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Jenseits des Individuums - Emotion und Organisation

Timo Hoyer, Ullrich Beumer, Marianne Leuzinger-Bohleber

 

Verlag Vandenhoeck & Ruprecht Unipress, 2011

ISBN 9783647454160 , 363 Seiten

Format PDF, OL

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40,00 EUR

  • Legitime Gewalt in den Naturzuständen bei Kant
    Alltags- und Lebensökonomie - Erweiterte mikroökonomische Grundlagen für finanzwirtschaftliche und sozioökonomisch-ökologische Basiskompetenzen
    Auswirkungen des Öko-Audits auf das Umweltstrafrecht
    Der Heilige Geist - Das ist mehr so ein Engel, der hilft Gott - Der Heilige Geist im Religionsunterricht der Grundschule und der Sekundarstufe 1
    Geschichtspolitik im erweiterten Ostseeraum und ihre aktuellen Symptome - Historical Memory Culture in the Enlarged Baltic Sea Region and its Symptoms Today
    Varieties of friendship - Interdisciplinary perspectives on social relationships
    Latinopoly - Lernspiel zu Intra I
    Fidus - Latein entdecken: Ein Comic für Einsteiger
  • Keine Angst vor der Seelsorge - Praktische Hilfen für Haupt- und Ehrenamtliche
    Protestantismus - Aufklärung - Frömmigkeit - Historische, systematische und praktisch-theologische Zugänge
    Zukunftsperspektiven im theologisch-naturwissenschaftlichen Dialog
    Histories that Mansoul and Her Wars Anatomize - The Drama of Redemption in John Bunyan's Holy War
    Verhandelte Demokratisierung - Die Runden Tische der Bezirke 1989/90 in der DDR
    Der souveräne Mensch - Die Anthropologie Heinrich von Kleists
    Mission im Kontext Europas - Interdisziplinäre Beiträge zu einem zeitgemäßen Missionsverständnis

     

     

 

 

"Aggression und politische Sozialisation (S. 286-287)

Hans-Joachim Busch

Überlegungen zu einer politischen Psychologie des Subjekts Freud hat in seiner epochalen Schrift »Das Unbehagen in der Kultur« das Schicksal der Menschheit an den historischen Ausgang des Grundkonflikts zwischen Eros und Destruktionstrieb geknüpft. Wie dieser Ausgang günstig zu gestalten ist, die Vernichtung und der Untergang der menschlichen Gattung verhindert werden kann, ist eine Aufgabe, die seither im Mittelpunkt der Bemühungen einer psychoanalytischen Sozialpsychologie zu stehen hat. Diese Bemühungen sind sicher zahlreich gewesen und gewiss nicht fruchtlos geblieben.

Durch verschiedene theoretische Entwicklungen in der Psychoanalyse mitbedingt, haben sich aber in der Einschätzung der Triebe und Kultur schicksalhaft miteinander verknüpfenden Grundsatzfrage Freuds Differenzen ergeben. Es herrscht eine Tendenz, den positiven, Bindungen und Beziehungen knüpfenden, erotischen Kräften mehr Aufmerksamkeit zu widmen und den ihnen entgegenwirkenden Strebungen weniger Beachtung zu schenken.

Sie hängt sicher mit der Überlegung zusammen, Freuds Triebkonzept sei grundsätzlich wenig haltbar und sei daher zugunsten ich-psychologischer, entwicklungspsychologischer oder objektbeziehungspsychologischer Ansätze in den Hintergrund zu stellen oder ganz aufzugeben. Der Gewinn, den diese nachfreudschen Ansätze erbracht haben, soll nicht inAbrede gestellt werden. Gleichwohl denke ich, dass die theoretischen Vorteile, die sie mit sich bringen, unnötigerweise mit Einbußen an gegenwartsdiagnostischer Triftigkeit erkauft sind. Die theoretischen Neuerungen gehen mit einer konzeptuellen Abschwächung des Einflusses von Aggression auf Sozialisation, Interaktion und gesellschaftliche Beziehungen einher. Die offensichtlich andauernde Gewaltförmigkeit in der heutigen Welt der Spätmoderne kann in diesem revidierten Format psychoanalytischer Sozialpsychologie nicht hinreichend erfasst werden.

Über Motive solcher – was die zivilisatorische Bewältigung von Destruktivität betrifft – psychoanalytisch-sozialpsychologischer Zuversichtlichkeit kann man sicher nur spekulieren. Mein Eindruck von den mit der Rezeption der Psychoanalyse in Deutschland ab den 1960er-Jahren gemachten (natürlich auch eigenen) Erfahrungen war, dass sie auch der Beruhigung geschichtlich geprägter Zukunftssorgen diente. Die destruktive, menschenfeindliche Vergangenheit der Vätergeneration wurde durch die 1968er-Generation gleichsam eingekapselt.

So musste sie sich nicht mit der bedrohlichenMöglichkeit, dass etwas davon von den Vätern auf sie übergegangen sei, auseinandersetzen. Vaterlosigkeit, in einem anderen Sinn als bei Mitscherlich (als Sich-von-den-Vätern-Lossagen), konnte dann willkommen geheißen bzw. gesucht werden: als Hort von aggressionsfreier, friedfertig-fortschrittlicher Praxis. Die Aggression, die dabei selber mobilisiert wurde, hatte ihrerseits etwas Sprachloses, war schwer thematisierbar; sie wurde, anders als es eine wirklich kritische Praxis erfordern würde, nicht reflexiv."