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Patentbewertung - Ein Praxisleitfaden zum Patentmanagement

Jürgen Ensthaler, Kai Strübbe

 

Verlag Springer-Verlag, 2006

ISBN 9783540344148 , 338 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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39,99 EUR


 

7 Patentbewertungsmethoden in der Praxis (S. 177-178)

Die Bewertung von Patenten als immaterielle Vermögensgegenstände stellt nicht erst seit der zunehmenden Bedeutung internationaler Bilanzierungsvorschriften für deutsche Unternehmen ein Thema großer und zunehmender Bedeutung dar. Problematisch gestaltet sich insbesondere die Bewertung zu einem frühen Zeitpunkt, da diesbezügliche Überlegungen zwangsläufig mit großen Unsicherheiten verbunden sind. Außerdem hängt der Wert eines Schutzrechtes entscheidend von seiner Verwertung ab. Das vorgestellte Konzept zur Bewertung von Patentrechten und dessen modulare Konkretisierung wird im Folgenden anhand von zwei Praxisbeispielen umgesetzt. In Abschn. 7.1 wird mit den zur Verfügung stehenden Methoden ein einzelnes Patent bewertet. In Abschn. 7.2 finden einzelne Methoden zur Bewertung eines Patentportfolios ihre Anwendung.

7.1 Patentbewertung

Das zu diskutierende Patent stellt eine Innovation für Babyschalen, also Sitze zum Transport von Kleinkindern in Kraftfahrzeugen und zum Tragen außerhalb dar. Einerseits wird hier ein möglichst objektiver Wert zu ermitteln sein, der weitgehend unabhängig von der konkreten Situation des Patentinhabers und der Perspektive der Bewertung dem Patent zugeordnet werden kann – es erfolgt also eine externe Beurteilung. Angenommen wird dabei, dass es sich beim Patentinhaber um ein branchenfremdes kleines oder mittelständisches Unternehmen handelt, da dadurch eine vom möglicherweise vorhandenen Patentportfolio und den genauen Gegebenheiten des Unternehmens abstrahierende Bewertung möglich ist.

Dabei ist festzuhalten, dass dieses Patent nur in Verbindung mit dem darin behandelten Produkt gesehen werden kann, da der Patentwert eng mit den Marktchancen des Letzteren verknüpft ist. Im Einzelnen wird zur Lösung der formulierten Problemstellung folgendermaßen zu verfahren sein: Zunächst werden einige theoretische Grundlagen erarbeitet, indem sowohl die generelle Herangehensweise an das Problem geklärt, als auch instrumentelle Fragen behandelt werden, die von grundsätzlicher Bedeutung für die gesamte Vorgehensweise bei der Bewertung sind. Danach kann die Bewertung durchgeführt werden, wobei, ausgehend von einer detaillierten Marktbetrachtung für die auf dem Patent beruhenden Produkte und einer Analyse der rechtlichen Situation, der Patentwert durch eine integrative Betrachtung verschiedener Werteinflussfaktoren hergeleitet wird.

7.1.1Auswahl und Anpassung der Bewertungsmethode

Zunächst werden die grundlegenden Methoden erarbeitet, welche dann im Anschluss daran Anwendung finden. Dazu wird zunächst eine für die Problemstellung geeignete Bewertungsmethode ausgewählt und angepasst. Wie sich zeigen wird, ist ein statistisches Verfahren, die Conjoint Analyse, sowohl für die Patentbewertung als auch -verwertung von zentraler Bedeutung, weshalb diese hier detailliert dargestellt werden wird. In der Literatur ist eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden zur Bewertung von technischen Schutzrechten aufgeführt. Dabei wird deutlich, dass sich diese grundsätzlich in die klassischen Verfahren der kosten-, der markt- und der gewinn- oder ertragsorientierten Methoden einteilen lassen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche so genannte neuere Verfahren bzw. solche aus anderen Bereichen wie dem der Marken- oder der Unternehmensbewertung.

Diese Verfahren werden im Wesentlichen nach dem Zweck der Bewertung eingesetzt. Aufgabe und Ziel dieser Arbeit ist jedoch, dem Schutzrecht einen möglichst exakten und validen monetären Wert unabhängig von der Sichtweise des Betrachters zuzuordnen. Um dies zu gewährleisten, ist es zweckmäßig, zunächst die zu be- und verwertende Innovation in knapper Form darzustellen, um von dieser ausgehend eine zielführende Methodik auswählen und entwickeln zu können. Beim Betrachtungsgegenstand handelt es sich um eine Patentschrift bezüglich einer Babyschale zum Transport und zur Befestigung in einem Kraftfahrzeug. Kinder von 0 bis 18 Monaten werden dabei für die Beförderung im Auto zusammen mit der Schale entgegen der Fahrtrichtung mit einem Sicherheitsgurt auf einem Fahrzeugsitz fixiert. Nach dem Lösen des Gurtes kann die Schale mithilfe des Tragebügels zum Transport des Babys außerhalb des Autos verwendet werden. Gängige Babyschalen bestehen dabei aus einer festen, einteiligen Kunststoffschale, die aufgrund der Sicherheitsanforderungen im Fahrzeug bezüglich ihrer Stabilität und Festigkeit ein Eigengewicht von ca. 4 bis 6 kg aufweist.