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Handbuch Soziale Arbeit und Alter

Kirsten Aner, Ute Karl

 

Verlag VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2010

ISBN 9783531920047 , 511 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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42,25 EUR

  • Altern in Gesellschaft - Ageing - Diversity - Inclusion
    Europäische Wohlfahrtssysteme - Ein Handbuch
    Vom Fall zum Management - Neue Methoden der Sozialen Arbeit
    Daseinsvorsorge - Eine gesellschaftswissenschaftliche Annäherung
    Sozialer Ausschluss und Soziale Arbeit - Positionsbestimmungen einer kritischen Theorie und Praxis Sozialer Arbeit
    Wege zum Dienstleistungsstaat - Deutschland, Frankreich und Großbritannien im Vergleich
    Altern in der Stadt - Neugestaltung kommunaler Altenhilfe im demographischen Wandel
    ConSozial 2005. Visionen sozialen Handelns. menschlich+fachlich+wirtschaftlich
  • Stadtquartiere auf Zeit - Lebensqualität im Alter in schrumpfenden Städten
    Rückkehr des Staates? - Politische Handlungsmöglichkeiten in unsicheren Zeiten
    Soziale Ungleichheit und Pflege - Beiträge sozialwissenschaftlich orientierter Pflegeforschung
    Die Stadt in der Sozialen Arbeit - Ein Handbuch für soziale und planende Berufe
    Community Care und Menschen mit geistiger Behinderung - Gemeinwesenorientierte Unterstützung in England, Schweden und Deutschland

     

     

     

     

 

 

Teil III Soziale Konstruktionen des Alters (S. 364-365)

„Alter“ als Soziale Konstruktion – eine soziologische Einführung


1. Einleitung

Das Alter ist in modernen Gesellschaften eine im Alltag allgegenwärtige Größe. Neben rechtlichen Regelungen – etwa zum Beginn der Schlup? icht, der Volljährigkeit, der Berechtigung zum Führen von Fahrzeugen oder dem Bezug von Altersrenten – existieren zahlreiche Normen und Regeln, wie man sich altersgemäß zu verhalten habe. Beispielsweise werden „Alterserwartungscodes“ formuliert, „in denen explizit oder beiläu? g Alter immer wieder konstruiert, Verp? ichtungen erinnert, Erwartungen modi? ziert, kontinuierlich Zeitdeutungen produziert werden“ (Göckenjan 2000: 25).

Zugleich werden regelmäßig individuelle Merkmale mit entsprechenden Durchschnittswerten anderer Personen ähnlichen Alters verglichen – z. B. schulische Leistungen oder gesundheitliche Beeinträchtigungen – und Kollektive hinsichtlich ihres Durchschnittsalters bewertet – z. B. Fußballmannschaften, Beschäftigte in einem Unternehmen oder ganze Bevölkerungen. Schließlich werden jährlich wiederkehrende Ereignisse gefeiert, Geburts- oder Namenstage, und es lässt sich vermuten, dass viele Menschen die Jahre bis zur Volljährigkeit oder Rente in freudiger Erwartung zählen.

All diese Praktiken sorgen dafür, dass ein jeder ständig sein eigenes Alter kennt und dieses bei einer entsprechenden Frage ohne großes Nachdenken nennen kann (oder zumindest – falls dem einmal nicht so sein sollte – dieses leicht z. B. durch Subtraktion des Geburtsjahres vom aktuellen Jahr errechnen kann). Man kann also sagen, das Alter strukturiert unser tägliches Leben wie auch unsere biogra? schen Perspektiven – Bilanzierungen und Erwartungen –, eröffnet und begrenzt Handlungsspielräume und weist uns einen Platz in der Gesellschaft an. Das Alter scheint dabei eine ganz natürliche Gegebenheit zu sein, eine Naturtatsache sozusagen.

Dass dies nicht der Fall ist, sondern Alter vielmehr als eine soziale Konstruktion betrachtet werden muss, machen historische und interkulturelle Vergleiche schnell deutlich – zu anderen Zeitpunkten und in anderen Gesellschaften existieren mitunter gänzlich andere Altersnormen oder Altersgrenzen (vgl. Göckenjan i. d. B.). Selbst die Zeit, die Jahre, in denen das Alter in unserer Gesellschaft „gemessen“ wird, ist eine soziale Konstruktion. Und streng genommen sind Jahre – dem völlig selbstverständlichen Gebrauch im Alltag zum Trotz – eine weitgehend ungeeignete „Maßeinheit“ für das menschliche Alter.

Unser Beitrag zielt im Wesentlichen auf die soziale Konstruktion von Alterskategorien. Damit sind die sozialen Konstruktionen des Alters und des Alterns jedoch keineswegs erschöpft. Vielmehr gehen wir davon aus, dass Altern a) in einem umfassenden symbolischen Verweisungszusammenhang konstruiert wird, sich b) in der sozialen Organisation gesellschaftlichen Handelns als objektive Struktur realisiert, sich c) in der Somatisierung gesellschaftlicher Machtverhältnisse materialisiert und d) zugleich in seiner sinnlich empfundenen Qualität konstitutiver Bestandteil subjektiver Identitäten ist. Entsprechend kann die soziale Konstruktion des Alterns mindestens auf vier Ebenen in den Blick genommen werden (symbolische Ebene: