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Kupfer im regionalen Ressourcenhaushalt
Dominic Wittmer
Verlag vdf Hochschulverlag AG, 2006
ISBN 9783728132109 , 280 Seiten
Format PDF, OL
Kopierschutz DRM
1 Einleitung (S. 3-4)
1.1 Ausgangslage und Motivation
Limitierte Rohstoffe
Weltweit wächst mit fortschreitender Technisierung und Urbanisierung der Materialeinsatz in der Anthroposphäre an. Die steigende globale Nachfrage nach Rohstoffen bzw. Waren bewirkt einen beschleunigten Ressourcenabbau in der Geosphäre – absolut und pro Kopf. So hat der Mensch nach dem Zweiten Weltkrieg mehr mineralische Rohstoffe abgebaut als in der vorherigen Menschheitsgeschichte (WELLMER und BECKER-PLATEN 1999). Eine wichtige Ursache für den grossmassstäblichen Ressourcenabbau liegt darin, dass mineralische Rohstoffe im Güterhandel als materialisierte „Träger" des wertsteigerungsfähigen Vorganges vom Ausgangsstoff zum Produkt dienen (ADRIAANSE et al. 1998).
Doch die „Prämisse", Wirtschaftswachstum zu erlangen, hat ihren Preis: Bereits in den frühen siebziger Jahren wurde mit dem Erscheinen des Berichts des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums" die Entwicklung des Ressourcenverbrauchs als nicht nachhaltig eingestuft, und nach aktueller Beurteilung hat sich an dieser Aussage nichts Grundlegendes geändert (MEADOWS, D. 1972, MEADOWS, D.H. et al. 2004). Der in den vergangenen Jahren rasche Aufstieg von Wirtschaften in Fernost deutet an, wie sprunghaft sich der Bedarf in Zukunft entwickeln kann. Eine Fortführung dieser Entwicklung – ein unbegrenztes Wachstum – ist jedoch aufgrund der Rahmenbedingungen auf der Erde per se nicht möglich, da die Ressourcen limitiert sind.
Dies gilt insbesondere für die nichterneuerbaren Ressourcen1, wozu sowohl die fossilen Energierohstoffe als auch die metallischen Rohstoffe gehören. Ressourcenverknappung wird in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich an Intensität gewinnen, auch wenn zunehmende Rezyklierungsaktivität diese Entwicklung dämpft. Neben dieser direkten Limitierung durch die Knappheit der Ressource existiert auch eine indirekte Limitierung. Mit zunehmendem Fortschritt des Primärressourcenabbaus treten sukzessive mehrere physische und ökologische Beschränkungen auf.
Wichtige Beschränkungen sind der „ökologische Rucksack" inklusive der „grauen Energie" der Rohstoff- und Güterproduktion (Knappheit der Energie, CO2-Äquivalente), die diffusen Emissionen während und nach der Nutzung (Human- und Ökotoxizität), der Deponieraum (anfallende Menge) und das Deponieverhalten (Toxizität). Da die fortschreitende Urbanisierung langfristig zu Verknappungsproblemen in verschiedenen Bereichen (Güter, Landnutzung, Energie) führt, ist eine nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung anzustreben.
Eine Entwicklung wird „nachhaltig" genannt, wenn sie eine Deckung der gegenwärtigen Bedürfnisse gewährleistet, ohne gleichzeitig den späteren Generationen die Möglichkeit zur Deckung der ihren zu verbauen („Agenda 21")(UNCED 1992). Zur langfristigen Wahrung der Existenzgrundlagen fordert das Kapitalstockmodell der Weltbank die Fähigkeit, von den „Zinsen des Kapitals" zu leben, wobei Kapital nicht nur das wirtschaftliche, sondern auch das ökologische und das soziale Kapital als Wert erfasst, den es zu wahren oder zu mehren gilt (IDARIO 2001).
Nach der Enquete- Kommission des Deutschen Bundestages Schutz des Menschen und der Umwelt sind nichterneuerbare Ressourcen nur in dem Umfang zu nutzen, in dem ein physisch und funktionell gleichwertiger Ersatz in Form erneuerbarer Ressourcen oder ein Ausgleich durch eine höhere Produktivität der erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Ressourcen geschaffen wird (ENQUETEKOMMISSION DES DT. BUNDESTAGS 1993).