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Wie Feuer auf Eis

Kim Lawrence

 

Verlag CORA Verlag, 2008

ISBN 9783863493035 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

  • Handbuch der Internen Revision - Ein praxisorientierter Leitfaden am Beispiel eines Industrieversicherers
    Personalmanagement für Agenturen und Makler in der Versicherungswirtschaft
    Moderne IT-Systeme als Wettbewerbsfaktor für Versicherungsunternehmen
    Grundbegriffe der Unfallmedizin - Lehrgang für Sachbearbeiter in der Privaten Unfallversicherung
    Der Versicherungsvertreter - Status - Rechte - Pflichten im aktuellen Recht
    Das Neue VVG kompakt - Ein Handbuch für die Rechtspraxis
    100 Fragen zur betrieblichen Versorgung des GGF/GF und seiner Angehörigen - Mit sozialversicherungsrechtlicher Beurteilung
    Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen (AUB 2008) - Motive und Erläuterungen
  • Interne Modelle nach Solvency II - Schritt für Schritt zum internen Modell in der Schadenversicherung
    Produktmanagement in Versicherungsunternehmen
    Verständliche Gestaltung Allgemeiner Versicherungsbedingungen am Beispiel der AKB
    Ärzte zwischen Heilauftrag und Kostendruck - Haftungsfragen bei Unterlassung ärztlicher Behandlungen aufgrund Wirtschaftlichkeitserwägungen
    Klassische und moderne Formen der Rückversicherung
    Kommentar zur Bauleistungsversicherung (ABN/ABU 2008)

     

     

     

 

 

1. KAPITEL

Andreos Demetrios stieg aus dem Helikopter und sah sich um. Dabei glitt sein Blick demonstrativ über das Empfangskomitee hinweg. Seinen Sohn beachtete er nicht.

Es handelte sich um eine bewusste Provokation, die Mathieu Demetrios allerdings mit äußerer Gelassenheit hinnahm. Seine einzige Reaktion bestand in einem leichten amüsierten Lächeln.

Normalerweise übersah man Mathieu nicht. Das lag nicht nur an seiner Größe und dem klassisch geschnittenen Gesicht, sondern vor allem an seiner geradezu magnetischen Ausstrahlung.

Wenn er sprach, hörte man ihm zu. Wenn er einen Raum betrat, drehten sich die Köpfe nach ihm um.

Nur sein eigener Vater missachtete ihn. Statt seinen Sohn zu begrüßen, gab Andreos nun einem kleinen Mann mit Brille Anweisungen.

Mathieus Gesichtsausdruck verriet nichts über seine Gedanken. Lediglich die silbergrauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während er den Austausch der beiden Männer verfolgte.

Der Mann mit der Brille nickte respektvoll, während er Andreos zuhörte. Er war der einzige der drei Anwesenden, dem ins Gesicht geschrieben stand, wie sehr ihn die offenkundige Feindseligkeit zwischen Vater und Sohn verstörte.

Zwar hielt er den Blick auf seinen Arbeitgeber gerichtet, und doch riskierte er dessen Zorn, als er Mathieu kurz zulächelte, bevor er sich davonmachte. Schwer zu sagen, ob dieser die kleine Geste registrierte. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte Mathieu Gauthier – oder Demetrios, wie man ihn nun nannte – gelernt, sich nicht in die Karten sehen zu lassen. Und ganz sicher neigte er nicht zu den unkontrollierten Wutausbrüchen, für die Andreos so berühmt war.

Erst nachdem der Mann mit der Brille verschwunden war, wandte der griechische Finanzier die Aufmerksamkeit dem Sohn zu. Während sein Blick verächtlich zu Mathieu wanderte, zuckte ein Muskel in seiner Wange.

Mathieu stand für alles, was Andreos an sich selbst verachtete. Für seine Schwäche. Und sein Versagen.

Nur ein einziges Mal in seiner gesamten Ehe war Andreos seiner geliebten Frau untreu gewesen – ein Umstand, den er bis heute bitter bereute und für den er sich schämte.

Als einige Jahre später der Beweis dieser Untreue in Gestalt eines mürrischen Teenagers dann auch noch vor ihm stand, geriet die Sache zu einem einzigen Albtraum. Dass der Junge auch noch viel schlauer als sein Halbbruder war, hatte das Ganze nicht besser gemacht.

Ironischerweise war es die betrogene Ehefrau und nicht Andreos gewesen, die den mutterlosen Jungen mit echter Wärme aufnahm.

Der Lärm des Hubschraubermotors erlosch im selben Moment, in dem Vater und Sohn sich in die Augen sahen.

Der ältere Mann senkte als Erster den Blick. Zornesröte lag auf seinen Wangen, als er seinen Sohn ansprach. Er hielt sich nicht mit Vorgeplänkel auf.

„Du wirst deine kleine Reise absagen. Wohin auch immer sie gehen sollte …“

In dem knappen Befehl lag nicht ein Hauch von Wärme oder Zuneigung. Doch das hatte Mathieu auch gar nicht erwartet. Sein Vater hatte aus seinem Herzen nie eine Mördergrube gemacht, zeigte aber erst seit Alex’ Tod seine Feindseligkeit derart offen.

Ja, Alex’ Tod hat einiges verändert, dachte Mathieu düster.

„Nach Schottland.“

„Nun, du wirst deine Pläne ändern.“

Auch bei diesem Satz handelte es sich keinesfalls um einen Vorschlag. Jemand wie Andreos, der an der Spitze von Demetrios Enterprises stand, einem riesigen IT und Telekommunikationskonzern, bot anderen nichts an.

Er schnippte mit den Fingern, und die Leute sprangen.

Doch Mathieu machte keinerlei Anstalten zu springen – im Gegenteil. Er reagierte völlig still und unbeweglich, was für einen ehemaligen Formel-1-Rennfahrer schon bemerkenswert war.

Nicht, dass Andreos an der Antwort seines Sohnes interessiert gewesen wäre. Nachdem er seinen Befehl verkündet hatte, ging er mit strammen Schritten auf die Villa in den Felsen am Ufer der Ägäis zu.

Er hatte gerade den sattgrünen Rasen vor der Villa erreicht, als Mathieu zu ihm aufschloss. „Ich werde nach Schottland zu einem Freund reisen. Der Besuch lässt sich nicht verschieben.“

Was leider sogar stimmte – Jamie hatte ihn um Hilfe gebeten. Die Banken wurden allmählich ungemütlich, weshalb das Schicksal des Familienschlosses, das sein Freund in den schottischen Highlands geerbt hatte, an einem seidenen Faden hing.

Wenn ich ihnen nicht einen verdammt guten Businessplan liefere, werden sie mir die Kredite kündigen, Mathieu. Das hieße, dass ich nicht nur der MacGregor bin, der es als Formel-1-Fahrer nicht geschafft hat, sondern auch der MacGregor, der den Familienbesitz verliert, den wir seit über fünfhundert Jahren unser Eigen nennen.

Andreos drehte sich um. „Das kommt nicht infrage. Sasha und ihre Mutter besuchen uns morgen.“

Mathieu unterdrückte nur mit Mühe ein Seufzen, während er insgeheim dachte, dass er damit hätte rechnen müssen. „Du hast vergessen, mir von ihrem Besuch zu erzählen.“

Sein Vater lächelte dünn. „Es wäre eine Beleidigung, wenn du nicht hier bist. Schon seit Generationen gibt es enge Bindungen zwischen unserer und der Constantine-Familie. Mein Vater und …“

„Und“, unterbrach Mathieu die Geschichtslektion, „da sie in meiner Generation keinen Sohn haben, der den Besitz erbt, erträgst du den Gedanken einfach nicht, dass dir das Constantine-Vermögen durch die gierigen Finger gleiten könnte.“

Zornig sah Andreos ihn an. „Dich reizt die Aussicht also gar nicht, ja?“

„Ich würde jedenfalls kein neunzehnjähriges Mädchen heiraten, um es zu bekommen.“

Ein Mädchen, das zufälligerweise mit seinem jüngeren Bruder verlobt gewesen war. Als Mathieu von der Verbindung erfahren hatte, war er nicht überrascht gewesen. Weniger eine Ehe als eine geschäftliche Verbindung, dachte er zynisch.

Doch seine Meinung änderte sich, als er die beiden jungen Leute zusammen erlebte. Ganz eindeutig waren sie wirklich ineinander verliebt.

„Sasha ist sehr reif für ihr Alter. Du könntest es wesentlich schlechter treffen. Diese Schauspielerin zum Beispiel, die sich bei der Filmpremiere derart an dich geklammert hat. Wie war noch ihr Name?“

Mathieu wollte seinem Vater nicht erklären, dass es sich dabei nur um eine Show gehandelt hatte, um Publicity für einen Low-Budget-Film zu bekommen. Also zuckte er mit den Schultern und gab zu: „Ich habe keine Ahnung.“

Die Frau war eine absolut Fremde gewesen, auch wenn sie ihm angeboten hatte, ihre Dankbarkeit in jeder nur erdenklichen Weise zum Ausdruck zu bringen. Was Mathieu angewidert abgelehnt hatte.

Ein solches Verhalten gefiel ihm ganz und gar nicht. Im Formel-1-Zirkus hatte er es zur Genüge kennengelernt – von Frauen, die seiner Ansicht nach all das verkörperten, was in der heutigen oberflächlichen und medienversessenen Gesellschaft schlecht war.

„Ich habe gelesen, dass die Hochzeitspläne schon weit fortgeschritten seien“, entgegnete Andreos sarkastisch.

Mathieu hob lediglich eine Augenbraue und erwiderte: „Du solltest die Auswahl deiner Zeitungen überdenken.“

„Du bist nicht ich.“

„Nein, nicht mal eine blassere Version.“ Mathieu wusste, dass er seiner französischen Mutter ähnelte. Manchmal fragte er sich, ob er seinen Vater an die junge Frau erinnerte, die er benutzt und dann zur Seite geschoben hatte.

„Also gibt es niemanden – du bist nicht verliebt?“

Nein, Mathieu war nicht verliebt, und er wollte es auch gar nicht sein. Im Gegenteil. Was sollte überhaupt dieses ganze Gerede von Liebe? Dabei handelte es sich doch nur um eine temporäre Unzurechnungsfähigkeit, die einen vom Lächeln eines anderen Menschen abhängig machte. Darin sah er keinen Reiz.

Außerdem tendierten die Menschen, die er liebte, dazu zu sterben.

Nein, sich zu verlieben, stand nicht auf seinem Programm. Die einzige Person, auf die er sich verließ, war er selbst, und so sollte es auch bleiben.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Außerdem kann ich mir kaum etwas weniger Reizvolles vorstellen als mit einem Teenager verheiratet zu sein – egal wie reif.“

Wieder verdunkelte sich das Gesicht seines Vaters vor Zorn. „Ich sage doch gar nicht, dass du das Mädchen heiraten sollst!“

„Aber du fändest es auch nicht schlecht, wenn ich es täte, und deshalb bringst du uns so oft wie nur möglich zusammen. Mein Gott, das ist so durchschaubar!“

„Das Mädchen ist Vasilis’ einziges Kind, seine Erbin. Ihr Ehemann würde …“

Mathieu hob eine Hand, um den Redefluss zu stoppen. „Du musst es nicht auch noch laut aussprechen. Ich weiß, dass du ein Imperium aufbauen willst.“ Sein Mund verzog sich verächtlich. „Darf das Mädchen eigentlich auch irgendetwas dazu sagen?“

„Tu nicht so überheblich“, blaffte sein Vater. „Und behaupte ja nicht, sie würde sich nicht in dich verlieben, wenn du es darauf anlegen würdest. Ich habe gesehen, wie Frauen auf dich reagieren.“

„Sie ist keine Frau, sondern ein Kind.“

„Für deinen Bruder war sie gut genug.“

„Die beiden waren ineinander verliebt.“

„Du hast alles andere von ihm genommen – warum nicht auch seine Frau?“

Die Worte standen zwischen ihnen, und die Spannung wuchs beinahe ins Unerträgliche, bis Mathieu schließlich sagte: „Ich wollte nie etwas von Alex.“

Außer einem Anteil an der Liebe ihres Vaters, doch dieser Wunsch starb an Mathieus sechzehntem Geburtstag....