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Postpartale Depression - Von der Forschung zur Praxis

Beate Wimmer-Puchinger, Anita Riecher-Rössler

 

Verlag Springer-Verlag, 2006

ISBN 9783211299562 , 170 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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66,99 EUR

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CLAUDIA REINER-LAWUGGER

Postpartale Depression – was tun? Das Wiener Modell (S. 119-120)

Einleitung

Auch in Österreich gibt es viele Mütter, die sowohl in der Schwangerschaft als auch nach der Geburt eine psychische Krise durchleben. Hierzulande ist allerdings die Selbstverständlichkeit, psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen, in der Form wie z.B. in den USA nicht gegeben. Nach wie vor ist der Schritt, zu einer PsychiaterIn zu gehen und damit einzugestehen, dass es einem psychisch nicht gut geht, mit viel Scham verbunden. Jungen Müttern, denen gesellschaftlich suggeriert wird, dass sie mit einem Baby glücklich sein müssten, fällt dieser Schritt besonders schwer.

Aus internationalen Studien wissen wir, dass ca. 10 bis 15 Prozent aller Frauen in der Zeit zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr an einer Depression erkranken. Schwangere und Mütter sind davon nicht ausgenommen. Der Unterschied besteht hier lediglich in der Besonderheit des Zeitpunkts der Erkrankung. Gerade dieser Zeitpunkt ist für die Patientinnen besonders bitter, da sie natürlich für ihr Baby da sein wollen, durch die Erkrankung im Kontakt zu ihrem Kind aber behindert sind. Die gesellschaftliche Akzeptanz einer Depression in dieser Zeit ist noch geringer als normalerweise, und die Wahrnehmung der Umwelt ist viel mehr auf das Baby gerichtet als auf die Mutter. Viele der postpartalen Depressionen werden deshalb nicht wahrgenommen oder erst spät erkannt. Rund ein Promille der Mütter entwickelt postpartal eine Psychose, viele dieser Frauen waren vorher noch nie in psychiatrischer Behandlung.

Aber auch Frauen, die an psychiatrischen Grunderkrankungen leiden, werden schwanger, viele von ihnen sind in der Lage ihre Kinder gut aufzuziehen. Oft brauchen aber gerade diese Mütter bereits in der Schwangerschaft engmaschige psychiatrische Unterstützung und auch in dieser Zeit eine psychopharmakologische Therapie. Eine ganz andere Problematik haben Eltern, deren Kinder unruhig sind, wenig schlafen und viel weinen. Wenn diese Situation anhält, kommt es rasch zu einer Erschöpfung des Betreuungssystems, zu reaktivem Verhalten und schließlich zu Interaktionsstörungen zwischen Mutter und Kind.

Alle Mütter mit den oben genannten Erkrankungen brauchen professionelle Hilfe. Vor allem bei leichten depressiven Erkrankungen können viele Probleme in niederschwelligen Einrichtungen wie Eltern-/Kindzentren, in Beratungsstellen und bei mit dem Thema vertrauten KinderärztInnen und GynäkologInnen gelöst werden. Rund 25 Prozent der erkrankten Mütter brauchen aber spezielle psychiatrische und therapeutische Hilfe. Bereits 1948 gab es in England die erste psychiatrische Mutter-Kind-Einheit. In den vergangenen 20 Jahren hat sich dieses Modell in Großbritannien etabliert. In jeder größeren Stadt sind solche Spezialabteilungen eingerichtet, derzeit sind etwa 200 Betten dafür vorgesehen. Es gibt Einheiten, die an psychiatrische Abteilungen angeschlossen sind, und solche, die als hochspezialisierte Einrichtungen selbstständig geführt werden. Weltweit wurden die unterschiedlichsten Versorgungsmodelle entwickelt (z.B.: Australisches Modell, s. Beitrag von Justin Bilszta). In Wien wurde leider bis dato keine eigene psychiatrische Mutter- Kindstation errichtet.

Da sich die ökonomischen Bedingungen im Gesundheitswesen deutlich verschlechtert haben und Innovation in Spitälern nur durch Schließung und Umstrukturierung anderer Einheiten zu erreichen ist, ist hier auch wenig Chance auf Veränderung in den nächsten Jahren zu erwarten. Der Bedarf an psychiatrischer Betreuung für Mütter mit peripartalen psychischen Krisen ist aber in Wien genauso hoch wie in allen anderen Ländern. Durch die Initiative zweier – ursprünglich nicht miteinander verknüpfter – Einrichtungen, die sogar in unterschiedlichen Spitälern untergebracht sind, konnte aber in den vergangenen fünf Jahren ein neues Modell für die Versorgung dieser Patientinnen geschaffen werden.