dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Nachhaltigkeit als radikaler Wandel - Die Quadratur des Kreises?

Hellmuth Lange

 

Verlag VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2008

ISBN 9783531909561 , 337 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

56,64 EUR

  • Soziale Innovation - Auf dem Weg zu einem postindustriellen Innovationsparadigma
    Lebenslanges Lernen in regionalen Netzwerken verwirklichen -
    Innovationen in der Drogenhilfe - Beispiele alternativer Finanzierungsmöglichkeiten und inhaltlicher Weiterentwicklung
    Lebensstil und Umgehen mit Umwelt - Empirisch-kultursoziologische Untersuchung zur Ästhetisierung des Alltags
    Allgemeine arbeitsweltbezogene Weiterbildung. Ergebnisse eines Innovationsprojekts
    Handbuch Bildungscontrolling - Steuerung von Bildungsprozessen in Unternehmen und Bildungsinstitutionen
    Wachstumsmarkt Alter - Innovationen für die Zielgruppe Fünfzig Plus

     

     

 

 

Transparenz über Corporate Social Responsibility (CSR) als Voraussetzung für einen Wandel zu nachhaltigerem Konsum (S. 149-150)

Ulf Schrader

1 Einführung

Die Bedeutung des Konsums für eine nachhaltige Entwicklung findet in den letzten Jahren zunehmende Beachtung (siehe auch Kapitel 2 in diesem Band). Diese Aufmerksamkeit ist allein schon deshalb verständlich, da in modernen Volkswirtschaften private Haushalte in der Regel über die Hälfte der erzeugten Güter und der erbrachten Dienstleistungen in Anspruch nehmen. So entfielen etwa in Deutschland 2004 59% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf den privaten Konsum (Statistisches Bundesamt 2005). Diese Inanspruchnahme von Leistungen geht immer auch einher mit dem Verzehr von Ressourcen.

Zwar lassen sich aus monetären Größen nicht direkt ökologische oder gar soziale Belastungen ableiten, jedoch stehen beide Bereiche in engem Zusammenhang. Dabei wurden im Konsumbereich in den letzten Jahren im Vergleich zum gewerblichen Bereich relativ wenige ökologische Effizienzpotenziale erschlossen, so dass mittlerweile private Haushalte mehr Energie verbrauchen als die Industrieunternehmen (BMU 2002: 21). Allerdings ist der direkte Anteil privater Haushalte am Verzehr ökologischer Ressourcen im Vergleich zu ihrem Anteil am BIP unterproportional. So kommt das Umweltbundesamt in seiner letzten, bereits etwas älteren Schätzung des Anteils des Konsums an den gesamten ökologischen Schäden auf eine Größenordnung von 30-40% (UBA 1997: 221).

Diese quantitative Abschätzung wird allerdings der eigentlichen Bedeutung des Konsums für eine nachhaltige Entwicklung nicht gerecht. Schon Adam Smith vertrat die Auffassung "Consumption is the sole end and purpose of all production" (Smith [1789] 1978: 558). Produktion hat demnach nur insoweit einen Sinn, wie sie dem eigentlichen Zweck der Befriedigung von Konsumentenbedürfnissen dient. Das Angebot von Gütern und Dienstleistungen, das auf keine Nachfrage bei Konsumenten trifft, ist folglich sinnlos und wird in einer funktionierenden Marktwirtschaft langfristig auch unterbleiben. Damit entscheiden aber die Konsumenten mit ihren Kaufhandlungen auch mit über die Produktion.

Der Zahlvorgang lässt sich in einer solchen Betrachtung auch interpretieren als die Abstimmung mit Geldscheinen über die Leistungen der Anbieter (Hansen/Schrader 1997: 447). In eine solche Abstimmung lassen sich grundsätzlich beliebig viele Leistungsmerkmale einbeziehen. Im Hinblick auf einen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit können in Kaufentscheidungen auch Präferenzen für eine umweltverträgliche Produktion oder soziale Arbeitsbedingungen mit einfließen. Ulrich Beck kommt deshalb zu dem Urteil, der bewusste politische Konsum böte die Möglichkeit, den in gemeinwohlorientierten citoyen und eigennützigen bourgeois „gespaltenen Bürger" im „politischen bourgeois" zusammenzuführen (Beck 1993: 196). In der Praxis gibt es viele Gründe, weshalb es bisher nur unzureichend gelingt, über Kaufentscheidungen einen Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu bewirken.

Als ein möglicher Grund wird in diesem Beitrag die mangelnde Transparenz über Corporate Social Responsibility (CSR) untersucht, also über die soziale und ökologische Verantwortungsübernahme durch Unternehmen (EU-Kommission 2002). Dabei geht es um die Überprüfung der These, dass eine verbesserte CSR-Transparenz Voraussetzung und Treiber eines Wandels zu einem nachhaltigeren Konsums ist. Zunächst werden dazu das gegenwärtige Transparenzdefizit und seine Folgen dargestellt. Danach wird analysiert, warum, wie und inwieweit Unternehmen zum Abbau dieses Defizits einen Beitrag leisten können. Die Betrachtung möglicher indirekter Wirkungen konsumentenorientierter CSR-Informationen erfolgt dann am Beispiel des CSRTests der Stiftung Warentest, bevor einige Schlussbemerkungen den Artikel abschließen.