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Der Millionär und die Nanny

Day Leclaire

 

Verlag CORA Verlag, 2010

ISBN 9783942031691 , 144 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz DRM

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2,49 EUR

  • Handbuch der Internen Revision - Ein praxisorientierter Leitfaden am Beispiel eines Industrieversicherers
    Personalmanagement für Agenturen und Makler in der Versicherungswirtschaft
    Moderne IT-Systeme als Wettbewerbsfaktor für Versicherungsunternehmen
    Grundbegriffe der Unfallmedizin - Lehrgang für Sachbearbeiter in der Privaten Unfallversicherung
    Der Versicherungsvertreter - Status - Rechte - Pflichten im aktuellen Recht
    Das Neue VVG kompakt - Ein Handbuch für die Rechtspraxis
    100 Fragen zur betrieblichen Versorgung des GGF/GF und seiner Angehörigen - Mit sozialversicherungsrechtlicher Beurteilung
    Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen (AUB 2008) - Motive und Erläuterungen
  • Interne Modelle nach Solvency II - Schritt für Schritt zum internen Modell in der Schadenversicherung
    Produktmanagement in Versicherungsunternehmen
    Verständliche Gestaltung Allgemeiner Versicherungsbedingungen am Beispiel der AKB
    Ärzte zwischen Heilauftrag und Kostendruck - Haftungsfragen bei Unterlassung ärztlicher Behandlungen aufgrund Wirtschaftlichkeitserwägungen
    Klassische und moderne Formen der Rückversicherung
    Kommentar zur Bauleistungsversicherung (ABN/ABU 2008)

     

     

     

 

 

1. KAPITEL

In selben Moment, als Jack Mason sie sah, wusste er, dass es Schwierigkeiten geben würde.

Später konnte er nicht mehr sagen, warum ihm gerade diese Frau aufgefallen war. Denn auf seine letzte Anzeige hatten sich sehr viele Bewerberinnen gemeldet, ohne zu wissen, dass er eigentlich keine Nanny, sondern eine Ehefrau suchte. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, an dem wirklich nichts Spektakuläres war, saß ruhig da und las in einem Taschenbuch. Auch das war nichts Besonderes, doch wie sie das tat, hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Denn sie wirkte vollkommen gelassen und auch nicht die Spur nervös. Ihre Gesichtszüge, eher interessant als unbedingt schön, waren absolut entspannt.

Jack betrachtete sie sorgfältig. Seltsam. Trotz der großen Konkurrenz wirkte sie ruhig, ja, geradezu zurückhaltend. Sie hatte sehr dunkles Haar, das sie im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst hatte. Außerdem war sie nur dezent geschminkt, hatte lediglich etwas Rouge und Lippenstift aufgetragen. Ein unauffälliger graugrüner Lidschatten unterstrich das Goldbraun ihrer großen Augen, die von schwarzen dichten Wimpern umrahmt wurden. Obgleich sie sehr jung wirkte, schien sie schon allerlei durchgemacht zu haben, denn der kurze Blick, den sie Jack zuwarf, zeugte von Ernsthaftigkeit und Lebenserfahrung.

Hatte er sie deshalb immer wieder ansehen müssen? Aber was speziell erregte sein ungewöhnliches Interesse an ihr? Irgendetwas Geheimnisvolles umgab diese Frau, etwas, das er nicht gleich benennen konnte. Doch instinktiv spürte er, dass sie nicht so ruhig und gefasst war, wie sie sich gab – sondern dass sie geschickt ein leidenschaftliches Temperament verbarg. Auf seine Instinkte konnte er sich verlassen, die hatte er im harten Business zu schulen gewusst.

Wenn sie sich irgendwo anders begegnet wären, hätte er sich ihr gleich genähert und versucht, sie für sich zu gewinnen. Ganz sicher hätte er schnell einen Weg gefunden, um ihr stoisches Verhalten zu erschüttern und in ihr Innerstes vorzudringen, dorthin, wo zweifelsfrei eine unbändige Leidenschaft brodelte. Das war ihm bisher noch immer gelungen. Sehr schnell konnte er herausfinden, was Frauen hinter ihrem kultivierten Äußeren versteckten, und hatte dann nur noch eins im Sinn. Er musste Schicht um Schicht freilegen, was tief in ihnen schlummerte.

Bei dieser Frau dort hinten würde das sicher nicht einfach sein. Sie verbarg ihr Innerstes sehr geschickt und würde ihr Temperament, wenn es einmal entfacht wäre, sicher nur schwer kontrollieren können, wie Jack vermutete. Aber genau das reizte ihn an ihr. Schicht um Schicht dieser schützenden Hülle wollte er abtragen, bis sie nicht nur nackt, sondern auch wie ein offenes Buch vor ihm lag. Seit Jahren hatte ihn keine Frau mehr so interessiert.

Als eine von Jacks möglichen „Ehefrauen“ hustete, schreckte er hoch. Plötzlich wurde ihm wieder bewusst, wo er sich befand und weshalb all diese Frauen sich hier versammelt hatten. Gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst. Wie hatte er sich nur zu all diesen Spekulationen hinreißen lassen können? Hier ging es um etwas ganz anderes, als irgendwelchen Tagträumereien mit einer aufregenden Frau nachzuhängen. Er musste eine Kandidatin finden, die Nanny und Ehefrau zugleich war.

Gerade als er den nächsten Namen auf der Liste aufrufen wollte, wurde die Tür heftig aufgestoßen, und seine Nichte stürmte herein. Das kurze goldbraune Haar stand ihr in dichten Löckchen vom Kopf ab. Es war eindeutig, dass sie heute Morgen noch keine Bürste gesehen hatte. Dafür konnte Jack genau sagen, was Marie zum Frühstück gehabt hatte, da genügte ein kurzer Blick auf das bekleckerte T-Shirt. Über den Knien wies ihre Jeans große Löcher auf, und es sah beinahe so aus, als habe die Kleine selbst mit der Schere dafür gesorgt. Außerdem hatte sie bereits mit ihren Wasserfarben „gemalt“. Zumindest war ihr Gesicht mit schwarzen und roten Strichen und Kringeln verziert.

Marie war schlagartig stehen geblieben und musterte die Frauen wütend, die olivfarbenen Augen zusammengekniffen. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und stieß einen markerschütternden Schrei aus, der alle zusammenzucken ließ. Jack überlegte kurz, ob er eingreifen solle. Aber dann blieb er ruhig in der Tür zu seinem Büro stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Mal sehen, wie die zukünftigen Nannys mit dieser Situation fertig wurden.

Einige der Frauen reagierten sofort. Sie sprangen auf und stürzten zur Tür. Jack atmete erleichtert auf. Drei weniger, das war gut. Andere tauschten unsichere Blicke aus. Offenbar wussten sie nicht, was sie mit diesem durchgedrehten Kind anfangen sollten, das plötzlich in ihrer Mitte aufgetaucht war. Schließlich stand eine große, streng aussehende Frau auf und stellte sich vor Marie hin. „Hör sofort auf damit!“, sagte sie streng.

Doch das Kind schrie nur noch durchdringender und stieß der Frau so heftig gegen das Schienbein, dass die aufstöhnte und schnell das Weite suchte. Schon vier weniger! Jack dankte seinem Schicksal. Diese Person hatte Haare auf den Zähnen und wäre als Ehefrau sowieso nicht infrage gekommen. Und als Nanny schon gar nicht. Außerdem hätte ihm Mrs. Locke nie abgenommen, dass es sich hierbei um eine Liebesheirat handelte.

Triumphierend blickte Marie sich in dem Raum um. Immerhin hatte sie bereits vier der Frauen verscheucht. Dann ging sie auf die Verbliebenen zu, blieb vor jeder stehen und zog eine riesige Show ab. Interessant war, dass alle unterschiedlich reagierten. Einige versuchten, ihr gut zuzureden, andere glaubten, mit einer sehr bestimmten Haltung weiterzukommen. Eine war sogar kurz davor, Marie zu schlagen. Wieder andere wollten sie beschwichtigen.

Nur die Frau in Schwarz reagierte überhaupt nicht. Sie tat so, als wäre Marie gar nicht vorhanden, und war weiterhin in ihr Buch vertieft. Offenbar schien sie das Geschrei und das Chaos um sie herum nicht wahrzunehmen. Das war Marie natürlich aufgefallen, und es ärgerte sie. Zumindest presste sie die Lippen aufeinander und baute sich vor der Frau auf, die seelenruhig eine Buchseite umblätterte.

Gespannt betrachtete Jack die Szene.

Marie stemmte die kleinen Fäuste in die Seiten. Die Frau sah nicht einmal hoch, auch nicht, als das kleine Mädchen kreischend mit dem Fuß aufstampfte. Schließlich brach seine Stimme, und nur noch ein Krächzen war zu hören. Dann schwieg es.

Jetzt blickte die Frau hoch und sah das Kind so lange schweigend an, bis es den Kopf senkte.

Das war erstaunlich, vor allen Dingen weil Jack deutlich einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen der Frau in Schwarz wahrnahm. War es Furcht? Unsicherheit? Auf alle Fälle schien sie sehr verletzlich zu sein, und das war im Grunde keine gute Voraussetzung, um mit einem Kind wie Marie fertig zu werden. Doch dann änderte sich der Ausdruck, wurde härter, unnachgiebiger, aber auch entschlossener und irgendwie hoffnungsvoll.

Jack starrte sie fasziniert an. Bereits nach wenigen Augenblicken schien sie mit seiner Nichte eine Art Kontakt herzustellen, und das, ohne etwas zu sagen.

Jetzt erst äußerte sie etwas, allerdings so leise, dass Jack ihre Worte nicht verstand. Dann stand sie auf, ging zur Tür, die zum Flur führte, und öffnete sie. „Wer kümmert sich um dieses Kind?“, fragte sie laut und machte einen Schritt nach draußen.

„Ich“, hörte Jack leise jemanden antworten. Das war wahrscheinlich die junge Frau, die Jack vorübergehend als Babysitterin angeheuert hatte und die mit Marie vollkommen überfordert war. Offenbar hatte sie sich im Flur versteckt.

Wortlos schob die Frau in Schwarz Marie aus dem Büro und schloss sofort die Tür hinter ihr. Dann ging sie langsam zu ihrem Stuhl zurück, setzte sich und nahm ihr Buch wieder in die Hand. Einige der Anwesenden klatschten Beifall, den die Frau allerdings kaum wahrzunehmen schien.

Doch so ganz unbeeindruckt hatte Maries Auftritt sie nicht gelassen, das konnte Jack deutlich sehen. Denn die Ader an ihrem schlanken Hals pulsierte schnell. Aber er war sehr beeindruckt, dass sie ihre Gefühle so gut im Griff hatte. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr trat er vor. Es war Zeit weiterzumachen.

„Annalise Stefano“, las er von der Liste ab.

Irgendwie überraschte es ihn nicht, dass die Frau in Schwarz daraufhin das Buch zur Seite legte und aufstand. Der Name passte zu ihr. Mit langen geschmeidigen Schritten, den Kopf hoch erhoben, kam sie auf ihn zu. Eine kleine vorwitzige Locke hatte sich aus der straffen Frisur gelöst und wippte im Rhythmus der Schritte. Jack unterdrückte ein Lächeln, als er sich vorstellte, wie diese Lockenpracht ungebändigt aussah. Wie es über den nackten Rücken fiel vielleicht? Das Haar war ganz sicher eine dieser „Schichten“, die er lösen wollte.

„Ich bin Annalise“, sagte sie und streckte die Hand aus. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“

Er nahm ihre Hand in seine und hatte wieder diese widerstreitenden Empfindungen dabei. So zierlich die Hand auch war, so zart die Knochen, so spürte er doch eine nur mühsam gebändigte Kraft in ihrem Händedruck. Das schien ihrem Wesen zu entsprechen, eine schmale Person von großer innerer Stärke. Nur zögernd ließ er die Hand los, denn er hätte sie viel lieber länger festgehalten und diese geheimnisvolle Frau näher an sich herangezogen. Schon um zu sehen, wie sie reagierte, wie lange sie ihre Selbstbeherrschung aufrechterhalten konnte.

Das war nicht gut....