dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Angstfrei im Alter - Ein Selbsthilfebuch für ältere Menschen und ihre Angehörigen

Sigrun Schmidt-Traub

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2011

ISBN 9783840924040 , 115 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

14,99 EUR


 

2 Schwierigkeiten beim Erkennen von Angststörungen im Alter (S. 10-11)

Angst ist ein lebenswichtiges Alarmsystem. Jeder kennt Angst. Sie schärft die Sinne bei Gefahr, beschleunigt das Reaktionstempo und ermöglicht erstaunliche Leistungen. Menschen, die das Risiko lieben, suchen den Angstkitzel beim Glücksspiel, Bungeespringen oder Extremsport. Angst steigert zudem die Anstrengungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit, insbesondere in existenziell gefährlichen Situationen.

Einige Menschen erleben zu viel Angst vor Situationen, die sie für übertrieben gefährlich halten, obwohl sie in Wirklichkeit gar nicht gefährlich sind. In einer derartigen „subjektiv“ als beängstigend erlebten Situation werden sie von ängstlicher Erregung überwältigt. Solche unbegründeten Ängste sind Thema des vorliegenden Buches.

Vom Erleben her gleicht unbegründete Angst der Angst bei echter Gefahr (Kriegsfront, Terroranschlag, Raubüberfall): Das Herz rast, es kommt zu Atemnot, Schwindel, Benommenheit und starker Erregung. Da Angst sich vor allem in körperlichen Reaktionen äußert (vgl. Panikattacke, S. 14), glauben viele überängstliche Menschen, sie wären körperlich krank und gehen zum Arzt. Unbegründete Angst in ungefährlichen Situationen kann extreme Ausmaße annehmen und handlungsunfähig machen. Die Unterscheidung zwischen körperlichen Angstsymptomen und körperlichen Störungen ist sehr wichtig. Ängste treten häufig bei älteren Menschen mit chronischen Krankheiten auf, werden aber oft von körperlichen Beschwerden, Ausfällen oder Medikamentennebenwirkungen überlagert und verdeckt.

Im Alter treten folgende Krankheiten am häufigsten auf:
1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinsuffizienz, Angina pectoris, Hirnschlag),
2. Erkrankungen des Bewegungsapparates (Osteoporose, Gelenkverschleiß an Knien oder Hüfte, Rückenprobleme) und
3. Krebserkrankungen.

Zwei Drittel der auftretenden Fälle in der Allgemeinbevölkerung betreffen die Gruppe der über 65-Jährigen. Folgende Wechselwirkungen lassen sich beobachten: Eine psychische Störung, wie z. B. Angst oder Depression, kann
• durch das Auftreten einer körperlichen Erkrankung ausgelöst werden (wie Schmerzen bei Osteoporose),
• Teil einer körperlichen Erkrankung (wie vermehrte Unruhe und Angst bei Schilddrüsenüberfunktion) oder
• eine Nebenwirkung von Medikamenten (wie Kortison oder Antidepressiva) sein. Umgekehrt kann eine körperliche Erkrankung
• die Folge einer psychischen Störung (wie Herz-Kreislauf-Erkrankung nach langer Depression) oder
• Teil einer Angststörung (wie Schilddrüsenüberfunktion bei Panikstörung) sein.

Die meisten körperlichen Erkrankungen und Angststörungen treten bei älteren Menschen jedoch unabhängig voneinander auf. Mehr als jeder Vierte über 75-Jährige ist körperlich krank oder gerade verletzt (z. B. nach einem Sturz). Etwa ein Viertel der Rentner leiden unter einer psychischen Störung. Dieser Anteil ist zwar gleich groß wie bei jüngeren Erwachsenen. Nur sind viele ältere psychisch Kranke, insbesondere Hochbetagte, dement. Demenzen werden zu den psychischen Störungen gerechnet. Proportional gesehen kommen Ängste und Depressionen demnach häufiger im mittleren Lebensalter vor als bei älteren Menschen. Suchterkrankungen sind ebenfalls seltener im Alter; allerdings sterben auch viele Drogen- und Alkoholabhängige früher.

Hat eine alternde Person mehrere körperliche Erkrankungen – und das wird mit zunehmendem Alter immer wahrscheinlicher – dann nehmen körperliche Funktionsstörungen und psychische Probleme, wie Ängste und Depressionen, zu. Außerdem wird der alternde Mensch in seiner Selbstständigkeit eingeengt: Infolge körperlicher und kognitiver Funktionsschwäche oder -ausfälle stellen sich Probleme in der Körperpflege, beim Einkaufen, Kochen, Putzen und bei anderen alltäglichen Verrichtungen ein.

Viele betagte Menschen sind zu erstaunlichen Bewältigungs- und Anpassungsleistungen fähig und arrangieren sich mit ihrer zunehmenden körperlichen Schwäche. Die subjektive Gesundheit spielt dabei eine wichtige Rolle. Darunter wird die persönliche Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes verstanden. Im Alter deckt sich die subjektive Gesundheit in den wenigsten Fällen...