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Geschichte und Film

Ulrich Baumgärtner, Monika Fenn (Hrsg.)

 

Verlag Herbert Utz Verlag , 2004

ISBN 9783831604029 , 94 Seiten

Format PDF, OL

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Träume von Rom Ridley Scotts „Gladiator" und die Tradition des römischen Monumentalfilms (S. 63-64)

Marcus Junkelmann

I. Wiedergeburt eines totgeglaubten Genres

„‚Spartacus’, ‚Quo Vadis’ und ‚Ben Hur’ waren die Schlüsselerebnisse meiner Kinojugend. Gerade am Anfang eines neuen Milleniums lohnt es sich, den Blick 2000 Jahre in die Vergangenheit zu richten und an die bedeutendste und folgenschwerste Ära der Menschheitsgeschichte zu erinnern: den Höhepunkt und den beginnenden Niedergang der größten Macht, die je über die Erde geherrscht hat." (Ridley Scott, Regisseur von ‚Gladiator’")

„Sind wir dankbar, dass es den ‚Gladiator’ gibt", erklärte im Oktober 2001 der Wiener Stadtarchäologe Ortolf Harl auf einer internationalen Tagung zur römischen Militärgeschichte in Windisch (Schweiz), und er meinte damit, dass der Erfolg von Ridley Scotts Monumentalfilm der Breitenwirkung der Altertumswissenschaften sehr genützt habe. Diese Reaktion konnte ich bei vielen Archäologen, Historikern und Altphilologen feststellen.

Zwar werden die zahlreichen Fehler und Entstellungen bedauert, die dem Film nachzuweisen sind, doch erkennt man an, dass es Ridley Scott gelungen ist, ein eindrucksvolles, phantasieanregendes Bild vom kaiserlichen Rom auf die Leinwand zu bringen, das geeignet ist, dem Interesse an diesem grundlegenden Kapitel der Menschheitsgeschichte neue Impulse zu geben. Es kann daher nicht verwundern und ist nur zu begrüßen, dass „Gladiator" bereits vielfach in Schulen, Museen und anderen Bildungsinstitutionen als willkommenes Hilfsmittel eingesetzt wird, um durch seine spektakuläre Suggestivkraft eine vergangene, in so vieler Hinsicht zugleich fremde und vertraute Welt einem modernen Publikum zu erschließen. Denn – ob es einem gefällt oder nicht – der Film ist „das vielleicht wirkungsmächtigste Rezeptionsmedium der Antike [...], das je existiert hat."

Mit „Gladiator" hat an der Schwelle zum dritten Jahrtausend die Präsentation der antiken Welt nach einer dreieinhalb Jahrzehnte währenden Pause wieder Zugang gefunden zum Film und damit zu der großen, repräsentativen Kunstform des 20. Jahrhunderts. Nach 36-jähriger Pause ist pünktlich zum Jahrtausendwechsel der „römische" Monumentalfilm wiedergekehrt, und das mit Eklat. 103 Millionen Dollar hat den Produktionsfirmen DreamWorks und Universal Ridley Scotts Epos „Gladiator" gekostet, 35 Millionen hat es schon am ersten Wochenende in den USA wieder eingespielt, nach zwei Wochen waren es über 103 Millionen, womit bereits die Produktionskosten ausgeglichen waren, und bis Jahresende hatten sich die Einnahmen an den amerikanischen Kinokassen auf 180 Millionen gesteigert.

Bei den Oscar-Verleihungen für das Jahr 2000 avancierte „Gladiator" mit fünf „Academy Awards", darunter die begehrtesten Oscars als „bester Film" und für den „besten Hauptdarsteller" – ferner „bester Ton", „beste Kostüme" und „beste Spezialeffekte" – zum meist-ausgezeichneten Film. Die Kritik reagierte sehr kontrovers, wobei zu berücksichtigen ist, dass viele Cineasten diesem bombastischen Genre mit großen Vorurteilen gegenüberstehen. Dabei hat es gerade in den letzten Jahren nicht an filmhistorischen Arbeiten gefehlt, die den lange vernachlässigten historischen Monumentalfilm mit dem Interesse und mit dem Verständnis unter die Lupe nahmen, die er verdient.