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Sex oder Lüge

Alison Kent

 

Verlag MIRA Taschenbuch, 2011

ISBN 9783862780389 , 256 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz DRM

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7,99 EUR

  • Versicherungsvertragsrecht 2008
    Produktinnovationen in der deutschen Versicherungswirtschaft - Theoretische Analyse aktueller Preisentwicklungen
    Grundlagen der Kalkulation von Versicherungsprodukten in der Schaden- und Unfallversicherung
    Praxisratgeber Umwelt- und Produkthaftung - Strafrecht - Haftungsrecht - Gefahrenabwehrrecht
    Haftpflichtversicherung
    Die Kfz-Versicherung
    Ratgeber Geschäftsführer-Haftung
    Die Begutachtung für die private Berufsunfähigkeitsversicherung - Ein Leitfaden für medizinische Gutachter und Sachbearbeiter in den Leistungsabteilungen privater Versicherer
  • Umweltschadensgesetz und Umweltschadensversicherung - Ein Handbuch für die Praxis
    Recht und Praxis des Versicherungsmaklers
    Atem und Bewegung - Theorie und 111 Übungen
    Der Atem - Quelle von Entspannung und Vitalität
    Die Sünderin von Siena - Roman
    Mädchenmörder - Ein Liebesroman
    Das neue VVG- Eine synoptische Gegenüberstellung mit der alten Gesetzeslage
    Rechtsprechungssammlung zur Kasko-Versicherung
 

 

1. KAPITEL


November

Normalerweise gehörte es nicht zu Caleb McGregors Reportertricks, an eine Story zu kommen, indem er sich hemmungslos betrank. Jetzt aber saß er hier im Club des einzigen Hotels in Snow Falls und trank. Das Romantik-Skihotel lag in den Bergen von Colorado und wurde aus dem Ort Mistletoe, der am Fuß des Bergs lag, mit allem Nötigen versorgt.

Auch mit Alkohol.

Eigentlich wusste Caleb, dass Alkohol niemals weiterhalf. Leider hatte ihn dieses Wissen nicht davon abgehalten, vor Kurzem den größten Fehler seines Lebens zu machen. Er konnte auch nicht leugnen, dass er schon oft Antworten auf seine Fragen gefunden hatte, indem er seine Nase in Dinge gesteckt hatte, die ihn nichts angingen – oder indem er zusammen mit den richtigen Leuten ein Glas zu viel getrunken hatte.

Auch in nüchternem Zustand besaß Caleb fast so viel Intuition wie die weibliche Bevölkerung von Baltimore, der Stadt, in der er lebte, die er aber nicht direkt als Zuhause betrachtete. Ein Zuhause war eher etwas, das mit tieferen Emotionen verbunden war, und so sah er Baltimore als eine Art Basis an, von der aus er seine Reisen unternahm.

Als er hier in Snow Falls im „Club Crimson“ die Sängerin auf der Bühne zum ersten Mal gehört hatte, war sein sechster Sinn sofort zum Leben erwacht.

Unglücklicherweise hatte er mittlerweile schon so viel Scotch getrunken, dass er nur den vagen Eindruck hatte, dicht an einer großen Story zu sein. Einer Story, die vielleicht genauso viel Aufsehen erregen konnte wie der eigentliche Grund seiner Reise hierher, nämlich die Exklusiveinladung von Ravyn Black.

Tief durchatmend blickte er sich um.

Club Crimson, die Bar, die zum Romantikhotel gehörte, war vollkommen in Rottönen eingerichtet. Die Teppiche waren weinrot, die Polster der Barhocker und die Stühle scharlachrot, die Sofas und Sessel rot und pink gemustert.

An sich störte Caleb sich nicht an einer Einrichtung in Rot. Das kannte er aus seinen italienischen oder chinesischen Lieblingsrestaurants, und dort gefiel es ihm ganz gut. Sogar sein Lieblingsverein im Baseball, der „Boston Red Sox“, lief bei jedem Spiel in Rot auf.

Aber wenn das ganze Ambiente in einem Club romantisch und erotisch wirken sollte, jedoch jede Sinnlichkeit fehlte, dann ärgerte ihn so etwas.

Anscheinend reichte es den Betreibern des Clubs nicht, sich bei der gesamten Einrichtung auf die Farbe Rot zu beschränken. Um die Romantik noch stärker hervorzukehren, hatten sie auch noch eine rothaarige Sängerin engagiert, die sich Candy Cane nannte.

Ja, dachte Caleb, so viel schlechter Geschmack grenzt schon an Beleidigung. Noch dazu trug die Sängerin einen schmalzigen Song nach dem anderen vor.

Das allerdings tat sie großartig. Sie besaß das Talent, einen Song wie eine Geschichte zu erzählen. Ihre leicht heisere Soulstimme klang nach Rhythm and Blues, und seltsamerweise kam Caleb die Stimme bekannt vor, auch wenn er in seinem Zustand nicht sagen konnte, woher.

In seinen Ohren klang der Text verführerisch, das Kostüm der Sängerin war sexy, und ihr gesamter Auftritt erregte ihn wie einen Teenager. Oder wie einen erwachsenen Mann, der etwas zu viel getrunken hatte.

Bei den vielen Drinks, die er bereits geleert hatte, war es im Grunde erstaunlich, dass er überhaupt noch bemerkte, wie übertrieben er reagierte.

Zum Glück war er bereits beim Betreten der Bar so klug gewesen, sich ganz hinten in einer Ecke einen Platz in einer Nische auszusuchen. Hier saß er abseits und war gleichzeitig in der Lage, den ganzen Raum im Auge zu behalten. Jetzt gerade konnte er allerdings den Blick nicht von der Sängerin abwenden und genoss jede Sekunde.

Candy Cane sah fantastisch aus, obwohl Caleb in dieser Umgebung der künstlichen Romantik bezweifelte, dass an dieser Frau irgendetwas echt war. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, ungehemmt ihr Dekolleté in dem engen roten Kleid zu bestaunen.

Wie schafften Frauen es bloß, dass ihre Brüste trotz solcher tiefen Ausschnitte im Kleid blieben? Zugegeben, manche hatten da nicht viel zu befürchten, aber die Sängerin auf der Bühne musste schon vorsichtiger sein. Egal, ob diese Brüste von Mutter Natur oder vom Chirurgen stammten, die Frau war gut bedacht worden.

Ihre schlanke Taille ging in sinnlich gerundete Hüften über mit einem wundervollen Po. Genau so mochte Caleb einen Frauenkörper. Mit runden Hüften und rundem Po. Wenn er die Welt regieren würde, würde er per Gesetz dafür sorgen, dass Frauen mehr waren als nur zwei große Brüste an einem schmalen, androgynen Körper. Diese Frau auf der Bühne würde er jederzeit Ravyn Black vorziehen. Die gertenschlanke Sängerin der Band Evermore, deretwegen er hier in Mistletoe war, stellte optisch das genaue Gegenteil dieser Frau dar. Sie war …

Caleb verlor gedanklich den Faden. Zeit fürs Bett, sagte er sich, aber in diesem Augenblick stimmte der Mann am Piano das letzte Lied der Sängerin an, und das Publikum, das die ganze Zeit über schon wie gebannt zugehört hatte, verstummte vollkommen.

Erregt beobachtete Caleb, wie Candy das Mikrofon vom Ständer zog, wo sie es während ihres Auftritts fast sinnlich liebkost hatte, und ihren letzten Song begann.

Mit wiegenden Hüften kam sie an den Bühnenrand und stieg die Stufen hinunter zu ihrem Publikum, das zum Großteil aus verliebten Pärchen bestand.

Auf ihrem langen, welligen rotblonden Haar reflektierten die Lichtpunkte der Discokugel, genau wie auf den Pailletten ihres Kleids.

Sie trägt eine Perücke, dachte Caleb, doch dann konnte er den Blick nicht mehr von ihrem roten Kleid abwenden. Es lag so eng an, dass sie ohne den seitlichen Schlitz sicher keinen einzigen Schritt hätte gehen können.

Er sah zu, wie sie sich einen Weg durchs Publikum bahnte. Mal berührte sie einen Mann an der Krawatte, einem anderen strich sie eine Strähne aus der Stirn, legte jemandem die Hand auf die Schulter oder ließ einen Finger über den Arm seiner Begleiterin gleiten. Ob Mann oder Frau, die Sängerin verführte sie alle. Auch Caleb verfiel ihrem Charme.

Alles an ihr wirkte erotisch. Jeder Schritt, ihre rauchige Stimme, ihr Augenaufschlag und die Art, wie sie mit der Zungenspitze über ihre Lippen glitt.

Caleb war klar, dass er nicht der einzige Mann hier im Raum war, der weiche Knie und feuchte Hände bekam. Sein Puls raste. Mit ihrem Auftritt erregte Candy Cane mühelos jeden Mann im Raum.

Zwar saß er als Einziger im Publikum ohne Partnerin am Tisch, doch ihm war klar, dass er selbst in Begleitung seiner Mutter, eines Priesters oder einer Partnerin durch Candy Canes Ausstrahlung eine Erektion bekommen hätte.

Dann geschah etwas Merkwürdiges. Candy Cane stellte sich an eine ganz bestimmte Stelle und lehnte sich im perfekt ausgerichteten Scheinwerferlicht rücklings an ein Sofa.

Obwohl der Moment sofort wieder vorbei war, weil die Sängerin sich zum nächsten Gast hinunterbeugte, erstarrte Caleb innerlich.

Anstatt wegzusehen, musterte er sie. Er war sich sicher, dass es nichts damit zu tun hatte, dass er auf leeren Magen zu viel Scotch getrunken hatte. Ihr Gesicht kam ihm bekannt vor, genau wie er zu Beginn ihres Auftritts ihre Stimme wiedererkannt hatte.

Er sehnte sich nach einem starken Kaffee, um wieder nüchtern und wach zu werden, damit er die Eindrücke, Erinnerungen und Gedanken sortieren konnte, die ihm durch den Kopf gingen.

In seinem Job war er auf Gerüchte angewiesen. Er hörte zu, prüfte, recherchierte und verwarf. Das tat er jetzt seit zehn Jahren für seine Kolumne über die Welt der Stars und Sternchen. Anfangs waren seine Beiträge noch klein und bescheiden erschienen, hatten sich im Lauf von zwei Jahren aber zu einer landesweiten Institution entwickelt. Mittlerweile war seine Kolumne so bekannt, dass es sogar eine eigene Website dazu gab. Immer wieder beriefen Fernsehsender sich in ihren Reportagen auf seine Texte.

Caleb McGregor schrieb unter dem Pseudonym Max Savage. Max Savage wurde geliebt, verehrt und gefürchtet. Politiker, Prominente und Großindustrielle, niemand war vor seinen bissigen Kommentaren sicher, wenn er ein Ereignis für würdig befand, darüber zu berichten.

Hier im Hotel und im Club wusste niemand, wer er war, geschweige denn, dass er exklusiv zu einem sehr privaten und geheimen Ereignis eingeladen war – zur Hochzeit von Ravyn Black und Teddy Eagleton. Während der nächsten Tage würde er über die Vorbereitungen für dieses wichtige Event berichten. Wie üblich in solchen Situationen behauptete er, ein Mitglied des Teams von Max Savage zu sein. Nicht einmal Ravyn wusste, dass er selbst Max war.

Seine Identität kannten nur sein Agent, sein Anwalt und sein Herausgeber.

Im Lauf der Jahre hatte er gelernt, wie vorteilhaft es war, das Privatleben aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit herauszuhalten. Dadurch würde es ihm auch leichter fallen, die Rolle als Max Savage aufzugeben und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Nur noch diese Hochzeit und ein letzter Paukenschlag, dann würde Max Savage auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Gelangweilt auf eine große Story zu warten, das war nie etwas für ihn gewesen. Lieber jagte er Gerüchten nach, auch wenn die sich als falsch herausstellten. Allerdings hatte er nie damit gerechnet, dass er letztlich auf dem Niveau landen würde, das heutzutage zu seinem Arbeitsalltag gehörte. Er war es leid, über Prominente zu berichten, die ohne Unterwäsche aus dem Haus gingen oder private Sexvideos drehten, um auf diesem Weg ins Rampenlicht zu kommen.

Genauso wenig hätte er geglaubt, jemals das Vertrauen eines Freundes zu enttäuschen, weil er...