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Wenn golden die Sonne im Meer versinkt - Die Rinucci Brüder 1

Lucy Gordon

 

Verlag CORA Verlag, 2006

ISBN 9783942031127 , 160 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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1,99 EUR

  • Handbuch der Internen Revision - Ein praxisorientierter Leitfaden am Beispiel eines Industrieversicherers
    Personalmanagement für Agenturen und Makler in der Versicherungswirtschaft
    Moderne IT-Systeme als Wettbewerbsfaktor für Versicherungsunternehmen
    Grundbegriffe der Unfallmedizin - Lehrgang für Sachbearbeiter in der Privaten Unfallversicherung
    Der Versicherungsvertreter - Status - Rechte - Pflichten im aktuellen Recht
    Das Neue VVG kompakt - Ein Handbuch für die Rechtspraxis
    100 Fragen zur betrieblichen Versorgung des GGF/GF und seiner Angehörigen - Mit sozialversicherungsrechtlicher Beurteilung
    Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen (AUB 2008) - Motive und Erläuterungen
  • Interne Modelle nach Solvency II - Schritt für Schritt zum internen Modell in der Schadenversicherung
    Produktmanagement in Versicherungsunternehmen
    Verständliche Gestaltung Allgemeiner Versicherungsbedingungen am Beispiel der AKB
    Ärzte zwischen Heilauftrag und Kostendruck - Haftungsfragen bei Unterlassung ärztlicher Behandlungen aufgrund Wirtschaftlichkeitserwägungen
    Klassische und moderne Formen der Rückversicherung
    Kommentar zur Bauleistungsversicherung (ABN/ABU 2008)

     

     

     

 

 

1. KAPITEL

„Okay, Kinder, das war’s für heute. Ihr könnt nach Hause gehen“, sagte Evie, als die Klingel ertönte. Fünfzehn Zwölfjährige packten mehr oder weniger diszipliniert ihre Sachen zusammen, und rasch war das Klassenzimmer leer.

Evie rieb sich den Nacken und streckte sich, um die innere Anspannung zu lösen.

In dem Moment kam ihre Freundin Debra herein. „War es eine anstrengende Woche?“, fragte sie. Als stellvertretende Schulleiterin war sie befugt gewesen, Evie zu bitten, ein halbes Jahr den Fremdsprachenunterricht zu erteilen.

„Ziemlich“, gab Evie zu. „Aber ich will mich nicht beschweren, die Kinder sind in Ordnung.“

„Hast du noch Zeit für einen Kaffee?“

„Immer.“

„Du magst die Kinder, oder?“, begann Debra behutsam, nachdem sie auf der Terrasse eines Cafés am Flussufer einen freien Tisch gefunden hatten.

„Ja. Einige sind sehr intelligent, besonders Mark Dane. Er scheint ein Sprachgenie zu sein. Heute war er übrigens nicht da.“

Debra stöhnte. „O nein, es wird langsam problematisch. Er schwänzt in der letzten Zeit zu oft.“

„Hast du schon mit seinen Eltern gesprochen?“

„Mit seinem Vater. Er würde sich darum kümmern, hat er beinah zornig verkündet.“

Evie verzog das Gesicht. „Das klingt nicht gut.“

„Nein, mir hat es auch nicht gefallen. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, hat klein angefangen und scheint ein Mensch zu sein, der alles unter Kontrolle haben will.“

„Auch seinen Sohn?“

„Wahrscheinlich nicht nur ihn, sondern auch dich, mich …“

„Und sogar die kleine Maus in der Ecke“, versuchte Evie zu scherzen.

„Justin Dane würde keine Maus in seiner Nähe dulden. Doch lass uns über etwas anderes reden.“ Debra atmete tief ein, ehe sie mit ihrem Anliegen herausrückte. „Evie, ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten.“

„Verdirb uns nicht die Stimmung, und vergiss es.“ Evie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schlug die Füße übereinander. Dann schloss sie die Augen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Mit den sportlichen Schuhen, den Jeans, ihrer schlanken Gestalt und dem kurzen dunklen Haar wirkte sie sehr jung, sehr sportlich und keineswegs wie eine neunundzwanzigjährige Lehrerin.

„Evie“, fing Debra betont geduldig noch einmal an.

„Gib es auf, Deb. Ich weiß, was du sagen willst, und meine Antwort lautet Nein. Ich war bereit, in diesem Halbjahr, das bald zu Ende ist, auszuhelfen, mehr habe ich dir nicht versprochen.“

„Aber der Direktor möchte, dass du weiterhin an unserer Schule unterrichtest. Er lobt dich überschwänglich.“

„Nein. Ich habe nur die Kollegin vertreten, die in Erziehungsurlaub ist. Sie kommt nach den Ferien zurück, und ich fahre in die Sonne.“

„Sie will nicht zurückkommen. Deshalb soll ich dich überreden, ihre Stelle zu übernehmen.“

Evie richtete sich auf und blickte die Freundin vorwurfsvoll an. „Du weißt genau, dass ich nichts von einer festen Anstellung halte. Ich brauche Abwechslung und Vielfalt.“

„Aber du hast behauptet, es mache dir Spaß zu unterrichten.“

„Ja, in kleinen Dosierungen.“

„Das ist dein Lebensmotto, stimmt’s? Alles in kleinen Dosierungen, einen Job hier, einen Job da.“

Evie lächelte belustigt. „Du hältst mich für unreif, oder? Eine Frau in meinem Alter sollte eine gute Stelle, ein Kind und zweieinhalb Ehemänner haben.“

„Du meinst, einen Mann und zweieinhalb Kinder.“

„Wie dem auch sei, Tatsache ist, du willst mir einreden, ich müsste endlich ein so geregeltes Leben führen, wie es sich für eine Frau gehört, die auf die dreißig zugeht. Darauf pfeife ich. Warum können die Menschen nicht akzeptieren, dass ich so lebe, wie es mir gefällt?“

„Weil alle dich beneiden“, gab Debra lächelnd zu. „Du bist völlig frei, hast keine Hypotheken am Hals und keine anderen Verpflichtungen.“

„Auch keinen Ehemann“, stellte Evie zufrieden fest.

„Das ist vielleicht nicht unbedingt ein Grund zur Freude.“

„Aus meiner Sicht doch“, versicherte Evie ihr.

„Egal, jedenfalls kannst du kommen und gehen, wann und wohin du willst. Es hört sich ganz gut an.“

„Das ist es auch.“ Evie seufzte glücklich. „Aber Verpflichtungen habe ich auch. Für das Motorrad bezahle ich monatlich so viel wie du für die Hypothek.“

„Ja, es war jedoch deine eigene Entscheidung. Niemand hat dich dazu gedrängt. Ich wette, du hast dich noch nie von jemandem zu etwas überreden lassen.“

„Da hast du recht“, erwiderte Evie lachend. „Alle derartigen Versuche sind bisher gescheitert. Keiner hat es ein zweites Mal versucht.“

„Weder Alec noch David oder Martin“, zählte Debra auf.

„Von wem redest du?“, fragte Evie mit Unschuldsmiene.

„ Wie kannst du nur deine Liebhaber so rasch vergessen?“

„Sie waren nicht meine Liebhaber, sondern so etwas wie Gefängniswärter. Mit allen möglichen Tricks wollten sie mich zum Altar zerren. Alec hat es sogar gewagt, einen Termin festzusetzen, ohne mich zu fragen.“

„Und du hast dafür gesorgt, dass er es bitter bereut hat. Dabei war der arme Mann nur verzweifelt, weil du ihn so lange hingehalten hast.“

„Ich habe gehofft, er würde selbst merken, dass es für ihn und mich keine gemeinsame Zukunft geben konnte. Leider hat er sich in mich verliebt, was ich nicht ahnen konnte und auch nicht beabsichtigt hatte. Meiner Meinung nach waren wir Freunde und hatten viel Spaß zusammen, sonst nichts.“

„Hast du mit Andrew auch nur viel Spaß?“, fragte Debra.

„Andrew habe ich wirklich gern. Er ist sehr nett.“

„Ich dachte, du wärst in ihn verliebt.“

„Das bin ich vielleicht auch … irgendwie.“

„Ah ja, irgendwie“, wiederholte Debra. „Jede andere Frau würde ihn für eine gute Partie halten. Er hat einen guten Job, einen guten Charakter und viel Sinn für Humor.“

„Er ist Steuerberater und beschäftigt sich nur mit Zahlen“, wandte Evie ein.

„Das ist doch nicht schlimm.“

„Außerdem ist er sehr korrekt und etwas engstirnig“, fügte Evie mit finsterer Miene hinzu.

„Du hattest an allen Männern, mit denen du befreundet warst, etwas auszusetzen. Ich hoffe, du verliebst dich eines Tages bis über beide Ohren in einen Mann, den du nicht haben kannst“, sagte Debra.

„Warum das denn?“, fragte Evie verblüfft.

„Das wäre eine ganz neue Erfahrung für dich.“

Unbekümmert lachte Evie auf. Sie hatte ihr Leben im Griff, hatte ihren Job – sie übersetzte Bücher aus dem Französischen und Italienischen ins Englische –, und sie konnte reisen, wann und wohin sie wollte, was sie auch oft tat. Einen großen Freundes- und Bekanntenkreis hatte sie auch.

Weshalb die Menschen sie so anziehend fanden, ließ sich nicht leicht erklären. Sie hatte ein hübsches Gesicht, war jedoch keine auffallende Schönheit. Aber sie war ein fröhlicher, lebhafter und offener Mensch, lachte gern und oft, und dabei strahlte sie übers ganze Gesicht.

„Ich muss nach Hause“, verkündete sie unvermittelt. „Es tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann, Deb.“

Sie wanderten zum Parkplatz, wo Debra in ihre Limousine stieg und Evie sich auf ihr Motorrad schwang. Dann setzte sie den Helm auf, winkte der Freundin noch einmal zu und fuhr los.

Während sie durch den netten Londoner Vorort fuhr, entdeckte sie plötzlich Mark Dane. Sie erkannte ihn nicht nur an dem vollen dunkelbraunen Haar mit dem kupferfarbenen Schimmer, sondern auch an seinem Gang. Er hatte den Kopf gesenkt, ließ die Schultern hängen und wirkte lustlos und mutlos, ein Eindruck, den er oft erweckte.

Mark war ein intelligenter Junge, hatte eine rasche Auffassungsgabe und beantwortete im Unterricht Fragen oft als Erster. Die Worte sprudelten ihm nur so heraus, was zuweilen auf Kosten der Genauigkeit ging.

„Sprich bitte etwas langsamer, und überleg genau, was du sagst“, musste sie ihn dann ermahnen, obwohl sie sich über seinen Eifer und seine lebhafte Beteiligung freute.

Aber nach der Schule wirkte er wieder teilnahmslos und nicht selten auch mürrisch. Nein, nicht mürrisch, sondern unglücklich, korrigierte sie sich.

Sie fuhr langsamer und hielt schließlich neben ihm an.

„Hallo, Miss Wharton“, begrüßte er sie.

...