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Praxishandbuch Personalentwicklung - Instrumente, Konzepte, Beispiele

Jurij Ryschka, Marc Solga, Axel Mattenklott

 

Verlag Gabler Verlag, 2008

ISBN 9783834997852 , 468 Seiten

2. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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46,99 EUR


 

3.3 Aufgabenorientierte Personalentwicklung: Konstruktivistische und computerbasierte Ansätze (S. 167-168)

von Katrin Allmendinger

Im Folgenden werden zunächst konstruktivistisch orientierte PE-Ansätze dargestellt, bevor auf computerbasierte PE eingegangen wird. In beiden Unterkapiteln werden nach einer definitorischen Abgrenzung und der Darstellung der Ziele der PE-Ansätze die Rahmenbedingungen, Methoden und Inhalte sowie theoretischen Hintergründe erläutert. Computerbasierte PE baut in der Praxis häufig auf konstruktivistischen Ansätzen auf. Diese Ansätze haben gemeinsam, dass Wert gelegt wird auf eine aktive, problemorientierte Verarbeitung des Lerninhalts durch Lernende, die ihren Lernprozess in bestimmten Grenzen selbst konstruktiv gestalten.

3.3.1 Konstruktivistisch orientierte Personalentwicklung

Gemeinsam ist den konstruktivistisch orientierten Lernansätzen, dass sie sich explizit dem Anliegen verschrieben haben, die Chance des Lerntransfers zu erhöhen (Gräsel & Mandl, 1999, Kohler, 2000, vgl. auch Solga, Kap. 5: Förderung des Lerntransfers). Zur Veranschaulichung der Ansätze und Prinzipien, die im Folgenden dargestellt werden, wird ein Praxisbeispiel aufgegriffen, das sich auf den nach konstruktivistischen Prinzipien optimierten Lehrgang „Industriemeister, Fachrichtung Metall" bezieht.

Die Neuordnung des Lehrgangs wurde durch den Erlass einer neuen Prüfungsordnung angestoßen, die vorsieht, dass die Absolventen des Lehrgangs nicht mehr in einzelnen Fächern geprüft werden, sondern anhand von drei so genannten „Situationsaufgaben", die aus der betrieblichen Praxis von Industriemeistern abgeleitet werden (Deutscher Industrie- und Handelstag, 1998). Zur Lösung der Aufgaben ist es erforderlich, erworbenes Fachwissen aus den Handlungsbereichen Technik, Organisation und Führung zu verknüpfen und auf die konkrete Aufgabenstellung zu transferieren.

Definition und Ziele


Konstruktivistisch orientierte Lehr-/Lernszenarien zielen darauf ab, dass Lernende Qualifikationen, Wissen und Kompetenzen erwerben, die sie im konkreten Anwendungsfall einsetzen können, um berufliche Anforderungen zu bewältigen. Je nach konstruktivistischem Ansatz steht dabei in unterschiedlichem Ausmaß das selbstorganisierte Lernen im Vordergrund.

Mitte der 1990-er-Jahre hat sich die Lehr-/Lernforschung mit dem Phänomen des trägen Wissens auseinandergesetzt. Unterschiedliche Studien ergaben, dass in Schule, Universität, aber auch teilweise in der beruflichen Weiterbildung, Wissen erworben wird, das nicht oder nur ansatzweise zur Lösung komplexer realitätsnaher Aufgaben eingesetzt wird. Als zentrale Ursache wurde der in der traditionellen Gestaltung von Lehr- /Lernprozessen verankerte Schwerpunkt der Unterweisung des Lernenden durch den Lehrenden als didactic leader (Instruktion) angesehen. Drei zentrale Aspekte werden damit assoziiert (Gräsel & Mandl, 1999, Reinmann-Rothmeier & Mandl, 2001, Reinmann- Rothmeier, Mandl & Prenzel, 1994).

Erstens wird davon ausgegangen, dass Lerninhalte in ihrer Entwicklung abgeschlossene, stark strukturierte Wissenssysteme sind. Lehrende verfügen somit über objektives Wissen, das sie im Unterricht an Lernende vermitteln. Zweitens wird als zentrale Aufgabe der Lehrenden erachtet, das Wissen sinnvoll zu portionieren. Sie präsentieren die aufeinander aufbauenden Wissensinhalte schrittweise und überprüfen den Lernerfolg durch abstrakte Prüfungsaufgaben.

Drittens wird eine rezeptive Lernhaltung assoziiert. Eigenständige Reflexion, Vergleiche mit Vorerfahrungen und Anwendungsmöglichkeiten bleiben in der Regel aus. Damit einher geht häufig eine absinkende Lernmotivation und fehlende Eigenverantwortung für den Lernprozess. Folgende Aspekte können generell der konstruktivistischen Gestaltung von Bildungsmaßnahmen zugeordnet werden (Reinmann-Rothmeier et al., 1994):

Ziel: Es wird auf die Umsetzung und Anwendung von Wissen und Fertigkeiten abgezielt und nicht ausschließlich auf die Erweiterung des bestehenden Wissens.
Inhalt: Auf konkrete Handlungen bezogenes Wissen bzw. strategisches Wissen steht generell beim konstruktivistischen Lernen im Vordergrund.
Lernkultur: Voraussetzung für die Umsetzung konstruktivistischer Lernansätze ist eine Offenheit seitens der Bildungsverantwortlichen und des Managements für neue Weiterbildungskonzepte sowie eine hohe Flexibilität hinsichtlich der Schulungen.