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Sensomotorisches System - Physiologisches Detailwissen für Physiotherapeuten

Wolfgang Laube

 

Verlag Georg Thieme Verlag KG, 2009

ISBN 9783131531810 , 712 Seiten

Format PDF, OL

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1 Grundlagen der Behandlungsstrategie (S. 3)

Wolfgang Laube

Die Einordnung der physikalischen Therapieformen, der manualtherapeutischen Techniken, der Physiotherapie, der medizinischen Trainingstherapie und des Trainings in den Therapie- bzw. Rehabilitationsprozess erfordern eine grundlegende, an der Physiologie orientierte Behandlungsplanung. Aus der Sicht der Physiologie lässt sich – unabhängig von üblichen Methoden und Konzepten – ein grundlegendes Behandlungskonzept beschreiben, das für alle Patienten unabhängig von der Verletzung oder der zugrunde liegenden Erkrankung gilt und zur Anwendung kommen muss.

Begründen lässt es sich aus den Erkenntnissen der physiologischen und pathophysiologischen Forschung, die in diesem Buch ausführlich beschrieben und erklärt werden. Im Einzelfall werden zwar die Schwerpunkte verändert und der zeitliche Ablauf modifiziert werden müssen, nicht aber das Prinzip. Indikation. Dieses prinzipielle therapeutische Vorgehen soll nun näher beschrieben werden.

Es kommt sowohl bei Patienten nach der operativen Versorgung akuter Verletzungen des Stütz- und Bewegungssystems (SBS) zur Anwendung als auch bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit über- und fehlbelastungsbedingten Erkrankungen des SBS (z.B. aseptische Nekrosen, Chondropathien, Enthesopathien). Selbstverständlich greift es auch bei der konservativen und nach der operativen Therapie chronisch degenerativer Erkrankungen des SBS (Koxarthrose, Gonarthrose, Spondylarthrose, Low-Back- Pain-Syndrom etc.).

Die gleichen Therapieelemente gelten aus der Sicht der Physiologie und Pathophysiologie auch für Patienten aller Gebiete der inneren Medizin. Hier hervorzuheben sind die Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und mit Stoffwechselerkrankungen. Onkologische Patienten haben infolge der fachspezifischen Therapieformen, und hier bevorzugt der Chemo- und Strahlentherapie, eine ausgeprägt reduzierte Ermüdungsresistenz, die nur durch ein akzentuiertes, angepasst aufgebautes und dosiertes Ausdauertraining zu behandeln ist. Koordination, Ausdauer, Kraft.

Natürlich variieren je nach Grunderkrankung die aktuell bevorzugt angestrebten Ziele und somit die eingesetzten Metho-den, Therapiemittel und der Zeitrahmen. So stehen beim traumatologischen und orthopadischen Patienten nach der fachspezifischen operativen oder konservativen Behandlung und der Beherrschung von Heilungs- und Entzundungsreaktionen alle sensomotorischen Beanspruchungsformen in der Reihenfolge Koordination, Ausdauer und Kraft im Therapieplan.

Der internistische und onkologische Patient wird insbesondere die Ausdauer trainieren und die Koordination nicht vernachlassigen. Die Kraft steht weniger oder erst spater auf der Tagesordnung. Alterungsprozess. Auch der physiologische Alterungsprozess (Kap. 8) verlangt eine komplexe aktive praventive und haufig zugleich therapeutische Strategie.

Diese beinhaltet ein sensomotorisches Lerntraining, um die zentralnervosen Strukturen und Funktionen der Bewegungsregulation zu erhalten. Sinnvoll kombinieren lasst sich diese Aufgabe mit dem mentalen Training zur Konditionierung der kognitiven Funktionen. Des Weiteren sollten das Ausdauertraining zur Sicherung der aeroben Leistungsfahigkeit als Antiapoptosetraining und das Krafttraining zur Erhaltung der Muskelstruktur als Antisarkopenietraining wichtige Elemente der physischen Aktivitat sein.

Restitutio ad optimum. Die Therapie kann erst dann als erfolgreich angesehen werden, wenn Schmerzen reduziert, die krankheits- bzw. verletzungsspezifischen Therapien erfolgreich durchgefuhrt wurden und die Funktionsfahigkeit des sensomotorischen Systems einschlieslich der Logistiksysteme und Regulationsmechanismen im Sinne der Restitutio ad optimum wiederhergestellt sind.

Aus der Sicht der aktiven Lebensgestaltung bedeutet dies: der Patient kann die Bewegungshandlungen des Alltags wieder sicher und zielfuhrend ausfuhren (Aufgabe: sensomotorisches Lernen oder Umlernen), er hat fur die alltaglichen Belastungen eine ausreichende Ermudungsresistenz und/oder verbesserte Durchblutungsverhaltnisse (Aufgabe: Ausdauer, insbesondere Langzeitausdauer II) und er kann die mit seinen Alltagstatigkeiten verbundenen Lasten bewaltigen (Aufgabe: Kraft).

Diese Zielstellungen sind nur auf der Grundlage der Kenntnisse der Pathophysiologie, der Physiologie und Leistungsphysiologie, verbunden mit der Umsetzung der Prinzipien des Trainings als stabile Ergebnisse zu erreichen. Hierfür muss der Patient auch lernen, welche physischen Aktivitäten warum und wie ausgeführt werden müssen (pädagogische Komponente des Trainings). Nur so kann er zur Selbstständigkeit motiviert werden und diese erfolgreich erhalten.