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Zweite Chance - zu dritt

Melissa McClone

 

Verlag CORA Verlag, 2008

ISBN 9783863498658 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

  • Handbuch der Internen Revision - Ein praxisorientierter Leitfaden am Beispiel eines Industrieversicherers
    Personalmanagement für Agenturen und Makler in der Versicherungswirtschaft
    Moderne IT-Systeme als Wettbewerbsfaktor für Versicherungsunternehmen
    Grundbegriffe der Unfallmedizin - Lehrgang für Sachbearbeiter in der Privaten Unfallversicherung
    Der Versicherungsvertreter - Status - Rechte - Pflichten im aktuellen Recht
    Das Neue VVG kompakt - Ein Handbuch für die Rechtspraxis
    100 Fragen zur betrieblichen Versorgung des GGF/GF und seiner Angehörigen - Mit sozialversicherungsrechtlicher Beurteilung
    Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen (AUB 2008) - Motive und Erläuterungen
  • Interne Modelle nach Solvency II - Schritt für Schritt zum internen Modell in der Schadenversicherung
    Produktmanagement in Versicherungsunternehmen
    Verständliche Gestaltung Allgemeiner Versicherungsbedingungen am Beispiel der AKB
    Ärzte zwischen Heilauftrag und Kostendruck - Haftungsfragen bei Unterlassung ärztlicher Behandlungen aufgrund Wirtschaftlichkeitserwägungen
    Klassische und moderne Formen der Rückversicherung
    Kommentar zur Bauleistungsversicherung (ABN/ABU 2008)

     

     

     

 

 

1. KAPITEL

Kate Malone stand auf dem Gehweg vor der Anwaltskanzlei und starrte auf die große gläserne Eingangstür. Sie hatte noch ein paar Minuten Zeit, also nur keine Eile.

Abwesend wandte sie ihr Gesicht dem wolkenlosen, blauen Himmel zu, und die warme Frühlingssonne streichelte ihr die Haut. „Sonnenküsse“ hätte Susan jetzt dazu gesagt.

Susan.

Der ungewöhnlich warme Apriltag erinnerte Kate an ihre College-Abschlussfeier vor acht Jahren. Für sie war die Verleihung der Urkunde damals nur der nächste Schritt auf der Karriereleiter gewesen, ein weiterer Punkt auf der Liste, den sie abhaken konnte. Susan jedoch hatte jeden Augenblick der Zeremonie in der schweißtreibenden Hitze genossen. Sie war über das Podium gehüpft und hatte allen glücklich mit ihrem Diplom zugewinkt.

So war sie immer gewesen, hatte jeden Augenblick ganz intensiv gelebt. Kate musste lächeln. Und gleich darauf spürte sie wieder den würgenden Kloß im Hals. Susan ist tot.

Weil ein entgegenkommender Fahrer vor zwei Tagen hier in Boise, Idaho, an seinem Steuer eingenickt und frontal mit Susans Wagen zusammengestoßen war.

Wieder kamen Kate die Tränen. Wie konnte Susan denn tot sein? Sie war doch so lebendig gewesen, genau wie ihr liebevoller Ehemann Brady und ihre süße kleine Tochter Cassidy. Alle drei waren bei dem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen.

Kate schluckte krampfhaft. Jetzt bloß nicht weinen. Sie durfte sich nicht gehen lassen, sie hatte nicht mal ein Taschentuch! Und es war der allerschlechteste Zeitpunkt dafür. Vor ihr lag der Termin mit Susans und Bradys Anwalt und Testamentsvollstrecker, da hieß es Haltung wahren. Später, in ihrem Hotelzimmer, konnte sie zusammenbrechen. Aber nicht vorher.

Sie riss sich zusammen, stieß eine der beiden Glas-Schwingtüren auf und betrat das Gebäude. Ein Schwall kühler Luft aus der Klimaanlage kam ihr entgegen, und auf ihren Armen bildete sich sofort eine Gänsehaut. An der Rezeption war kein Mensch zu sehen, und schon dieses kleine Detail drohte ihre mühsam errungene Fassung wieder zunichtezumachen. Wenn das Ganze nur schnell vorüberging!

„Kate?“

Beim Klang der vertrauten Männerstimme erstarrte sie. Jared. Sie wäre ihm lieber nicht begegnet, nicht gerade jetzt. Vielleicht auch nie mehr. Trotzdem wandte sie unwillkürlich den Kopf in seine Richtung.

Jared erhob sich aus einem der herumstehenden Ledersessel, und Kate stockte bei seinem Anblick der Atem. Vor fünf Jahren, als Brady und Susan sie einander vorgestellt hatten, war Jared Reed ihr Traummann gewesen – und der jeder anderen Frau. Inzwischen sah er sogar noch besser aus. Kates Herz schlug schneller. Wenn sie ihn nur nicht immer noch so attraktiv fände!

Er trug einen grauen Maßanzug und die gemusterte Seidenkrawatte, die sie ihm zu seinem einunddreißigsten Geburtstag geschenkt hatte. Das markante Kinn und die nicht ganz gerade Nase – ein Überbleibsel von einem Snowboard-Unfall als Teenager – gaben seinem Gesicht etwas Raues, Männliches. Mit den langen Wimpern und den vollen Lippen wirkte es sehr attraktiv. In den letzten drei Monaten war sein Haar erstaunlich lang geworden. Sonst hatte er es immer sehr kurz getragen, doch der ungezähmte, wellige Look stand ihm noch viel besser.

Das kann dir ja jetzt egal sein, sagte sich Kate. Fast.

Jared sah sie aus seinen grünbraunen Augen forschend an, während er rasch auf sie zukam. „Wie geht’s dir?“, fragte er.

„Ich … ich …“ Die Stimme versagte Kate, und ein Tränenschleier trübte ihr die Sicht. Oh nein! Sie wollte nicht, dass er sie in diesem aufgelösten Zustand sah.

Verzweifelt blinzelte sie ein paarmal verzweifelt.

„Es tut mir so leid, Katie.“ Im nächsten Augenblick stand Jared vor ihr und küsste sie sanft auf die Stirn. „So leid.“

Es fiel ihr ohnehin schwer, ihm gegenüber gleichgültig zu bleiben, aber seine zärtliche Geste und die einfachen, aufrichtigen Worte brachten ihre Abwehr endgültig ins Wanken. Unwillkürlich lehnte sie sich an ihn und atmete den vertrauten, sauberen Duft nach Seife ein. Seine breite Brust fühlte sich so tröstlich an.

Bleib auf Abstand, sagte ihr der gesunde Menschenverstand.

Aber Kate wollte nicht auf ihren Verstand hören. In diesem Augenblick war ihr alles egal. Jared wusste, was sie in diesen Tagen durchmachte. Ihm ging es vermutlich genauso.

„Ach, Jared“, flüsterte sie. „Es ist so …“

Er legte die Arme um sie und ergänzte leise: „… schrecklich.“

Schluchzend schmiegte sie sich in seine Umarmung.

„Manchmal denke ich immer noch, es ist ein Irrtum“, sagte sie. „Oder ich wache gleich auf, und alles war ein böser Traum.“

„Ich auch“, gestand er. „Als ich von dem Unfall erfuhr, habe ich bei dir im Büro angerufen. Aber du warst unterwegs. Und ich wollte keine Nachricht hinterlassen.“

„Die hätte ich auch gar nicht bekommen.“ Kate schloss die Augen. Es tat so gut, jetzt nicht allein zu sein. „Nachdem meine Assistentin es mir gesagt hat, habe ich mein Telefon abgestellt.“

Jared drückte sie tröstend an sich.

Sie hob den Kopf und sah ihn an. „Tut mir leid, dass ich nicht daran gedacht habe, dich anzurufen.“

„Du hättest mich auch nicht erreicht. Ich war auf einem Meeting in San Francisco.“ Jared grinste schwach. „Außerdem habe ich nicht erwartet, dass du anrufst, Kate.“

Sie spürte einen kleinen Stich.

„Wieso nicht?“, fragte sie. „Brady war dein bester Freund.“

„Und Susan und du, ihr wart wie Schwestern“, bemerkte er langsam. „Wie alt wart ihr noch gleich, als ihr euch kennengelernt habt?“

„Sieben.“ Sie waren Pflegekinder in derselben Familie gewesen, Kates erster und Susans dritter. Wie lange Zeit war seither vergangen! Sie hatten so viel zusammen erlebt.

„Sieben“, wiederholte er. „Du musst ja furchtbar traurig sein.“

Traurig war nicht der richtige Ausdruck für das, was Kate seit gestern fühlte. Es kam ihr vor, als sei ein Teil von ihr gestorben. Mit einem tiefen Seufzer lehnte sie den Kopf wieder an Jareds Brust. Er schloss die Arme noch fester um sie.

„Wein ruhig, Katie“, sagte er leise.

In ihr schrillten wieder die Alarmglocken, und sie wollte sich aus seiner Umarmung lösen, aber sie schaffte es einfach nicht. Sein starker, ruhiger Herzschlag an ihrer Wange fühlte sich so gut an.

„Ich habe schon genug geweint.“ Sie hatte mehr geweint, als sie je zugeben würde. Und niemals Tränen vor anderen vergießen, das war einer ihrer Grundsätze.

„Letzte Woche habe ich noch mit Brady telefoniert“, bemerkte Jared nachdenklich.

Sie nickte. „Susan hatte mir gerade ein Foto von Cassidy gemailt. Sie wollte mir noch andere schicken.“

Diese Bilder würden nie mehr ankommen, und die kleine Cassidy würde nie größer werden. Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft unterdrückte Kate ein Schluchzen. „Ich kann einfach nicht glauben, dass sie tot sind. Warum sie? Warum jetzt?“

Jared.

Sie wickelte langsam eine seiner Locken um den Finger. Früher war sein Haar dafür nie lang genug gewesen. Es gefiel ihr so. Ein bisschen rührte es sie auch.

Sanft streichelte Jared ihr über den Kopf, wie er es so oft gemacht hatte. Fast hätte Kate tief aufgeseufzt.

Es war, als hätte sich nichts zwischen ihnen geändert. Sie wusste, dass das nicht stimmte, aber sie konnte sich noch nicht aus der Geborgenheit seiner Umarmung lösen.

Für heute wollte sie die Vergangenheit vergessen und sich keine Gedanken über die Zukunft machen. Weil sie Jared brauchte. Seine Wärme, seine Stärke, den ganzen Menschen. Und irgendwo in einem verborgenen Winkel ihres Herzens hoffte sie, dass es ihm auch so ging.

Kate bemerkte den goldenen Ehering an seinem Ringfinger. Ihr eigener Ringfinger fühlte sich verräterisch nackt an, und verstohlen ballte sie die Hand zur Faust.

„Mr. und Mrs. Reed?“, fragte eine Frauenstimme.

Jared wandte sich der Sprecherin zu. „Ja?“

Eine hübsche junge Frau mit dunklem Kraushaar und baumelnden Ohrringen war hinter der Rezeption aufgetaucht.

Kate löste sich von Jared. „Eigentlich bin ich …“

„Kate Malone, meine Frau“, fiel Jared ihr leicht angespannt ins Wort.

Kate dachte an ihre Diskussionen damals vor der Hochzeit, als sie ihren eigenen Namen behalten wollte. Irgendwann hatte Jared schließlich behauptet, sie zu verstehen, und ihrem Wunsch nachgegeben. Aber im Grunde hatte es ihn immer gestört.

„Entschuldigen Sie: Mrs. Malone, Mr. Reed.“ Die Frau klemmte sich einen dicken Aktenordner unter den Arm. „Don Phillips verspätet sich leider etwas. Ich bin gleich wieder da, dann bringe ich Sie zu seinem Büro.“

„Vielen Dank“, sagte Jared.

Als die Frau wieder verschwunden war, biss Kate sich auf die Unterlippe. „Warum hast du ihr nicht die Wahrheit gesagt?“, bemerkte sie kühl.

„Weil du immer noch meine Frau bist. Mit oder ohne Ring“, entgegnete Jared. Jetzt war seine Miene verschlossen. „So lange, bis die Scheidung rechtskräftig ist.“

Sie mussten nur kurz warten, dann führte die Assistentin sie zu einem langen Flur und wies auf eine Tür am hinteren Ende.

„Don ist sicher gleich bei Ihnen. Wenn Sie irgendwas brauchen, melden Sie sich...