wir werden eine Menge Spaß haben. Ich freu mich schon darauf, dir Ian vorzustellen.«
»Ian?« O nein, nicht auch noch das, stöhnte Shay heimlich. »Sein Sohn?«
»Aber natürlich, Liebes. Hier geht es schließlich um zwei Familien, die sich erst noch beschnuppern müssen, schon vergessen?«
Na, super. Ein ganzes Wochenende in einer abgelegenen Hütte im Wald mit zwei frisch vermählten Best Agern, die wie ein junges Liebespaar herumturteln würden, und einem unbekannten Stiefbruder, der über dieses Schnupperwochenende vermutlich genauso begeistert war wie sie. »Ich muss Schluss machen, Mom. Ich hab heute Nachmittag noch einen Job bei einem Fotografen.«
»Was Künstlerisches?«
»Nein. Ganz kommerziell diesmal. Nur die Beine. Eine Werbekampagne für einen Damenrasierapparat.«
»Oh.«
Celia machte kein Geheimnis daraus, dass sie zuweilen Probleme damit hatte, was ihre Tochter beruflich machte. Bevor sie zu einer längeren Moralpredigt ausholen konnte, sagte Shay schnell: »Also dann bis Freitag, Mom.Tschüssi.«
Und jetzt war der besagte Freitagnachmittag. Shay stieg zögernd die Holzstufen zu der breiten Veranda hinauf. Ihre endlos langen, schlanken Beine, die vor ein paar Tagen hautnah und hüllenlos für eine exklusive Werbeserie abgelichtet worden waren, steckten in engen, figurbetonten Jeans.
Ziemlich nobel für ein Wochenendhaus, sinnierte sie. Dieser John Douglas hat anscheinend Geschmack. An der Eingangstür klebte ein Notizzettel: Geh ruhig schon rein. John ist kurz mit mir zum Einkaufen gefahren. Sind bald zurück.
Als sie auf die Klinke drückte, stellte Shay erstaunt fest, dass die Tür tatsächlich nicht abgeschlossen war. Offenbar gab es in den ländlichen Gebieten Amerikas noch Gegenden, wo die Leute keine Angst vor Einbrechern haben mussten.
Die Tür führte in einen Raum, der die gesamte Hausbreite einnahm. Das war sicher der Salon. Das gemütlich anheimelnde Ambiente lud zum Verweilen ein: dicke Polstersessel und Sofas, ein ummauerter Kamin, der gewiss behagliche Wärme spendete, und Panoramafenster, die einen ungestörten Blick auf die Schönheiten der Natur erlaubten. Flauschige Teppiche bedeckten das spiegelblanke Ahornparkett. Auf den Tischen und Anrichten standen Vasen mit frischen Blumen, deckenhohe Regale mit Büchern, Schallplatten und CDs säumten die Wände. Schwer beeindruckt ging Shay weiter.
Auf ihrer kurzen Inspektionsrunde durch das Erdgeschoss entdeckte sie eine freundlich-helle Küche, die schlicht, aber mit modernster Technik ausgestattet war, ein Esszimmer mit einem langen Tisch aus Walnussholz und dazu passenden Stühlen und einen Abstellraum, in dem Waschmaschine und Trockner standen.
»John hat sich wirklich nicht lumpen lassen«, sagte sie zu sich selbst, als sie in das weitläufige Wohnzimmer zurückkehrte und die Stufen in den ersten Stock hochstieg. Vor ihr öffnete sich eine lange Galerie mit einem riesigen Fenster, das eine spektakuläre Aussicht auf bewaldete Anhöhen und sanft abfallende Täler bot. Rechts und links vom Gang zweigten Türen zu den Schlafzimmern ab. Auf der ersten klebte wiederum ein handgekritzelter Notizzettel: Shays Zimmer.
»Mutter denkt eben an alles.« Kaum dass Shay den Kopf durch die Tür steckte, fiel ihr Blick zuerst auf das Kopfteil eines antiken Messingbettes, dessen Rahmen mit verschnörkelten weißen Porzellanknöpfen verziert war. Eine mintgrüne Tagesdecke aus weichem Chenillegarn lag über die blütenweiße Bettwäsche gebreitet. Neben dem Bett stand ein weiß gestrichener Schaukelstuhl. Vor den beiden Fenstern bauschten sich zarte Spitzenvorhänge. Plötzlich vernahm sie lautes Geträllere aus dem angrenzenden Badezimmer.
Es war eindeutig eine Männerstimme, die sich an einer Neuinterpretation eines Hits zu versuchen schien, mit dem die Beach Boys große Erfolge gefeiert hatten. Shay kämpfte mit einem Lachanfall. Der Typ intonierte sämtliche Parts, vom tiefsten Brummbass bis zum schrillsten Falsett. Unterbrochen von seinem gelegentlichen Ba-da-da-da, was wohl rhythmischen Trommelwirbel darstellen sollte. Das Ganze wurde von dem Geplätscher der Dusche untermalt.
»Hallo«, rief Shay laut. Sie wollte dem Dauerduscher zu verstehen geben, dass er nicht allein war. Im Übrigen hatte er die Tür zu ihrem Schlafzimmer offen gelassen. Der Unbekannte stellte das Wasser ab und sang unbekümmert weiter. Shay hörte, wie die Duschkabinentür mit einem metallischen Klicken aufsprang. Sie öffnete den Mund, um sich erneut bemerkbar zu machen, indes ging ihr kein Laut über die Lippen. In sprachloser Faszination starrte sie auf das muskulöse Bein, das gerade über den Rand der Duschtasse stieg. Ein wohlgeformter Fuß angelte mit langen Zehen nach der Badematte und tappte darauf. Dann der zweite Fuß, gefolgt von einer gut gebauten Männersilhouette, die sich durch die Plexiglasabtrennung schob. Ein sehniger Arm schnellte hervor, eine kräftige, zupackende Hand mit ungewöhnlich feingliedrigen...