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Sprechen über Sex - und über Infektionsrisiken

Kurt April

 

Verlag Hogrefe AG, 2012

ISBN 9783456950990 , 248 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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16,99 EUR

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Wussten Sie, dass Hunde meist monogam sind? Das Sexualverhalten ist beim Hund im Wesentlichen angeboren. Wahrscheinlich haben Sie schon Ausschnitte beim Paarungsverhalten von Hunden beobachtet (Abb. 1-3). Bevor die Hündin läufig wird, wählt sie sich einen geeigneten Rüden aus, nähert sich ihm häufiger und zeigt aktive Unterwerfung. Andere Hündinnen mit niedrigerem Sozialstatus werden von der Hündin durch aggressives Verhalten in die Schranken gewiesen. Wenn die Hündin läufig wird, schwillt ihr Genital an und sondert Schleim und Pheromone (Sexuallockstoffe) ab, die das Sexualverhalten des Rüden aktivieren. Sie präsentiert ihm ihr Genital, legt den Schwanz zur Seite, bleibt stehen und duldet die Anogenitalkontrolle und das Lecken. Der Rüde beriecht, leckt und schmeckt die Vaginalschleimhaut und -sekrete. Schliesslich kommt es zur Kopulation, wenn er seine «Dame» von hinten umklammert und heranzieht, was aber erst wirklich klappt, wenn sie still hält. Nach der Ejakulation verbleibt der Penis fest in der Vagina stecken, so dass beide mit einander zugewandten Hinterteilen stehen bleiben, etwa zehn bis 20 Minuten, bis die Vagina der Hündin abschwillt und er seinen Penis rausziehen kann.

Beim Hund bestimmen die Gene und Hormone weitgehend das Paarungsund Sexualverhalten. Dieses läuft mit kleinen Varianten immer nach dem gleichen Schema ab, da die Lernmöglichkeiten des Hundes in Bezug auf sein Paarungsverhalten sehr begrenzt sind.

Ganz anders beim Menschen. Gerade die Änderungen in der Partnerwahl und im Sexualverhalten im Laufe des 20.Jahrhunderts (s. Kap. 1.2.5) zeigen seine enorme Lernfähigkeit auf dem Gebiet der Sexualität. Der zentrale Unterschied beim Paarungsverhalten des Menschen gegenüber den Tieren liegt in der Sprache. Sprache und Schrift ermöglichten es ihm, Kultur, Technik und Wissenschaften zu schaffen. Kühe und Hunde schreiben keine Liebesbriefe, machen keine Komplimente, halten nicht um die Hand an und reden weder über auftretende Probleme noch über schöne Dinge. Reden ist ein wichtiges Kommunikationsmittel, von der ersten Begegnung bis zur Trennung oder «bis dass der Tod sie scheidet», aber nur beim Menschen.

Beim Menschen beginnt das «Beschnuppern» in der Regel mit Sprache. Selbst bei der ominösen «Liebe auf den ersten Blick» landet ein Paar nicht wortlos im Bett! Eine Ausnahme von dieser Regel stellen sexuelle Aktivitäten dar, deren mehr oder weniger ausschliesslicher Inhalt der Sexualakt selbst ist, z. B. Sex in Darkrooms oder Blind Dates, manchmal auch One-Night-Stands und Prostituiertenkontakte.

Der Mensch ist ein vorausschauendes Wesen und hat die Möglichkeit, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Tiere wie die Kuh können das nicht. Vielleicht ist sie deswegen glücklich, zumindest empfindet es die Philosophin Hersch so (Abb. 1-4).

Der Mensch hat auch einen Sexualtrieb, der dazu führt, dass Paare sich gegenseitig erotisch anziehen. Aber sie können frei wählen! Ob nun Mann oder Frau, beide wählen den Partner nach persönlichen Kriterien aus.

Menschen können den Zeitpunkt der Sexualität bestimmen. Sie können wählen, ob sie schon mit 13 oder erst mit 23 das erste Mal Sex haben wollen, wie, wie häufig, mit welchem Partner und ob überhaupt.

Diese Wahlfreiheit bringt dem Menschenkind Probleme, die es bewältigen lernen muss. Hier möchte ich «lernen» betonen. Die Eltern, Lehrer und erfahrenen Erwachsenen haben die Aufgabe, den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Sexualität beizubringen: Welchen Partner soll ich auswählen? Was sind Kriterien für einen Partner, der mir entspricht? Soll ich Verhütungsmittel anwenden, und wenn ja, welche? Wie soll ich mich mit einem Partner darüber einigen? Wie soll ich reagieren, wenn mir der Partner die Sexualität verweigert? Oder wenn er mich unter Druck setzt, mit ihm Sexualität zu haben?